Gottes erste Diener
Antisemitismus erweisen.
Päpstlicher Antisemitismus
Mit dieser Bulle hat sich Paul
eine Auszeichnung verdient, die er seinem
Lieblingsneffen zugedacht hatte, dem Kardinal Carlo Carafa: »Sein Arm ist bis
zum Ellbogen von Blut gefärbt.« Es ist keine Überraschung, daß in Pauls kurzem
Pontifikat die Bevölkerung Roms fast halbiert wurde. Die Juden, die
nirgendwohin fliehen konnten, trugen die Hauptlast seiner Bigotterie.
Er kannte alle kirchlichen
Edikte gegen das Judentum auswendig. Der Angriff auf die Juden hatte sehr früh
begonnen.
Im Römischen Reich hatten die
Juden die anfängliche Feindseligkeit überwunden und durch das Edikt von
Caracalla 212 volles Bürgerrecht gewonnen. Ein Jahrhundert später, als
Konstantin Christ wurde, begann die Judenverfolgung.
Sie wurden von allen
bürgerlichen und verwaltenden Posten ausgeschlossen, durften keine Christen
anstellen, keine medizinische Hilfe von ihnen bekommen oder ihnen leisten.
Mischehen zwischen Christen und Juden wurden als Ehebruch klassifiziert und mit
dem Tod bedroht. In einem Gerichtsverfahren zwischen Christen und Juden waren
nur christliche Zeugen zulässig. Kirchenväter wie Ambrosius im Westen und
Johannes Chrysostomos im Osten lieferten eine theologische Basis für die
Judenverachtung, die noch heute Schrecken verursachen kann.
Der bei weitem gütigste der
Päpste, Gregor der Große, verbot zwar Folter und Verfolgung der Juden, war sich
aber nicht zu schade, sie durch Bestechung zur Taufe zu bringen. Jeder Jude in
Rom, der sich bekehrte, bekam seine Miete um ein Drittel ermäßigt. Er schrieb:
Denn
selbst wenn sie selbst mit geringem Glauben kommen, so wird gewiß mehr Glaube
in ihren Kindern sein, die getauft sind, so daß wir die Kinder gewinnen, wenn
wir die Eltern nicht gewinnen. Deshalb ist jede Ermäßigung der Miete um Christi
willen nicht als Verlust zu betrachten.
Innozenz III. und das Vierte
Laterankonzil von 1215 nahmen die Sache des Antisemitismus mit Elan auf. Und
Paul IV., der jede Art der Abweichung haßte, war entschlossen, mit untadeliger
Grausamkeit das Werk des großen Innozenz fortzuführen.
Cum nimis absurdum betonte, daß die Christusmörder,
die Juden, von Natur aus Sklaven und als solche zu behandeln waren. Zum
erstenmal im Kirchenstaat wurden sie auf ein besonderes Gebiet beschränkt, das
nach der venezianischen Gießerei »Ghetto« genannt wurde. Jedes Ghetto sollte
nur einen Eingang haben. Die Juden mußten den Christen ihr Eigentum zu
Dumpingpreisen verkaufen; bestenfalls erreichten sie 20% des Wertes,
schlimmstenfalls bekamen sie für ein Haus einen Esel, für einen Weinberg einen
Anzug. Sie durften nicht kaufmännisch tätig sein oder mit Korn handeln, nur
andere Nahrungsmittel und gebrauchte Kleidung ( strazzaria) verkaufen. So
war ihr Status auf den der Lumpensammler reduziert. Sie durften in jeder Stadt
nur eine Synagoge haben. In Rom wurden sieben von acht zerstört, in der
Campagna achtzehn von neunzehn. Sie waren schon ohne Bücher; als Kardinal hatte
Paul IV. sie alle verbrannt, einschließlich des Talmud. Sie mußten als
Kennzeichen in der Öffentlichkeit einen gelben Hut tragen. Sie durften nur
Italienisch und Latein beim Sprechen, in ihren Kalendern und Konten benutzen.
Sie durften nie Christen irgendeine Arbeit geben oder Dienste von ihnen
annehmen, seien es auch nur die einer Amme. Sie durften nicht signor, mein Herr, genannt werden, nicht einmal von Bettlern. Sie mußten ein Haus für
Katechumenen bauen und bezahlen, d. h. für bekehrte Juden. Zensoren für
jüdische Bücher mußten von den Juden bezahlt werden, ebenso wie der
nichtjüdische Torhüter, dessen Aufgabe es war, sie für die Nacht
einzuschließen.
Seit den römischen Zeiten
hatten die Juden dahin tendiert, in den gleichen Vierteln zu wohnen. Dort
konnten sie ihr rituelles Schlachthaus und ihre Bäder bauen, ihre Synagogen,
Studienhäuser, Gerichte und Friedhöfe. Sie fühlten sich sicherer af der
yiddisher gas (auf der jüdischen Gasse), wo man sie wenigstens in Ruhe
ließ. Doch zwangsweise am gleichen Ort zu wohnen wie Vieh, bei Anbruch der
Dunkelheit heimkommen zu müssen, weder das Land noch ihre Häuser zu besitzen —
das war etwas bedrohlich anderes.
Die römischen Juden litten
besonders, weil ihr Ghetto sich am rechten Tiberufer hinzog, malariaverseucht
und oft so überschwemmt wie Venedig. Innerhalb eines Umkreises von zwei- bis
dreihundert Metern waren vier- bis fünftausend Menschen
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