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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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sich selbst
freiwillig hineinwarfen.« Die Ketzer gingen still und betend in den Tod. Die
Luft war dick vom Geruch brennenden Fleisches, doch von den Opfern kein Schrei,
kein Ruf.
    Dies, die erste große
Verbrennung von Ketzern, wurde unter den Augen und mit dem Segen der Kirche
getan.
    Danach zogen die Kreuzfahrer
nach Lavaur. Der Graf, Roger, wurde gehängt und achtzig seiner Ritter
verbrannt. Die für ihre guten Werke bekannte Schwester des Grafen wurde
lebendig in einen Brunnen geworfen und unter Steinen begraben. Danach wurden
400 perfecti aus der Stadt geführt und auf einem riesigen Scheiterhaufen
verbrannt. Vaux de Cernay hält zum Nutzen des Papstes fest: »Cum ingenti gaudio
combusserunt«, »Sie verbrannten sie mit ungeheurer Freude«. Sie waren
entspannt, denn sie wußten, sie hatten den Segen Seiner Heiligkeit.
    Nur einer der perfecti schwor seinem Glauben ab. Sie waren Pazifisten. Sie starben mit Würde, ohne zu
klagen. Das Massaker von Lavaur war das brutalste dieses langen Kreuzzugs.
    Der Papst wurde über jedes
Stadium auf dem laufenden gehalten. Er begann einen Brief an de Montfort »mit
Preis und Dank an Gott für das, was Er in Seiner Gnade durch dich und die
anderen vollbracht hat, die der Eifer für den rechten Glauben zu diesem Werk
gegen Seine verderblichsten Feinde angefeuert hat«.
    Es ist unbezweifelbar, daß
Innozenz im voraus alles sanktionierte, was dieser Soldat tat, den er dann beim
Vierten Lateranischen Konzil 1215 »diesen tapferen christlichen Edelmann«
nannte.
     
     
    Die Lektion des Kreuzzugs
     
    Innozenz und de Montfort
starben wenige Monate nacheinander im folgenden Jahr.
1226 war der Kreuzzug vorbei, nach achtzehn Jahren, in denen Hunderttausende
gestorben waren. In einem tieferen Sinn war er nie vorbei. Trotz aller hehren
Worte des Lateranischen Konzils hatte die Kirche ihre schrecklichste Niederlage
erlitten.
    Unter Innozenz war Ungehorsam
gegen irgendeinen Aspekt des päpstlichen Systems unverzeihlich. Der lüsterne
Erzbischof von Narbonne war ein Ausbund an Tugend im Vergleich mit den perfecti, die selbstlos lebten und im Geist Christi starben. Ihr schlimmstes Vergehen
war, daß sie dem Papst nicht den Respekt erwiesen, der ihm als Stellvertreter
Christi gebührte.
    Innozenz’ Kreuzzug offenbart,
wie tief die Kirche Häresie empfindet und zu wieviel sie bereit ist, um mit ihr
fertig zu werden.
    Eine weitere Lektion jener
Periode ist, daß Wahrheit in der katholischen Tradition vor allem verbal ist;
ihr Hauptanliegen sind orthodoxe Formeln. Besonders Innozenz schien niemals zu
begreifen, daß die tiefste und böseste Ketzerei die Leugnung des Evangeliums
ist, die praktische Ablehnung der Bergpredigt. Er hatte keine Skrupel, den
Namen Christi zu benutzen, um alles zu tun, was Christus ablehnte. Für Innozenz
war es böser, daß die Albigenser ihn Antichrist nannten, als daß er es
bestätigte, indem er sie verbrannte, Männer, Frauen und Kinder zu Tausenden.
     
    Innozenz’ Erfolge waren
illusorisch. Das Languedoc wurde zum Ödland; die malerischen Traditionen der
Provence waren unwiederbringlich zerstört. Doch die Häresie starb nicht; sie
ging in den Untergrund. Zur Ausmerzung der Häresie sollte die Kirche künftig
nicht eine große Armee brauchen, sondern kleine Gruppen ebenso skrupelloser
Männer, die auf der Suche nach echtem oder vermeintlichem Unglauben durch die
Christenheit reisten. Diese Männer wurden Inquisitoren genannt. Im Namen des
Papstes waren sie für den unmenschlichsten und anhaltendsten Angriff auf den
menschlichen Anstand in der Geschichte verantwortlich.
     
     
    Die lange Herrschaft des
Terrors
     
    Der Terror begann erst richtig,
als Gregor IX. 1227 den Papstthron bestieg. Er war ein
Graf von Segni, Mitglied der Conti-Familie Innozenz’ III., und damals über
achtzig Jahre alt.
    Zwei Jahre später, beim Konzil
von Toulouse im Languedoc, bestimmte Gregor, Ketzer seien dem weltlichen Arm zu
Bestrafung zu überantworten. »Es ist die Pflicht jedes Katholiken«, sagte er,
»Ketzer zu verfolgen.«
    Kaiser Friedrich, ein
Ungläubiger, wurde dem Papst zu Gefallen ein wild entschlossener Anwalt der
Orthodoxie. Gregor billigte all seine Anti-Ketzer-Gesetze und setzte noch
eigene, grausame Akzente. Im Jahr 1232 machte er seinen entscheidenden
Schachzug.
     
     
    Die Inquisition wird geboren
     
    Er veröffentlichte eine Bulle,
die die Inquisition gründete. Die Bischöfe waren zu
lasch, und ohnehin fehlte es ihnen an Zeit und Talent, um gründliche

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