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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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keine
glückliche. Kaiser Justinian zwang ihn, zu ihm nach Konstantinopel zu kommen,
und hielt ihn dort fest, bis der Oberhirte seinen eigenen, heterodoxen
Ansichten über Jesus und die Autorität des Konzils von Chalkedon zustimmte.
Vigilius änderte seine Ansicht, sooft der Kaiser ihn unter Druck setzte.
    Schließlich berief Justinian
das Fünfte Allgemeine Konzil ein. Es trat im Mai 553 in der Südgalerie der
Hagia Sophia von Konstantinopel zusammen. Nur fünfundzwanzig von den 165
westlichen Bischöfen waren anwesend. Vigilius ließ sich entschuldigen, er sei
krank. Seine Abwesenheit wurde nicht als wichtig genug empfunden, um mit der
Arbeit zu warten. Das Konzil trat zusammen und befand unter anderem, daß Seine
Heiligkeit ein Ketzer sei. Deshalb wurde er exkommuniziert.
    Als der Papst davon erfuhr,
verdammte er das Konzil und alle, die ihn exkommuniziert hatten. Wütend
verbannte ihn Justinian nach Proconessus, einer öden, schmalen Felsenbucht nahe
beim westlichen Ende des Marmarameers. Dort erreichten Vigilius Gerüchte,
daheim würde ein neuer Papst gewählt, und sein Name werde aus dem Diptychon,
der liturgischen Liste der Päpste, gestrichen. Seine Gesundheit war schlecht;
er hatte ein qualvolles Steinleiden. Nach sechs Monaten hielt er es nicht mehr
aus.
    Am 8. Dezember 553 sandte er
dem neuen Patriarchen von Konstantinopel einen Brief, in dem er behauptete, bis
jetzt sei er von den »Listen des Teufels« getauscht worden. Satan hatte ihn von
seinen Mitbischöfen getrennt, aber durch die Strafe der Exkommunikation sei er
erleuchtet worden. Seine früheren Ansichten, räumte er ein, seien irrig, und er
wolle widerrufen wie der große Augustinus. Er akzeptierte alle Beschlüsse des
Fünften Konzils und erklärte sie für wahr und bindend im Westen.
    Nun, da der Papst sich zu
seiner Denkweise bequemt hatte, war der Kaiser bereit, ihn heimkehren zu
lassen. Daheim in Italien erwartete ihn ein frostiger Empfang. Er entging der
Lynchjustiz nur, weil er am 7. Juni 555 in Syrakus starb. Ein Grab in der
Peterskirche wurde ihm verweigert.
    So empört war Italien über
Vigilius’ Benehmen und seine häufigen Meinungsumschwünge über das entscheidende
Thema, ob Jesus eine oder zwei Naturen habe, daß es sich zunächst weigerte, die
Legitimität des Fünften Konzils anzuerkennen. Der Erzbischof von Mailand und
der Patriarch von Aquileia zogen sich unter Protest von der Gemeinschaft mit
dem Heiligen Stuhl zurück. Es blieb Pelagius I., dem nächsten Papst,
überlassen, wieder Ordnung in das Durcheinander zu bringen — mit Hilfe des
Militärs.
    Die Bedeutung dieser
Kontroverse liegt nicht darin, was damals debattiert wurde. Sie liegt in der
Tatsache, daß ein Konzil sich höher als den Papst einstufte und ihn wegen
Häresie exkommunizierte und absetzte. Im Mittelalter war dies einer der
berühmtesten Präzedenzfälle, der allen Theologen bewies, daß ein Konzil höher
stand als ein Papst. Erst viel später änderten Fälschungen diese feste
Überzeugung. Davor wurde nie auch nur angenommen, Päpste seien durch eine Art
göttliches Privileg rechtgläubig; sie mußten ihre Rechtgläubigkeit beweisen wie
alle anderen.
     
     
    Der häretische Papst Honorius
     
    Honorius, der von 625 bis 638
Papst war, ist der klassische Fall eines Oberhirten, der
von der Kirche wegen Häresie verurteilt wurde. Er war ein bemerkenswerter Mann,
heilig, ein guter Führer und ausgezeichneter Staatsmann. In seiner moralischen
Statur war er mit Gregor dem Großen zu vergleichen.
    Sein einziger, fataler Fehler
war, daß er als Tatmensch Kontroversen nicht mochte, weil sie Zeit verschwendeten,
die viel besser für den Dienst an Gott und den Armen verwendet wurde.
    Das Konzil von Chalkedon hatte
entschieden, Christus habe zwei Naturen; er war Gott und Mensch. Nun wurde eine
Ergänzungsfrage gestellt: Hatte Christus einen Willen oder zwei? In einem
vielzitierten Brief machte sich Honorius über jene »bombastischen und
zeitvergeudenden Philosophen« lustig, die die zwei Naturen Christi abwägen und
»uns anquaken wie Frösche«. Er war gegen den zweifachen Willen, obwohl nicht
klar ist, warum. Vielleicht reagierte er nur auf die Idee eines widersprüchlichen zweifachen Willens in Christus. Jedenfalls wurden seine Worte als dem
Glauben widersprechend aufgefaßt. Er wurde als Monothelet oder »Ein-Willist«
bezeichnet. Honorius starb, bevor er seine Meinung ganz deutlich machen konnte.
Doch sein Brief begründete eine Häresie in der Ostkirche.

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