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Gott und die Staatlichen Eisenbahnen

Gott und die Staatlichen Eisenbahnen

Titel: Gott und die Staatlichen Eisenbahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ustinov
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wären dort gewesen, und das ist die Wahrheit. Allerdings würde ich sehr gerne eines Tages hinfahren.«
    »Woher hatten Sie den Einfall mit dem Buchweizen?«
    »Oh, ich bin nicht ungebildet. Ich weiß, was andere Völker essen. Man läßt einen solchen Satz fallen, und diejenigen, die in Rußland waren, werden nie auf die Idee kommen, einen zu fragen, ob man selbst dort gewesen ist.«
    »Sie sollten in die Politik gehen«, sagte ich. »Ah, Dottore, ich bin ja nicht unehrlich«, antwortete er. »Ich gebrauche nur meinen Kopf, um es nicht sein zu müssen. Die Politik würde mich korrumpieren.«
    Der Amerikaner spähte auf den Korridor hinaus. »Haben Sie Mineralwasser mit Eis?« fragte er. »Ja, Sir«, antwortete der Schaffner.
    »Übrigens«, fuhr der Amerikaner fort, »ich würde gern Ihren Namen erfahren.«
    »Warum, Sir? Habe ich etwas getan, was Ihnen mißfallen hat?« Der Schaffner war nicht im geringsten aus der Fassung gebracht.
    »Im Gegenteil«, sagte der Amerikaner mit einem bewundernden Augenzwinkern. »Ich habe gesehen, wie sie gerade mit einer ziemlich häßlichen Situation fertig wurden. Oh, wirklich, Sie haben eine kühlen Kopf behalten. Ich verstehe natürlich nicht Italienisch, aber ich habe, schätze ich, genügend Erfahrung mit solchen Sachen, um zu würdigen, was Sie getan haben.«
    »Vielen Dank, Sir«, antwortete der Schaffner. »Aber darf ich Sie fragen, was Sie mit meinem Namen vorhaben?«
    »Ich bin nächste Woche, wenn ich aus Genf zurückkehre, beim Generalkonsul der Vereinigten Staaten in Milano zum Lunch. Ich möchte Sie ihm empfehlen.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Nun, ich dachte, Ihnen einen Gefallen zu tun. Außerdem brauchen wir jeden Freund, den wir bekommen können. Das weiß ich, und Sie wissen es auch.«
    Der arme Mann kam ein bißchen ins Schleudern. Er hatte sogar >Milano< statt Mailand gesagt, eine Geste der Solidarität. Er war tief überzeugt, daß die meisten Menschen Brüder seien. Verzweifelt war er bemüht, seine Brüderlichkeit denen aufzudrängen, die er ihrer für würdig hielt. »Nun, nehmen Sie doch meine Karte«, sagte er. »Falls Sie jemals in Schwierigkeiten kommen, erinnern Sie sich an William C. Rosencrantz. Ich bin, wie man so sagt, ein Troubleshooter, bei der – « Und hier nannte er eine Ansammlung von Initialen, die für eine der vielen sich überschneidenden Agenturen der US- Regierung standen. Der Schaffner nahm die Karte, bedankte sich und ging das Mineralwasser holen, das der Amerikaner wahrscheinlich gar nicht haben wollte, sondern nur zur listigen Eröffnung eines Gesprächs benutzt hatte.
    »Ja, das war eine ziemlich häßliche Situation«, sagte Mr. Rosencrantz.
    »Oh, schlimmstenfalls hätte es passieren können, daß der Zug nicht weitergefahren wäre«, sagte ich. »Glauben Sie das nur nicht. Es braucht lediglich einen Funken, um solch eine Situation zu entflammen. Jemals in Laos gewesen?«
    »Nein.«
    »Na, wären Sie dort gewesen, dann wären Sie nicht so optimistisch.«
    Ich fand es womöglich zu grausam, ihn aufzuklären, daß wir nicht in Laos waren. Darum sagte ich ihm, um des lieben Friedens willen, daß er wahrscheinlich recht haben könnte. Er nahm mein Zugeständnis sehr übel auf. »Ich weiß verdammt genau, daß ich recht habe«, schnappte er. »Überhaupt habe ich viel zuviel Gleichgültigkeit in Europa gesehen.«
    »Gleichgültigkeit wogegen?« fragte ich scharf. »Die internationale kommunistische Verschwörung!« bellte er zurück.
    »Ach, das.« Ich entspannte mich und lächelte. »Darf ich Sie fragen, wie lange Sie schon hier sind?« fragte ich. »Wo?«
    Ich beschloß, die Initiative zu ergreifen. »Wir sind im Moment in Italien, nicht in Laos.«
    »Ich war sechs Jahre in Laos«, sagte er. »Und hier?«
    »Nächsten Donnerstag werden es zwei Wochen sein.«
    »Na also. Sollten wir mehrere Tage in diesem Zug aushalten müssen, dann werde ich mir mit größtem Respekt anhören, was Sie über den Fernen Osten zu sagen haben. Aber ich sehe mich offenbar doch gezwungen, das, was Sie über Italien sagen, nicht ganz wörtlich zu nehmen.«
    Der Schaffner kam mit dem Mineralwasser zurück, gerade als die Herzogin ihre Tür aufstieß. »Es ist eine Schande!« schrie sie. »Der Zug fuhr gerade aus dem Bahnhof, als ich mich anschickte, meinen Hund spazierenzuführen.«
    »Normalerweise haben wir in Florenz nur zehn Minuten Aufenthalt«, antwortete der Schaffner. »Heute nacht hatten Sie mehr als eine Stunde Zeit, Ihren Hund

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