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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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aus gelbem Filz wurden auf jedem Kleidungsstück, das der Beschuldigte
trug, vorn und hinten befestigt. Dies stellte sicher, daß er als Paria
behandelt wurde.
    Elvira wurde nicht verbrannt.
Die meisten Richter waren für Milde. Sie hatte über ein Jahr im Gefängnis
verbracht. Ihr Eigentum wurde konfisziert; sie mußte das Kleid der Schande
tragen und bekam eine Gefängnisstrafe von drei weiteren Jahren. Aus irgendeinem
Grund, vielleicht Wahnsinn, wurde sie nach sechs Monaten freigelassen. Der Fall
war abgeschlossen.
    Elvira del Campo muß als
Beispiel für viele tausend Opfer stehen. Als fromme Christin wurde sie von den
Vertretern des Papstes im Namen des Papstes gefangengesetzt und gnadenlos
gefoltert. Ihr einziges Verbrechen war, daß sie tat, was Jesus sein Leben lang
getan hatte.
     
     
    Die spanische Inquisition
     
    Die Inquisition, unter der
Elvira litt, wurde in Spanien 1480von Papst Sixtus IV.
autorisiert. Als Ferdinand und Isabella über die Mauren siegten, bekehrten sich
viele Mauren und Juden zum Christentum, um der Bestrafung zu entgehen. Die
Monarchen fürchteten, sie seien keine wahren Christen, eine Bedrohung für den
Staat. Deshalb baten sie den Papst um Erlaubnis, die Inquisition in ihrem
Herrschaftsbereich einzusetzen. Der berühmteste aller Großinquisitoren war der
Dominikaner Thomas von Torquemada. Er wurde 1483 ernannt und herrschte fünfzehn
Jahre lang wie ein Tyrann. Von seinen über 114 000 Opfern wurden 10 220
verbrannt. Viele andere bekamen lebenslängliche Gefängnisstrafen.
    Torquemada, der Prior des
Klosters Santa Cruz in Segovia und Beichtvater Königin Isabellas, führte ein
heiligmäßiges Leben. Er fastete oft, aß nie Fleisch und lehnte den lukrativen
Bischofssitz Sevilla ab. Er lebte in einem Palast mit 250 Dienstboten und hatte
fünfzig Berittene. Wahrscheinlich waren das seine Leibwächter, und die brauchte
er.
    Er war kein Sadist. Er
verbrannte Tausende von Menschen, beobachtete aber selten das Leiden seiner
Opfer. Sein odium war streng theologisch; er handelte nur aus Liebe zu
Christus und Hingabe für den Papst. Einmal argwöhnte er, Ferdinand und Isabella
wollten für einen Preis einige reiche Juden in ihrem Reich bleiben lassen; da
stürmte er zu ihnen, fuchtelte mit einem Kruzifix und brüllte: »Judas hat Jesus
für dreißig Silberlinge verkauft. Wollt Ihr ihn für mehr verkaufen?«
    Das Kuriose ist, daß die Nazis
diese Judengeißel in die Gaskammer geschickt hätten, wenn er im zwanzigsten
Jahrhundert gelebt hätte. Denn Bruder Thomas von Torquemada hatte eine jüdische
Großmutter.
     
    Llorente, Inquisitionssekretär
in Madrid von 1790 bis 1792, schätzte in seiner Geschichte der Inquisition ,
daß bis zu seiner 2eit in Spanien dreißigtausend Menschen hingerichtet worden
waren. Unter der Herrschaft Philipps II., des spanischen Gatten von »Bloody
Mary«, forderte die Inquisition den Schätzungen nach viele tausend Opfer mehr
als die Christenverfolgungen unter den römischen Kaisern.
    Einige katholische Historiker
wie de Maistre haben gemeint, die spanische Inquisition sei eine rein
politische Einrichtung gewesen. Die Basis hierfür ist, daß die Päpste ihrer nie
ganz froh waren. Dies freilich vor allem deshalb, weil sie absolute Kontrolle
wollten, ohne die ihre Einkünfte schrumpften. Denn wie Pastor in seiner History
of the Popes bemerkt, war sie »eine gemischte, aber hauptsächlich
kirchliche Institution«. Die Verurteilten wurden dem weltlichen Arm
überantwortet; das wäre nicht nötig gewesen, wenn die Inquisition ein
kirchliches Gericht gewesen wäre. Ein Beweis dafür war, daß der Inquisitor bei
den großen Autodafés auf einem höheren Thron saß als der Monarch. Diese
»Gottesurteile« waren bei den Spaniern sehr beliebt. Karl Ludwig, Baron von
Pollnitz, gibt in seinen 1738 erschienenen Memoiren eine interessante
Schilderung. Ludwig war ein Spitzenbeamter am Hof des Königs von Preußen
gewesen. Er war vom Calvinismus zum Katholizismus konvertiert, und das
bedeutete, daß er seine Stellung verlor. Doch er hatte gute Beziehungen, und er
versuchte sich mit einer Weltreise zu trösten, von der er ein detailliertes
Tagebuch führte.
    Einmal war er Ostern zufällig
bei einem Autodafé in Madrid. Er sah mehrere Leute, die »des Judentums
überführt« waren und verbrannt wurden. Unter ihnen war ein achtzehn- bis
zwanzigjähriges Mädchen. Er sah auf all seinen Reisen kein schöneres. »Sie ging
zu ihrer Hinrichtung«, schreibt er, »mit Freude im Gesicht

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