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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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Gleichzeitig ging ein Bier nach dem anderen über
den Tresen. Später war ich damit beschäftigt, in der dampfbadheißen Küche den
Schweinebraten in daumendicke Scheiben zu schneiden und auf die Teller zu
drapieren. Nach dem Essen musste ein neues Fass an die Zapfanlage angeschlossen
werden und Cäci war immer noch nirgends zu sehen. Allmählich machte ich mir
Sorgen, das war nicht ihre Art. Alle, die ich befragte, meinten, sie hätten sie
zuletzt auf der Beerdigung gesehen.
    »Schau mal nach ihr, vielleicht ist ihr ja schlecht
geworden …«, Frieda zeigte mit dem Kopf zum Ausgang, sie balancierte auf
dem Tablett sechs WalderBräu und ein Mineralwasser. Wahrscheinlich war
Hildegard unter den Gästen.
    »Ich habe schon überall nach ihr gesucht. Aber ich schau noch
einmal nach.«
    Ich konnte Cäci auch dieses Mal nicht finden. Es gab auch
keine Anzeichen, dass sie zum Baden an den Baggersee gegangen war. Ihr Bikini
lag über der Armlehne des einzigen Stuhles in ihrem Zimmer unter dem Dach.
Immer wieder rief ich bei mir zu Hause an – vergebens. An mein Handy, das ich
ihr bei der Beerdigung zugesteckt hatte, dachte ich nicht mehr.

     
    Ich war noch lange bei Frieda geblieben, hatte
ihr sogar noch beim Aufstuhlen geholfen. Sie war mittlerweile sehr beunruhigt,
denn Cäci war bis jetzt noch nie verschwunden gewesen. Mit einer Ausnahme, als
sie mit mir vor einem Vierteljahr Schluss gemacht hatte. Da war sie einfach in
ihre Studentenbude nach Tübingen abgehauen.
    »Habt ihr euch wieder gestritten?«, fragte Frieda mehrmals.
    Ich erklärte ihr, dass wir gerade auf dem besten Weg waren,
unsere Beziehung nachhaltig zu kitten und dass wir uns noch nie so gut
verstanden hätten wie in den letzen Tagen.
    »Meinst du, das hat etwas mit den Morden zu tun?«, meinte sie
ängstlich.
    Ich versuchte sie zu beruhigen, es gelang mir aber schlecht,
da ich ebenfalls glaubte, dass etwas Schlimmes passiert war.
    Fast im halbstündigen Rhythmus riefen wir erfolglos die
Nummer in ihrer Studentenwohnung an.
    »Mein Handy, sie hat doch mein Handy in die Rocktasche
gesteckt!«
    Aufgeregt tippte ich meine Nummer. Der Versuch, sie
anzurufen, scheiterte jedoch. ›Teilnehmer nicht erreichbar‹, signalisierte
Friedas Telefon.
    »Der Akku wird schon wieder leer sein.«
    Frieda beruhigte sich selbst: »Ich denke, die ist wegen irgendetwas
sauer, die ist nach Tübingen gefahren und braucht ihre Ruhe. Vielleicht ist sie
essen gegangen oder bei einer Freundin. Vielleicht geht sie auch mit Absicht
nicht ans Telefon, die kann so trotzig sein. Das war bestimmt auch alles zu
viel für sie. Wenn ich sie morgen früh nicht erreiche, ruf ich die Frau Krieger
von der Polizei an, die hat mir sogar ihre Handy-Nummer gegeben. Und ihr Bikini
liegt ja oben, die geht doch nicht allein zum Baden.«
    Beunruhigt und verunsichert ging ich spät nach Hause, setzte
mich auf meine Harley und raste, obwohl ich sicher war, sie dort nicht zu
finden, zum Baggersee. Keine Spur von ihr. Die Polizei jetzt noch anzurufen,
würde nichts bringen.
    Lange konnte ich nicht einschlafen, ich schob es auf die
Hitze. Tränen liefen langsam aus meinen Augenwinkeln.

16
    Für den Mann war es ganz leicht gewesen. Es war
sogar ein richtiger Glücksfall. Cäcilia verließ die Beerdigung vorzeitig, sie
wollte sich nicht der langen Kondolenzschlange anschließen. Alle glotzten sonst
immer bis zum Schluss neugierig zum Grab, denn der heimliche Höhepunkt einer
Beerdigung war für viele das Kondolieren. Ob sich da noch eine Sensation
ereignen würde? Manchmal fielen Witwen in Ohnmacht, und das bot dann tagelangen
Gesprächsstoff für die Dorfbewohner.
    Den Plan, den er sich für die kommende Nacht ausgedacht
hatte, ließ er augenblicklich fallen. Es ging viel einfacher – Gott sei Dank
hatte er den Raum schon hergerichtet.
    Er musste die junge Frau nur von der anderen Seite der Kirche
her kommend abpassen. Bestimmt würde sie wie immer die Abkürzung durch das
Heckenwäldchen zum Unterdorf nehmen. Sein Fehlen würde niemandem auffallen.
Ruhig bewegte er sich aus der Menge heraus und nickte noch freundlich dem
Bürgermeister zu, der ihm würdevoll mit einem angemessenen Senken des Hauptes
antwortete. Als er hinter der Sakristei aus dem Blick der Trauergemeinde war,
eilte er los, schnappte sich eine Schubkarre vom abgelegenen Komposthaufen des
Friedhofs und zwängte sich geschickt durch Hecken und Büsche. An einem Hagebuttenstrauch
kratzte er

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