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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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englischen
Kirche nach der Reformation zustieß.
    Urban II. (1088—99) ging noch
weiter als Hildebrand. Selbst wenn ein Bischof für seine Weihe nicht zahlte,
sagte er, wäre sie ungültig, wenn der Bischof, der ihn ordinierte, für seine
Weihe bezahlt hatte! Diese Deutung der Sakramente, die in klarem Widerspruch
zur gesamten Tradition stand, fand ihren Weg in die Dekrete des Gratian. Trotz
dieser unermeßlichen Autorität von Päpsten und Kirchenrecht faßte diese Häresie
aus irgendeinem unerfindlichen Grund — der Heilige Geist? — im Westen nicht
Fuß. Der Osten hielt sich von solch heterodoxen Ansichten fern.
    Paul IV. definierte 1557 in
seiner Bulle Cum ex Apostolatus officio »aus der Fülle seiner Macht«,
alle Handlungen früherer Päpste seien null und nichtig, wenn sie häretische
oder schismatische Neigungen gehabt hätten. Das schien logisch: Ein häretischer
Papst war nicht einmal Christ, schon gar nicht Papst. Doch wäre es wirksam
geworden, so hätte es das ganze katholische sakramentale System gesprengt, das
seiner Natur nach auf Vererbung beruht. Es wird von einer Generation an die
nächste weitergegeben. Wenn eine Generation es verliert — etwa, indem sie
falsche Formeln benutzt oder die falsche Intention hat —, ist es für immer
verloren. Wie seltsam dies auch klingen mag, es ist orthodoxe katholische
Lehre. Es ist seltsam, weil es von Natur aus Unsicherheit schaffen muß. Ein
Kind zum Beispiel, das ungültig von einem Priester getauft wird, der im Rausch
die falschen Worte spricht oder eine andere Flüssigkeit als Wasser verwendet,
könnte Priester werden — all seine Messen und Beichten sind ungültig; oder es
wird Bischof — all seine Ordinationen sind ungültig; oder Papst — die meisten
Vorgänge in der Kirche sind ungültig. Glücklicherweise führt nicht einmal Rom,
die intellektuell rigoroseste Kirche, diese Dinge zu ihrem logischen Schluß.
Dies mag erklären, warum es in der Frage der Sakramente sogar Gregor VII. und
Gratian den Rücken kehrte.
     
    Nicht nur bei den
Priesterweihen kam Rom vom Pfad der Rechtgläubigkeit ab.
    Papst Pelagius hatte — der
Tradition nach korrekt — gesagt, zu einer gültigen Taufe müsse die
Dreifaltigkeit angerufen werden. Nikolaus I. (858—67) sagte, es genüge, den
Namen Christi anzurufen. Noch ärger, er beschloß, von Priestern vorgenommene
Firmungen seien ungültig. Auf einen Schlag löschte er praktisch die Firmung in
der griechischen Kirche aus. Diese hatte es Priestern seit jeher gestattet,
Kinder zu firmen. Papst Nikolaus sagte, die Praxis sei ungültig, und die
östlichen Bischöfe müßten die Kinder noch einmal firmen. Vielleicht mußten die
Bischöfe selbst noch einmal gefirmt werden! Roms Entscheidung, Jahrhunderte von
Firmungen in ihrer Kirche zu »annullieren«, verärgerte die Griechen natürlich
und bereitete den endgültigen Bruch zwischen Ost und West mit vor. Auch Roms
Lehre zur Ehe war nicht ohne Irrtümer.
    Stephan II. (752) schwamm gegen
den Strom der Tradition, als er sagte, eine Ehe zwischen einem freien Mann und
einer Sklavin könne gelöst werden, und der Mann dürfe wieder heiraten. Urban
III. (1185-87) meinte auch, es gebe Umstände, unter denen eine vollzogene Ehe
zwischen Christen beendet werden könne. Coelestin III. (1191—98) entwickelte
dies. Eine Ehe zwischen Christen, sagte er, kann gelöst werden, wenn einer der
Betroffenen Ketzer wird. Hierfür erklärte Papst Hadrian VI. Papst Coelestin zum
Ketzer. Selbst Innozenz III. leistete sich zu diesem Thema einen Schnitzer. Er
beharrte darauf, Christen müßten das Buch Deuteronomium buchstabengetreu befolgen. Seine Heiligkeit hatte übersehen, daß das Buch Deuteronomium Männern
gestattet, sich von ihren Frauen zu scheiden.
    Selbst über die Eucharistie
haben Päpste geirrt. Abgesehen von den frühen Päpsten, die, wie wir gesehen
haben, sagten, der tatsächliche Empfang sei erforderlich zum Seelenheil, selbst
für Säuglinge, sagte Papst Nikolaus II. (1059-61), der Leib Christi könne fühlbar
mit den Händen berührt und mit den Zähnen gebissen werden. Die Kirche lehnte
diesen Standpunkt ab. Nikolaus hatte eine vollkommen irrige Vorstellung von
Realpräsenz — überhaupt nicht sakramental —, und er schien auch zu behaupten,
Christus leide nach seiner Auferstehung weiter.
    Doch es war ein Avignon-Papst,
Johannes XXII., den Hadrian VI. in seinem Buch über die Sakramente als den
Ketzer von ungewöhnlichem Format herausgriff.
     
     
    Die Häresien Papst

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