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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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hat zu töten .«
    »Hier geht es um die Folge eines Vergehens, das schwerer wiegt als Unzucht.«
    Ich fühlte mich angesprochen. Und ich beschloss, Samer zu ärgern, indem ich ihm ohne Umschweife sagte: »Es gibt da etwas, das du wissen solltest. Dein Vater hat selbst die Sünde begangen, die du Unzucht nennst. In Bagdad habe ich erfahren, dass ich ein außereheliches Kind haben werde. Bevordu also dein Urteil fällst, denke daran, dass du ein nichteheliches Geschwisterchen haben wirst.«
    »Töte es.«
    »Vor meiner Abreise aus der Grünen Zone habe ich in einer E-Mail geschrieben, dass ich meinem Kind alles Gute wünsche. Ich werde ihm sein Recht auf Leben nicht verwehren.«
    »Was einer Sünde entspringt, ist Sünde.«
    »Über die Definition von Sünde werden wir noch zu streiten haben.«
    »Du steckst so tief im Laster, dass du zwischen erlaubt und verboten nicht mehr zu unterscheiden weißt.«
    »Es sind nicht wir, die das Leben schenken. Also maße dir nicht an, darüber zu befinden.«
    Samer lächelte verächtlich. Er wollte nicht mit mir weiterdiskutieren und sagte, als hätten wir gar nicht gestritten: »Die Täter wussten, dass Hinds Angehörige alle tot waren und dass ihre ferneren Verwandten geflohen waren. Sie dachten, niemand würde sie für ihr Tun belangen. Aber die Iraker sind nicht davongekommen. Wir haben sie alle getötet, indem wir die Wache, in der sie Dienst hatten, in die Luft sprengten. Die Amerikaner kommen auch noch dran. Wenn wir die Täter selbst nicht kriegen, dann andere.«
    Hind kam mit dem Tee herein und setzte sich schweigend zu uns. »Das ist mein Vater«, sagte Samer zu ihr. Sie hob scheu ihren Blick zu mir, senkte ihn jedoch gleich wieder, während sie zu zittern begann und ihre Brust sich hob und senkte. Jetzt flossen ihr Tränen über die Wangen, und es schien, als müsse sie an sich halten, um nicht zu schreien. Ich nahm sie in die Arme, sie nahm meine Hand, küsste sie und hielt sie an ihre Wange. Dann lehnte sie ihren Kopf an meine Schulter, und ich hörte nur ihren Atem, ehe sie laut zu schluchzen begann. Die junge Waise und Mutter war noch voller Gram und Schmerz.
    Eine heiße Brise wehte durch das kleine Fenster, die Kerzenflamme flackerte, und über den vergoldeten Einband des Korans huschten Schatten. Der Duft von Räucherwerk breitete sich im Raum aus. Hind goss uns Tee ein, aber niemand nahm ein Glas. Ich hätte sie gerne getröstet, wusste aber nicht wie. Mir fielen nur dumme Worte ein, die ich ihr und mir ersparte.
    Ich stand auf, verabschiedete mich von Hind und ging zur Tür. Ich wollte allein sein. Hinds Schicksal schmerzte mich, und ich hatte nie zuvor einen solchen Groll gegen die Amerikaner gespürt. Was sie im Irak an Tragödien anrichteten, war nicht wiedergutzumachen. Samer folgte mir nach draußen, hielt mich auf und sagte, ohne mich anzusehen: »Du musst noch vor Ende der Woche weg von hier.«
    »Wird es hier denn gefährlich?«, fragte ich.
    »Besser, du bleibst nicht zu lange«, sagte er nur.
    »Ich weiß, dass ich hier nicht erwünscht bin.«
    Es war Montag. Er gab mir also eine Frist von drei Tagen. Er ging wieder ins Haus und ließ mich in der Dunkelheit stehen.
12
    Die Dunkelheit um mich herum war nichts im Vergleich zur Finsternis in meinem Innern. Undeutlich sah ich einen Traum, auf dessen Oberfläche sich eine Szene abzeichnete, die mich überrumpelte und in eine andere Welt zog. Plötzlich war ich auf eine mehrdeutige Weise mit Sana vereint, ich spürte eine gewaltige Liebe zu ihr, die mein Herz gar nicht fassen konnte, und gleichzeitig bereitete ich mich auf einen Streit mit ihr vor. Ich musste mit ihr ins Reine kommen, bevor ich mich anderen Menschen zuwenden konnte, sie war das Hindernis, das ich beseitigen musste, um nicht mehr aneine Rückkehr nach Syrien zu denken. Ich steckte in einem Dilemma, meine Seele und mein Körper lagen in Sanas Händen, und ich musste sie ihr entreißen. Ich fragte sie: »Warum lieben wir uns, haben wir nicht genug unter Liebe gelitten?« – »Sie verdient eine zweite Chance«, erwiderte sie.
    Sie habe das Heiratsangebot des anderen Mannes nicht um des Dichtens willen abgelehnt, wie sie mir einmal gesagt hatte, sondern wegen mir. Um mir das zu offenbaren, musste sie also erst in diesem Traum gefangen sein. In dem Moment entdeckte sie, dass sie mich liebte, und sie entschied sich für mich und verknüpfte ihr Schicksal mit meinem, ganz gleich, was damit auf sie zukäme. Dann phantasierte ich eine weitere Szene,

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