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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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was hatte ich nun davon?
Die zweite E-Mail
    Das Leben in der Grünen Zone ist ganz anders als im sonstigen Bagdad. Es gibt hier Einkaufszentren, Sportclubs und Schwimmbäder. Zu kaufen gibt es alles, in den Restaurants bekommt man alle erdenklichen Getränke und Speisen, besonders westliche, es gibt ruhige Plätze, es gibt Musik, die Straßen sind breit, schön und sauber, klimatisierte Autos und Busse fahren herum, und alle halten sich an die Verkehrsregeln.
    Sämtliche Gebäude werden ständig gekühlt, und für jegliche Annehmlichkeit ist gesorgt. Überall wird geputzt und gewaschen, und an Unterhaltung mangelt es auch nicht. Man kann über Satellit alle Fernsehsender empfangen, kann sich Kinofilme ansehen und bekommt in Geschäften Bier, Whiskey, französischen Wein und sonstige Alkoholika zu kaufen. Es ist wie eine komplette Stadt in der Stadt, die aber zugleich unendlich weit von Bagdad entfernt ist: ein Stück Westen inmitten der irakischen Hauptstadt, gesichert von bewaffneten Soldaten und gewürzt mit etwas touristischer Atmosphäre.
    Ich schrieb, als würde ich aus einem Reiseführer zitieren, aber es war ja nicht übertrieben, denn all das gab es in der Grünen Zone wirklich. Ich ging nur nicht im Detail auf die touristischen Annehmlichkeiten ein, sonst hätte Sana womöglich gedacht, ich mache Urlaub in Bangkok. Tatsächlich gab es ein chinesisches Restaurant, das neben Speisen auch Massage anbot. Und hinter dem Parkplatz des Hotels traf ich einmal Kinder, die CDs verkauften; einer der Jungen hielt mich für einen Ausländer und rief mir zu: »Mister, do you want sex movies or pictures?« Aber erst recht wollte ich nicht die möglichen Gefahren hinter all diesem Wohlleben erwähnen, das durch befestigte Mauern, elektronische Absperrungen, Stacheldraht, Abrams-Panzer und Helikopter vor Anschlägen geschützt wurde.
    Als ich morgens im Hotel auf Miller wartete, war der Frühstückssaal voll mit unterschiedlichsten Männern. Da waren Muskelpakete, die wie Roboter umherliefen, manche von ihnen hatten schusssichere Westen an und trugen Walkie-Talkies am Gürtel, ihre Haare waren kurz geschoren oder sie liefen gleich mit modischer Glatze herum, und schwarze Sonnenbrillen verdeckten ihre Augen. Angestellte der US-Botschaft flüsterten in Mobiltelefone, Diplomaten trugen elegante Anzüge. Es gab Sicherheitsbeamte, Businessleute und Kontraktoren. Korrespondenten und Journalisten tranken Kaffee und gähnten, vielleicht waren auch ein paar VIPs anwesend. Alle waren im Begriff, zu ihren Einsätzen auszuschwärmen.
    Draußen auf der Straße sah ich etwas, was beruhigend wirkte. Einige US-Soldatinnen und andere für die Armee tätige Frauen joggten in kurzärmligen Blusen und Shorts über die Gehwege.
    Es war ein ganz normaler Morgen in der Grünen Zone.
    Auf dem TV-Bildschirm in der Hotellobby verlas einModerator die Kurznachrichten: Zwei Autobombenanschläge waren verübt worden, einer war gegen eine gemeinsame Patrouille der amerikanischen und der irakischen Armee gerichtet gewesen und hatte unter Passanten und Soldaten acht Todesopfer und fünfzehn Verletzte gefordert, der zweite war zehn Minuten später erfolgt und hatte eine Person getötet und fünf weitere verletzt, alles Zivilisten. Ein Selbstmordattentat in Diyala hatte am Vortag vierundzwanzig Menschen getötet und über hundert Verletzte gefordert. Ein weiterer Selbstmordattentäter hatte sich vor einer Polizeistation in Sadr City in die Luft gesprengt; neun Tote und achtunddreißig Verletzte waren zu beklagen. In Baquba wurden sechs Personen getötet und drei schwer verletzt, als Bewaffnete das Feuer auf einen Kleinbus eröffneten, in dem eine Familie unterwegs war. Und aus Sicherheitskreisen verlautete, dass man heute Morgen in verschiedenen Stadtteilen von Bagdad vierundvierzig verstümmelte Leichen unbekannter Identität entdeckt habe. Die Toten seien an den Händen gefesselt gewesen und hätten Kopfschüsse aufgewiesen, acht von ihnen seien in Müllcontainern gefunden worden.
    Es war ein ganz normaler Morgen im Irak.
    Der Major kam erst nach einer knappen Stunde. Er sah müde aus, und seine Augen waren gerötet; offenbar hatte er nicht geschlafen. Er entschuldigte sich für die Verspätung und erklärte, die Untersuchung gehe nur schleppend voran. Er habe bis spät in die Nacht gearbeitet, ohne dass es zu greifbaren Ergebnissen gekommen sei. Er bat mich, ihm noch etwas Zeit zu lassen, er müsse noch mehr Zeugen befragen. In Damaskus hatten wir

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