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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Ergebnis ist: Johannes Paul II. ist in
der generellen Meinung der einzige Führer, dessen religiöse Bedeutung dem
politischen Gewicht des amerikanischen Präsidenten und des sowjetischen
Generalsekretärs entspricht.
    Den meisten Katholiken ist
nicht klar, daß die Vergangenheit unberechenbar ist, und so halten sie es für
selbstverständlich, daß die meisten Päpste dieses Format hatten. Da sie in
Geschichte nicht gebildet sind, lassen sie sich mit Actons Worten »von der
Unbekannten Vergangenheit beherrschen«. Sie mögen von Papst Alexander, dem
schurkischen Borgia, gehört haben. Er war sicher die Ausnahme, die die Regel
bestätigt. Zudem halten sie es für selbstverständlich wie Joseph de Maistre,
der Historiker des 19. Jahrhunderts, daß »die Bullen dieser Ungeheuer
unanfechtbar« waren. Was auch immer ihre private Moral war, sie
kompromittierten den Glauben der Kirche nie. In diesem Zusammenhang bringt
selbst Judas Ischariot Trost. Wenn einer von Jesu engsten Gefolgsleuten den
Herrn betrog, wer wollte sich wundern, wenn der eine oder andere Papst seine
gottgegebene Macht mißbrauchte? Der Verrat des Judas führte zur Erlösung der
Welt. Könnte es sein, daß Gott den gelegentlich bösen Papst benutzt, um zu
beweisen, daß in Gottes Vorsehung selbst Alexander VI. Gottes Wahrheit und
Liebe vermittelt?
    1895 sagte Kardinal Vaughan von
Westminster in einer Predigt: »Das Leben des Papsttums ist wie das Leben
Christi selbst, ein Schachbrettmuster von Leiden und friedlichen Zeiten; heute
Hosiannas, morgen die Passion und Kreuzigung; doch dann folgt die Auferstehung.
Der Stellvertreter Christi und seine Kirche sind notwendigerweise in Konflikt
mit den falschen Prinzipien der Welt; Leiden und Verfolgungen sind die
unausweichliche Folge.«
    Wer wollte es seinen Hörern
verübeln, daß sie daraus schlossen, die meisten Päpste seien christusgleiche
Gestalten gewesen? Doch diese ewige Sonnenseite des Papsttums braucht den
Kontrast mit der dunkleren Seite. Die meisten Katholiken hören zeit ihres
Lebens nie ein tadelndes Wort über einen Papst in Schule oder Kirche. Und doch
hatte ein frommer Katholik wie Dante keine Skrupel, Papst auf Papst in die
tiefste Grube der Hölle zu stürzen. Wenn Juden in ihren Psalmen Gott verdammen,
sogar verfluchen — können dann Katholiken nicht Päpste verdammen, wenn sie es
verdienen? Die Geschichte der Päpste ist, um ein Wort von Herrn Gorbatschow zu
nehmen, voller leerer Seiten. Nicht alle Päpste waren Heilige; viele waren kaum
Christen. Bis Pius IX. 1870 die päpstlichen Territorien verlor, waren Päpste
selten auch nur beliebt. Oft wurden sie gehaßt und gefürchtet.
    Die Verdrehung beginnt in den
Listen der Päpste, wo alle außer einem unter den ersten dreißig Päpsten als
Märtyrer geschildert werden. Sie waren wahrscheinlich Märtyrer in der Bedeutung
von »Glaubenszeugen«. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, daß sie alle für
Christus starben. Außerdem gab es unter den Päpsten eine große Zahl
verheirateter Männer, die zum Teil für das päpstliche Amt ihre Frauen und Kinder
verließen. Viele waren Söhne von Priestern, Bischöfen und Päpsten; einige waren
illegitime Söhne; einer war Witwer, ein anderer ein ehemaliger Sklave; mehrere
waren Mörder, einige Ungläubige; etliche waren Eremiten, andere Häretiker,
Sadisten und Sodomiten; viele wurden Papst, indem sie sich in das Amt
einkauften (Simonie), und fuhren dann fort, indem sie heilige Geräte
verkauften, damit das Geld wieder hereinkam; wenigstens einer war
Teufelsanbeter; einige hatten illegitime Kinder, andere trieben Unzucht und
Ehebruch im großen Stil; einige waren erstaunlich alt, andere erstaunlichjung;
einige wurden vergiftet, andere stranguliert; am schlimmsten waren die, die
einem Granitgott huldigten. Neben diesen gab es auch viele gute, heilige und
selbstlose Päpste, auch ein paar Märtyrer.
    Es ist Zeit, die
hagiographische Behandlung des Papsttums zu beenden. Das absichtsvolle
Schweigen über die Sünden des Papsttums ist ein Skandal und eine Form des
Kleinglaubens. Schlimmer: Es verhindert eine Lösung der gegenwärtigen Krise in
der Kirche.
    Die größte Sünde des Papsttums
und Quelle der meisten anderen war der Mißbrauch ihrer riesigen Macht. Es ist
ein seltsamer Gedanke, daß der Mann, von dem sie sich angeblich ableitete, ohne
jede Macht lebte und starb.
     
     
    »Der erste Papst«
     
    Er war so lange im Kerker
gewesen, daß er jedes Zeitgefühl verloren hatte. Wände
und Boden waren

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