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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Metropoliten und Bischöfe. Keine
Erwähnung, keine Rolle des Papstes, nicht einmal bei Isidor von Sevilla, dem
großen Autor des siebten Jahrhunderts.
    Eine weitere, angesichts des
Ersten Vatikanischen Konzils erstaunliche Auslassung: Von den rund achtzig
Häresien in den ersten sechs Jahrhunderten bezieht sich nicht eine auf die
Autorität des Bischofs von Rom, nicht eine wird vom Bischof von Rom geregelt.
Das Episkopat als Ganzes gerät manchmal in die Schußlinie; niemand aber greift
die Autorität des römischen Oberhirten an, weil niemand davon gehört hat.
    Nach Petrus vergehen die
Jahrhunderte, voller Kontroversen, von denen heute jede es erfordern würde,
sich unverzüglich um Entscheid an Rom zu wenden. In jenen Tagen unternimmt es
kein Bischof von Rom, sie zu lösen, und kein Bischof bittet ihn darum. Papst
Siricius (384—98) war kein Gregor VII. Als ein gewisser Bischof Bonosius in
Irrlehre verfiel, weigerte er sich, ihn zu verurteilen, weil er, wie er sagte,
kein Recht dazu hatte. Die Provinzbischöfe müßten das regeln.
    Wir haben schon festgestellt,
daß nicht ein einziger Kirchenvater irgendeinen Hinweis auf das Petrusamt in
den großen biblischen Texten finden kann, die sich auf Petrus beziehen.
Päpstliches Primat und Unfehlbarkeit, die in der katholischen Kirche heute so
zentral sind, werden schlicht nicht erwähnt. Nicht ein einziges
Glaubensbekenntnis, kein Katechismus, keine Passage in den patristischen
Schriften enthält eine Silbe über den Papst, geschweige denn darüber, daß
Glaube und Lehre von ihm abgeleitet wären.
    Alles weist daraufhin, daß der
Bischof von Rom fehlbar ist, nicht unfehlbar. Tatsächlich war der erste Papst,
der sich auf etwas bezog, wie wir es heute unter päpstlicher Autorität
verstehen, Agatho im Jahr 680. Er tat das aus einem sehr peinlichen Grund: Ein
Allgemeines Konzil war gerade dabei, einen seiner Vorgänger, Papst Honorius,
als Ketzer zu verurteilen.
     
     
    Eine lange Reihe päpstlicher
Ketzer
     
    Die Tradition der Ketzerei bei
römischen Bischöfengeht weit hinter Honorius zurück. Zum
Beispiel Liberius (352-66). Er tat, wie andere Bischöfe, sein Bestes, um in der
arianischen Kontroverse zu einer Klärung zu kommen. Arius glaubte, der Sohn sei
geringer als der Vater. Der große Ritter der Orthodoxie war Athanasius.
Liberius war ins Exil gezwungen worden, und die Bedingung seiner Rückkehr war,
daß er Athanasius verurteilte. Das tat er, und damit legte er nahe, der Sohn
stehe unter dem Vater. Dafür handelte er sich den Fluch eines sehr wichtigen
Kirchenvaters, Hilarius von Poitiers, ein, der ihn der Abtrünnigkeit zieh.
»Anathema dir, Liberius«, war Hilarius’ berühmter Ausruf, und jeder
rechtgläubige Bischof griff ihn auf. Liberius’ Irrtum war das ganze Mittelalter
hindurch ein unanfechtbarer Beweis, daß Päpste wie jeder andere in Häresie verfallen
können.
    Andere Päpste hatten
unglückliche Äußerungen getan. Gregor der Große sagte, ungetaufte Neugeborene
führen zur Hölle und litten dort für alle Ewigkeit. Einige Oberhirten gingen
noch weiter. Innozenz I. (401—17) schrieb an das Konzil von Milevis, und
Gelasius I. (492-96) schrieb an die Bischöfe von Picenum, Säuglinge seien
verpflichtet, die Kommunion zu empfangen. Starben sie getauft, aber ohne
Kommunion, so führen sie direkt zur Hölle. Dieser Standpunkt wurde vom
Tridentinum verurteilt. Der Hamlet ähnlichste aller Päpste war Vigilius
(537—55), dessen Laufbahn sich wie eine theatralische Farce liest.
     
    Vigilius war ein dicklicher,
skrupelloser römischer Beamter und nie beliebt gewesen. Papst Bonifaz wollte
ihn zum Nachfolger haben und schrieb einen Brief, der ihn nach seinem Tod zum
Papst ernannte. Eine Menschenmenge, wütend, daß er in ihre demokratischen
Rechte als Klerus und Volk von Rom eingriff, zwang ihn, den Brief zu
verbrennen. Es war ein interessanter Augenblick. Hätte man Bonifaz dies durchgehen
lassen, hätte es möglicherweise keine Papstwahlen mehr gegeben. Mit Sicherheit
hätte es nach 1870 als selbstverständlich gegolten, daß ein Papst seinen
Nachfolger designierte. Wer konnte besser als der Stellvertreter Christi, der
die Fülle der Macht besaß, den nächsten Nachfolger Petri wählen? Doch die Römer
im sechsten Jahrhundert bestanden darauf, daß Rom ihre Diözese war und sie ein
Recht hatten zu wählen, wer über sie herrschen sollte.
    Jahre später brachte Vigilius
es doch fertig, sich zum Papst wählen zu lassen. Seine Regierung war

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