Gottes erste Diener
zusammengepfercht.
Einem jüdischen Autor zufolge »waren sie gekleidet in Lumpen, lebten von Lumpen
und gediehen an Lumpen«. Nur Freitag abend kamen sie aus ihren Lumpen heraus,
wenn der alte Ausrufer verkündete: »Der Sabbath hat begonnen«, denn nun, am
Sabbath, war jeder Jude König in Israel.
Die Wirkung von Pauls Bulle
setzte sofort ein. Innerhalb von Tagen gab es ein Ghetto in Venedig, ein
weiteres in Bologna, genannt das Inferno. Pauls Ziel war die Bekehrung der
Juden en masse. Viele traten auch zum Christentum über; die meisten taten es
nicht. Daraus entstanden überall Greuel. In Ancona hatten sich Marranen
niedergelassen, bekehrte Juden aus Portugal, denen frühere Päpste zugesichert
hatten, sie würden in Frieden gelassen werden, um ihren alten Glauben zu
praktizieren, obwohl sie mit Gewalt bekehrt worden waren. Paul IV. zog diese
Zusicherungen am letzten Tag des April 1556 zurück. Die Marranen zerstreuten
sich rasch, doch vierundzwanzig Männer und eine Frau wurden in Autodafés im
Frühjahr und Frühsommer desselben Jahres lebend verbrannt. Fern von den Feuern
sprachen die Juden den Kaddish: Yiskaddal veyiskaddash , ihr uraltes
Gebet.
Paul starb 1559, doch seine
Bulle war Vorbild für eine Haltung, die drei Jahrhunderte Bestand hatte. Im
Juni 1566 taufte Pius V. persönlich zwei erwachsene Juden und ihre drei Kinder;
fünf Kardinäle fungierten als Paten. 1581 kam Gregor XIII. zu der verblüffenden
Feststellung, die Schuld der Juden für die Ablehnung und Kreuzigung Christi
werde »nur tiefer im Lauf der Generationen und bringt ewige Sklaverei mit
sich«.
In der Romagna wurden zwei
Priester, ehemalige Juden, dazu abgestellt, sich am Sabbath Zutritt zu den
Synagogen zu erzwingen. In einem Akt der Entweihung stellten sie ein Kruzifix
vor die Bundeslade und predigten Jesus als Gott und Messias. Überall wurden
Synagogen monatelang unter dem Vor wand geschlossen, ein einziges nicht
zugelassenes Buch sei dort gefunden worden. Viele Bücher waren offensichtlich
dorthin praktiziert worden. Häuser wurden aufgebrochen, durchsucht und
zerstört. Jede Entschuldigung war gut genug dafür, das Oberhaupt einer
jüdischen Familie zur Gehirnwäsche ins Haus der Katechumenen zu schicken. Ein
Jude, der sich dem Gebäude ohne Erlaubnis näherte—etwa ein Rabbi, der seine
Mitjuden von der Bekehrung abhalten wollte —, wurde wüst verprügelt. Im Jahr
1604 wurden Rabbi Joshua Ascarelli, seine Frau und vier Kinder in die Casa geschickt. Vater und Mutter weigerten sich auch nach langer Haft nachzugeben.
Sie wurden entlassen. Ihre Kinder behielt man dort. Ohne ihre Eltern wurden sie
schließlich weich, und man taufte sie. Als die Eltern kamen, um sie
heimzuholen, sagte man ihnen, sie sollten sich fortscheren, bevor sie
gepeitscht würden.
1639 plauderte ein Jude in Rom
freundschaftlich mit einem Dominikanerpriester und bot ihm im Scherz an, sein
Kind taufen zu lassen, falls der Papst ihm Pate stehe. Sein Scherz kostete ihn
seine beiden Söhne, von denen einer noch in der Wiege lag. Diese Beleidigung
ihrer Rasse verursachte einen Aufstand im Ghetto; er wurde brutal unterdrückt.
Zwischen 1634 und 1790 »bekehrten
sich« 2030 Juden in Rom. Benedikt XIII. taufte sechsundzwanzig als Zeichen
seiner Huld. Bekehrungen wurden mit Feuerwerk und Prozessionen in der
Nachbarschaft der Ghettos gefeiert, wo die Juden, die meist zum Schweigen
verurteilt waren, die Faust in der Tasche ballten. Wenn sie gezwungen wurden,
zur Kirche zu gehen und Predigten anzuhören, wurden sie von den Nichtjuden mit
Schmutz beworfen. In der Kirche gingen Büttel mit Stöcken um, um sie
wachzuhalten. Manchmal wurden sie medizinisch untersucht, um sicherzustellen,
daß diese »hinterlistigen Juden« nicht von ihrer Gemeinde ausgewählt waren,
weil sie taub waren. Kaum ein demütigendes Detail wurde übersehen. Sie durften
bei Beerdigungen keine brennenden Kerzen tragen oder über den Gräbern ihrer
Toten Steine aufstellen, und so wurde das römische Recht verletzt, von dem die
Christen selbst profitiert hatten: Ein Friedhof ist so heilig wie ein Tempel.
Ein christlicher Aberglaube der
Zeit war, daß jeder, der einen Ungläubigen zur Taufe brachte, sich den freien
Zugang zum Paradies verdiente. Schläger streiften durch die Stadt, griffen sich
jüdische Kinder und tauften sie mit Regenwasser. Im achtzehnten Jahrhundert
befand Benedikt XIV., ein Kind, das gegen seinen oder den elterlichen Willen
und gegen die Prozeduren des kanonischen Rechts getauft
Weitere Kostenlose Bücher