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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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vereinbart, dass er sich unmittelbar nach unserer Ankunft um mein Anliegen kümmern würde. Er las die Enttäuschung in meinem Gesicht als Vorwurf, erwürde unserer Vereinbarung zuwiderhandeln und wäre der Grund dafür, dass ich nun tatenlos hier herumsäße. Er beugte sich zu mir herüber und versicherte mir mit leiser Stimme, dass das Thema Samer für ihn oberste Priorität habe. Als er bemerkte, dass er mich damit nicht überzeugen konnte, sah er sich veranlasst, mir etwas mehr von seiner Geheimmission zu berichten, die er im Flugzeug nur angedeutet hatte. Es ging um eine neugegründete Einheit, die ziviles Personal wie auch ausgebildete Soldaten umfasste. Er war beauftragt, sie mit Spezialeinsätzen zu betrauen, deren Einzelheiten er mir nicht nennen könne, es ginge aber kurz gesagt darum, Mitglieder von al-Qaida, die sich für unerkannt hielten und glaubten, nicht gesucht zu werden, zu verfolgen und festzunehmen. Diese spielten zwar scheinbar nur eine untergeordnete Rolle, hielten aber auch Verbindungen zu anderen Widerstandsgruppen, daher könne man deren Kommunikation untereinander ausschalten, wenn man ihrer habhaft würde. Die Operation ziele darauf, al-Qaida zu isolieren. Miller sagte: »Mein Ziel ist es, an al-Qaida heranzukommen, und das ist auch Ihres.«
    Und mein Vorwärtskommen hing unmittelbar davon ab, wann Miller seine Ermittlungen abschließen konnte.
    Was ihm an dem erwähnten Unfall Sorge bereite, sei, dass alle Todesopfer genau zu dieser Einheit gehört hatten; daher befürchte er, die Mission sei entdeckt worden und jemand beginne damit, deren Mitglieder zu eliminieren. Er mutmaßte sogar, ein Spion der al-Qaida sei in der Grünen Zone aktiv. Er versank in Grübelei, und ich stellte mir vor, dass er nun den Rest des Tages damit zubringen würde, den Spion zu suchen. Bis er irgendwann wieder Zeit für mich hätte, würde er mich wohl im Hotel einsperren. Aber er entkräftete meine Befürchtungen, indem er mir vorschlug, die Grüne Zone ruhig auch einmal zu verlassen und mich inder Umgebung umzusehen. Ich dürfe nur auf keinen Fall Bagdad verlassen und solle ihn, falls etwas Ungewöhnliches geschähe oder ich ein Problem hätte, sofort anrufen. Damit ich nicht allein herumlaufen müsse, habe er von den irakischen Behörden einen einheimischen Begleiter für mich erbeten. Dafür sei ihm ein junger Angestellter des Kulturministeriums benannt worden. Ich solle aber, riet er mir, keinem Iraker trauen.
    »Wer kann schon garantieren, dass dieser Mann nicht für den Widerstand arbeitet?«, sagte er. Ich verbarg nicht, dass mich seine Anmerkung ärgerte. »Scheinbar haben Sie Angst vor allen Irakern, selbst wenn Sie mit ihnen zusammenarbeiten.« – »Ich habe das nur vorsorglich gesagt. Seien Sie vorsichtig mit ihm«, lenkte Miller ein. Dann holte er einen Zettel hervor und las einen Namen ab: »Der Angestellte heißt Fadhil Abadi. Er wird Sie in Kürze anrufen.« Er bat um Nachsicht, dass er mir keine bewaffnete Schutztruppe mitgab, das würde nur Aufmerksamkeit erregen. Noch einmal schärfte er mir ein, mich vorzusehen, die Situation in Bagdad sei kompliziert und unübersichtlich. Die Entwicklungen vor Ort seien alles andere als erfreulich, und es gebe Viertel, die von sunnitischen, und andere, die von schiitischen Milizen kontrolliert würden.
    Miller gab mir eine Karte, mit der ich die Grüne Zone über die Zufahrt beim Al-Rashid-Hotel jederzeit verlassen und wieder betreten konnte, allerdings nur, wenn ich niemanden mitbrachte. Hinsichtlich meiner Tour durch die Stadt habe mein irakischer Begleiter Anweisungen, wohin er mich bringen dürfe und wohin besser nicht. Schließlich überreichte mir Miller noch ein Handy, das ich während meines Aufenthaltes in Bagdad benutzen sollte, und verabschiedete sich.Eine knappe Stunde später klingelte mein Telefon und Fadhil, mein Begleiter, sprach mich auf Englisch an. Er bat mich, ich solle draußen vor der Zufahrt gegenüber den Betonbarrieren auf ihn warten. »Suchen Sie nicht nach mir, ich werde Sie erkennen«, sagte er.
    Ich war noch nicht ganz am vereinbarten Treffpunkt angekommen, als ein weißer Toyota neben mir hielt, dessen Fahrer mich aufforderte, neben ihm Platz zu nehmen. Ich war nicht überrascht. Man hatte ihm wohl vorher ein Bild von mir vorgelegt.
    Er begrüßte mich, fuhr vorsichtig durch die Straßen und beäugte kritisch alle Passanten. Ich musterte ihn. Fadhil war ein gutaussehender Mann Mitte dreißig, mit einem fülligen braunen

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