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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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wie Himmler und Heydrich
später, handelten sie nur um der guten Sache willen. Gerade ihre Askese machte
die meisten dieser frommen, gottesfürchtigen Dominikaner krankhaft streng. Sie
waren es gewöhnt, sich selbst Schmerzen zuzufügen, und sie hatten eine
geistliche Sehnsucht danach, anderen Schmerz zuzufügen. Die Schreie ihrer Opfer
waren eine Art theologische Musik für ihre Ohren, ein Beweis, daß Satan eine
Tracht Prügel bekam. Auch jauchzten sie wie die Kindlein über das Wohlwollen,
das der Papst für sie hegte; er gab ihnen die gleichen Ablässe wie Rittern, die
auf Kreuzzüge gingen.
    Die Inquisitoren haben nie
einen einzigen Fall verloren. Es gibt keinen Bericht von einem Freispruch.
Wenn, selten einmal, das Urteil »Mangel an Beweisen« lautete, wurde niemand für
unschuldig erklärt. War der Beschuldigte nicht tatsächlich der Häresie
schuldig, gleichviel: Die Inquisitoren glaubten, daß ohnehin nur eine von
hunderttausend Seelen der Verdammnis entgehen würde.
     
     
    Die Opfer
     
    Der kafkaeske Alptraum der
Opfer begann mit einem nächtlichen Klopfen an derTür.
Ein Familienvater, sagen wir in Frankreich, Italien oder Deutschland, stand auf
und fand an der Tür den Polizeichef, bewaffnete Wachen und einen Dominikaner.
Von dem Moment an hatte er keine Hoffnung mehr.
    Er wurde zur Casa Santa
gebracht und der Ketzerei beschuldigt. Seine Schuld wurde vorausgesetzt, obwohl
es die Politik war, ihm nie zu sagen, wessen er beschuldigt war, und er nicht
fragen durfte. Zu keiner Zeit durfte er eine Frage stellen. Er merkte bald, daß
selbst der Anschein der Gerechtigkeit ihm verweigert wurde.
    Er war allein und ohne Freund;
ein Rechtsvertreter wurde ihm verweigert. Kein Anwalt hätte es ohnehin gewagt,
sich seiner anzunehmen. Da Freisprüche unbekannt waren, riskierte ein
erfolgreicher Anwalt, selbst in den Ruch der Häresie zu kommen. Auch er würde
wahrscheinlich exkommuniziert und dem weltlichen Arm überantwortet.
    Zeugen der Verteidigung waren
nicht zugelassen. Alle Zeugen der Anklage — ihre Identität wurde vor dem
Angeklagten geheimgehalten — bekamen den gleichen Status. Unter ihnen mochten
Dienstboten des Beschuldigten sein, die er wegen Diebstahl oder Untüchtigkeit
entlassen hatte. Es konnten Personen sein, die in zivilen Gerichten nicht
gehört wurden: überführte Meineidige, Exkommunizierte, Ketzer. Einige Aussagen
waren nichts als Hörensagen und dummer Klatsch. Spinner, Perverse, Wahnsinnige,
Leute, die Groll oder Blutrache trieb, waren zulässig. Am traurigsten von allem
war, daß die Zeugen oft Familienmitglieder des Beschuldigten waren; man sagte
ihnen, er habe keine Hoffnung, aber völlige Offenheit würde das Los der übrigen
Familie erleichtern.
    Gegen das Urteil war keine
Berufung möglich. Welches höhere Gericht konnte es geben als eines, das im
Namen des Papstes handelte?
    Der Katholizität der Zeugen
entsprach eine Katholizität der Anklage. Häresie war ein fließender Begriff.
Wer im geringsten gegen das päpstliche System war, war »gegen den Glauben«.
    Die Verlautbarungen
mittelalterlicher Oberhirten schufen dieses Klima der Unterdrückung. Es begann
natürlich mit der Aussage Gregors VII. »Der Papst kann keinen Fehler machen«.
Paschalis II. (1073—85) zitierte einen gefälschten Brief des hl. Ambrosius und
sagte: »Wer nicht mit dem Apostolischen Stuhl übereinstimmt, ist ohne Zweifel
ein Ketzer.« Lucius III. (1181—85) beschloß, alle Differenzen unter Katholiken müßten
schwere Sünden sein, denn sie leugneten die päpstliche Autorität, die dem
ganzen System zugrunde liege. Innozenz III. (1198-1216) sagte, wer das Wort
Jesu wörtlich nehme und seine Rede auf Ja und Nein beschränke, sei ein Ketzer
und verdiene den Tod. Als eine Art Höhepunkt dieser Apotheose beschrieb
Innozenz IV. (1243—54) sich selbst als »praesentia corporalis Christi«, die
»leibliche Gegenwart Christi«, wohl eine Art Transsubstantiation bei seiner
Wahl. Jeder, der ihn oder seine Dekrete nicht achtete, war natürlich ein
Ketzer. Bonifaz VIII. (1294-1303) wollte sich nicht ausstechen lassen und
definierte es als katholische Lehre, daß »jeder Mensch tun muß, was der Papst
ihm befiehlt«.
    Gewappnet mit diesem dehnbaren
Begriff von dem, was dem Glauben widersprach, verhafteten die Inquisitoren
Leute, weil sie freitags Fleisch aßen, ihre Osterpflicht nicht erfüllten, die
Bibel lasen, sagten, es sei Sünde, jemanden wegen seines Gewissens zu
verfolgen, schlecht von Klerikern sprachen —

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