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Gott und die Staatlichen Eisenbahnen

Gott und die Staatlichen Eisenbahnen

Titel: Gott und die Staatlichen Eisenbahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ustinov
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eingenommen. »Ich werde rechtzeitig zurück sein«, sagte Bryan, als er ins Büro aufbrach.
    »Sei bitte so freundlich und lege nur den Smoking heraus. Die Guildforth-Nasmith’ wohnen in Chelsea. Das Dinner ist um Punkt acht.«
    Angela verbrachte den Tag am Telephon mit ihren Freundinnen, denen sie erzählte, daß sie in Kürze in Bagdad sein würde.
    »Oh, Liebste, wie aufregend!«
    »Nicht wahr? Bryan hat dort einen schrecklich guten Posten ergattert. Es ist nur ein erster Schritt, natürlich, aber Sir Norman soll riesig nett sein – wir sind dort heut abend zum Dinner – und man sagt, Sir Norman ist eigentlich der geborene Mann für Paris und Washington – und weil er so große Stücke auf Bryan hält.«
    Um halb sechs etwa begann Angela die Wanne zu füllen. Sie hatte Bryans Smoking ordentlich auf seiner Seite des Ehebettes zurechtgelegt. Daneben ein sauberes Hemd, frische Unterwäsche, seine Manschettenknöpfe und seine Smokingspange, seine Abendsocken und sein Menthol-Mundspray. Auf dem Weg ins Bad fiel ihr auf, daß Casanova vor der Haustür stand.
    »Du möchtest nach draußen, mein Liebling?« fragte sie erstaunt. Bisher hatte er nie hinausgewollt und war ganz zufrieden mit dem Teppich gewesen. Er wedelte mit dem Schwanz. Sie öffnete die Tür und sah ihn zur Hecke hinüberlaufen, wo er ein Bein hob.
    »Wir werden aus dir noch einen anständigen Hund machen«, sagte sie und fügte hinzu: »Du wirst jetzt dort bleiben und das Haus bewachen, während Mami ein Bad nimmt.« Bryan kehrte heim, während Angela in der Wanne lag, und kaum hatte er die kleine Pforte geschlossen, die von der Straße zum Garten führte, als Casanova ihn mit solcher Wucht ansprang, daß er taumelte und seine Brille auf den Kies fiel. In blindem Schrecken, sich der Nähe des Hundes bewußt, sank er auf alle viere und tastete nach seiner Brille. Der Hund packte ihn am Nacken, wie sein Instinkt ihm befohlen hätte, einen wilden Eber oder Hirsch zu fassen, und kaum lag Bryan auf der Erde, grub er seine Zähne tief ein und zerfetzte das schutzlose Fleisch mit der rasenden Disziplin eines Tieres, das dem Gesetz der Natur gehorcht. Nachdem er sein Werk getan hatte, beschnupperte er mit offenkundiger Gleichgültigkeit Bryans reglose Gestalt und trollte sich ins Haus, als wäre nichts geschehen.
    Angela kam aus dem Badezimmer – nackt, bis auf die Duschhaube – und ging in ihrem Zimmer hin und her. Sie machte sich nicht mal die Mühe, die Gardinen vorzuziehen. Weil sonst niemand da war, mit dem sie hätte sprechen können, sprach sie mit Casanova, der sie vergnügt anschaute. Sorgfältig machte sie sich für die Abendgesellschaft zurecht.
    »Der alte Knabe übertreibt’s ein bißchen, findest du nicht?« Casanova wedelte einmal mit dem Schwanz. »Viertel vor sieben, und noch keine Spur von ihm. Das sieht ihm nicht ähnlich, was? Punkt sieben Uhr dreißig, Frühstück. Halb sieben abends, Schlüssel ins Haustürschloß – pünktlich wie die Uhr. Gott, sehe ich müde aus. Verdammte Dummheit. Die Nacht ist zum Schlafen da, oder. Ach, na, reden wir nicht darüber, mein Casanova, auch wenn es ein bißchen deine Schuld ist. Die Liebe. L’Amour. Amore. Love. Wie sagt man auf hündisch, frage ich mich?« Von einer nahen Kirche schlug es sieben. »Wir kommen zu spät! Na, einmal wenigstens nicht meine Schuld.«
    Ihr Ärger wuchs, und statt ihr Abendkleid anzuziehen, legte sie sich aufs Bett. Seine Schuld, immerhin, wenn er sie unbekleidet vorfand.
    »Was, du bist noch nicht fertig?« würde er fragen – und dann, als empörter Nachsatz: »Zieh wenigstens die Gardinen vor, wenn du schon so herumliegen mußt!«
    Während sie in solch attraktivperversen Gedanken schwelgte, gab es im Bett einen unangenehmen Ruck, und Casanova stand oben, den Kopf gesenkt, und starrte auf sie herab. »Was machst du da? Sofort hinunter! Sofort!« Der Hund machte keine Anstalten, ihr zu gehorchen. Sie lächelte, unwillkürlich ein wenig erschreckt, und sagte: »Na gut, bleib also oben, aber leg dich hin, und laß dich nicht vom Alten erwischen, sonst ist die Hölle los. Dein Leben wäre, wie meines, nicht mehr lebenswert.« Casanova legte sich neben sie und starrte sie an, seine orangeroten Augen leuchtend und reglos wie die einer Eule. Träge begann sie mit seinem Ohr zu spielen, faltete es und klappte es wieder auf, während sein Maul sich öffnete und er zu hecheln anfing, die Augen jetzt halb geschlossen, wie in Ekstase. Die Wärme seines Fells an ihrem Schenkel

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