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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Grund ist schwer zu verstehen, denn jede Menge
Päpste haben mehr oder minder das gleiche gesagt.
     
     
    Fehlbare Päpste
     
    So groß ist die Aura, die das
Papsttum heute umgibt, daß nur wenigen Katholiken klar
ist, daß es gegen Glauben und Tradition ist zu sagen, ein Papst könne nicht in
Häresie verfallen. Der Papst war lange fehlbar, bevor er unfehlbar wurde. Seit
den frühesten Zeiten galt es als selbstverständlich, daß römische Oberhirten
nicht nur irren können, sondern in Grundfragen der christlichen Lehre auch
geirrt haben. Und niemand beeilte sich in jenen fernen Tagen hinzuzufügen: »Natürlich
irrte er nur als privater Lehrer oder Theologe.« Das legt nahe, daß er
zusätzlich zu seinen eigenen Überzeugungen und seinen Antworten an Mitglieder
seiner Diözese noch den Glauben der ganzen Kirche regulierte. Dafür gibt es
keinen Beleg. Was heute als päpstliche Unfehlbarkeit bekannt ist, war in der
frühen Kirche noch nicht einmal angedeutet, und jede Behauptung, ein Bischof
von Rom sei selbst unfehlbar, hätte zu manchen Zeiten beträchtliche Heiterkeit
ausgelöst. Der Glaube der Kirche war Sache der Kirche und wurde von den
Nachfolgern aller Apostel, nämlich den Bischöfen, geregelt. Sie bezeugten den
Glauben ihrer Gemeinden, besonders wenn sie zum Allgemeinen Konzil
zusammentraten. Ein Papst, der in Glaubensdingen aus der Reihe tanzte, wurde
als Ketzer verdammt. Petrus hatte Fehler gemacht. Dasselbe galt für den Bischof
von Rom. Wenn das der Fall war, hatte die Kirche das Recht und die Pflicht, ihn
zu korrigieren oder abzusetzen. Schließlich war auch der Papst Mitglied der
Kirche, nicht irgendein von ihr getrenntes göttliches Orakel.
    Nicht nur die Idee der
Unfehlbarkeit, selbst der Keim dieser Idee fehlt in der Zeit der Kirchenväter.
Rom war durch Übereinkunft der wichtigste Bischofssitz des Westens. Petrus und
Paulus lehrten und starben dort. Ihre Gebeine machten es zu einem Ort für
Pilger, Licht und Hoffnung. Trotzdem verbindet in den ersten drei Jahrhunderten
nur einer der Kirchenväter, Irenäus, Roms Vorrang mit der Lehre. Nicht einmal
er bringt dies mit der Person des Bischofs von Rom in Verbindung.
    Bei allen griechischen
Kirchenvätern steht nicht ein Wort über die Privilegien des Bischofs von Rom,
keine Andeutung, daß er die Rechtshoheit über sie hatte. Niemand, Grieche oder
Lateiner, appellierte an den Bischof von Rom als letzten und universalen Schiedsrichter
in irgendeiner strittigen Glaubensfrage. Tatsache ist, daß kein Bischof von Rom
es wagte, eine Frage des Glaubens selbst für die Kirche zu entscheiden.
    Roma locuta est, causa finita
est — der Satz
des hl. Augustinus, »Rom hat gesprochen, der Fall ist abgeschlossen«, wird von
katholischen Apologeten endlos zitiert. Mit gutem Grund. In den zehn riesigen
Foliowälzern seines Werkes ist das der einzige Satz, der beweist, daß der
Bischof von Rom allein das Recht hat, Kontroversen in der Kirche zu entscheiden.
Beweist er es wirklich? Der Zusammenhang zeigt, daß Augustinus meint, nach zwei
Synoden und der Zustimmung des Bischofs von Rom sei es Zeit, die Frage
abzuschließen. Wiederholt appelliert Augustinus an Synoden, Streitfragen zu
entscheiden. Als Papst Stephan versuchte, eine Kontroverse zur Taufe für die
afrikanische Kirche zu entscheiden, und seine Meinung abgelehnt wurde, sagte
Augustinus, das sei richtig so. Dies war eine Angelegenheit für die Kirche,
nicht für einen einzelnen.
    Augustinus brachte einen
Großteil seines Lebens mit Diskussionen gegen die rivalisierende Kirche der
Donatisten zu. Nicht einmal sagt er, sie hätten sich vom Zentrum der Einheit,
von Rom entfernt; er kennt kein derartiges Zentrum für die Kirche als Ganzes.
Er sagt zum Beispiel nie, wie moderne Päpste sagen: »Kommt zurück nach Rom,
glaubt alles, was der Papst lehrt.«
    434 hielt Vinzenz von Lerins
die Kriterien katholischer Lehre fest: Sie muß immer, überall und von allen
geglaubt werden. Er erwähnt keine Rolle für Rom oder seinen Bischof. Der Glaube
wird von einem Konzil formuliert, nicht von einem individuellen Bischof.
    Papst Pelagius (556—60) spricht
von Häretikern, die sich von den Apostolischen Stühlen trennen, d.h. von Rom,
Jerusalem, Alexandria plus Konstantinopel. In allen frühen Schriften der
Hierarchie gibt es keine besondere Erwähnung einer Rolle für den Bischof von
Rom, auch noch nicht den Sondernamen »Papst«. Patriarchen werden erwähnt — Rom
wegen Petrus und Paulus zuerst—, Erzbischöfe,

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