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Gott und die Staatlichen Eisenbahnen

Gott und die Staatlichen Eisenbahnen

Titel: Gott und die Staatlichen Eisenbahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ustinov
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Wort: »Barrett!«
    »Es bleibt uns nur ein einziger Weg offen, der vereinbar ist mit unserer Verantwortung als mächtigste Nation der Welt und als Beschützer der parlamentarischen Institutionen.« (Oh, es gab nichts auszusetzen an langen Wörtern, wenn es nur die gleichen waren, mit denen der Mann auf der Straße versuchte, seine Informiertheit zu beweisen) »Wir müssen zeigen, daß es uns Ernst ist. Klar? Und das einzige Mittel, um in den Konfliktregionen unsere Absichten zu verdeutlichen, ist die Offensive. Wir sind versöhnlich und immer bereit für Verhandlungslösungen auf diplomatischem Weg, aber um unsere Verhandlungsbereitschaft zu beweisen, wäre es verrückt, wollten wir darauf verzichten, unser taktisches Potential aufzuwerten und die nächsthöhere Eskalationsstufe in den Konfliktgebieten anzusteuern.«
    »Das sagten Sie gestern bereits«, bemerkte der Präsident. »Ich habe meine Meinung nicht geändert«, erwiderte O’Hehir unkompliziert.
    Der Präsident lächelte wohlwollend. Ihm gefiel solch ein Mann, der den Mut hatte, ihm Kontra zu bieten. Und außerdem sprach er gut.
    »Wie aber, wenn unsere Gegner zurückeskalieren?« fragte Mr. Crust und lächelte wie die böse Fee auf der Hochzeit. »Sie haaaben keine Eskalatiooon«, krächzte Professor Szasz, eifersüchtig auf seine Erfindung. »Sehen Sie, unsere Gegner haaaben kein industrielles Potentiaaal, wie wir es haaaben. Sie haaaben keine hochentwickelten Waaaffen. Sie haaaben weder das nötige Kleingeld noch das Knowhow für die Eskalatiooon.«
    »Sie könnten Vergeltung üben«, warf der Außenminister ein.
    »Vergeltung ist nicht Eskalation«, entgegnete Professor Szasz mit Bestimmtheit, und seine blauen Augen funkelten vor verteidigungsbereiter Logik.
    »Gegen ihn haben Sie keine Chance, Morland«, lachte der Präsident und wandte sich wieder an O’Hehir. »Was würde dies an Truppenstärke kosten?«
    »Sehr wenig, Mister President. Im Fall von Nordlaos«, alle Köpfe wandten sich wieder zum Bildschirm, wo Laos automatisch aufflammte, kaum daß der Name fiel, »würde es die unmittelbare Belegung militärischer Ziele mit taktischen Atomwaffen zur Folge haben. Dafür brauchen wir – General Scheidemeyer?«
    »Die Verlegung der 118. Taktischen Atomkampftruppe aus Concord Field sowie der 415. Spezialkampfeinheit aus Fort Peluskie. Siebenundzwanzigtausend Mann, alles in allem.« Der Präsident nickte. »Auf dieser Stufe möchte ich keine höheren Einsätze spielen«, sagte er.
    »Das Problem in Vietnam ist irgendwie komplexer, eskalationsmäßig«, fuhr O’Hehir fort. »Hier müßten wir um einen Punkt eskalieren, auf Phase achtundzwanzig, das ist – Professor Szasz wird mich verbessern, falls ich mich irre – der erste Schlag mit begrenzten Atomangriffen auch gegen solche Industriebetriebe, die kein Kriegsmaterial produzieren. Landwirtschaftliche Genossenschaften und öffentliche Gebäude fallen unter diese Kategorie.«
    »Sehr richtig«, nickte Professor Szasz. »Hmh. Und was bedeutet das?« fragte der Präsident düster. »General McAteer?« fragte O’Hehir.
    »Keine größeren Veränderungen im Augenblick, Sir«, antwortete der General. »Es bedeutet nur den Übergang von militärischen zu zivilen Zielen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keine Anhaltspunkte dafür, daß der Feind ausreichend gerüstet wäre für eine Gegeneskalation – bedaure, einen Vergeltungsschlag gegen uns. Jedenfalls haben wir keine zivilen Ziele dort unten, gegen die sich eine Vergeltung richten könnte.«
    »Richtig«, sagte der Präsident.
    »In Kambodscha aber sollten wir, meiner Meinung nach, unmittelbar von Phase zwölf zu Phase fünfzehn eskalieren«, sagte O’Hehir.
    »Ein ganz beträchtlicher Phasensprung, nicht wahr, Barrett?«
    »Ja und nein, Sir. Phase fünfzehn ist eine Phase, in der zum erstenmal eine Atomwaffe zum Einsatz kommt, scheinbar versehentlich, mit nachfolgender Entschuldigung.«
    »Wie damals, als wir das buddhistische Kloster in Phing-Aung bombardierten«, sagte Mr. Crust leise. »Keineswegs«, erwiderte O’Hehir scharf. »Das war ein echter Unfall, kein simulierter.«
    »Die Folgen sind die gleichen.«
    »Für sie, nicht für uns.«
    General Goldsmith E. Cartwright meldete sich zu Wort. »Ich gebe zu bedenken, Mister President: Es würde unsere logistischen Probleme unnötig komplizieren, wenn wir gezwungen wären, einen konventionellen Krieg und einen Atomkrieg gleichzeitig zu führen. Wir müßten ungeheure Mengen ganz

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