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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener
Autoren: Peter de Rosa
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wenn die Massen ihn
zum König machen wollten. Die Königsherrschaft war Gottes, und sie kam durch
Erbarmen, Armut und Hingabe an Gott und Mitmenschen. Selbst nach dem Tod litt
Jesus weiter in seinen Brüdern. Er würde ihnen helfen, ihr Kreuz zu tragen; er
würde nie eine Grausamkeit gutheißen, die sie begingen. Jesu Herrschaft war die
der Liebe und des Friedens.
     
    Die Römer hielten die Christen
für eine jüdische Sekte. Auch sie galten als Feinde der Gesellschaft. Sie
wurden sogar bezichtigt, einen eigenen König zu haben. Petrus wußte, daß
Christus kein Rivale Cäsars war und daß die Christen keine Verräter waren, weil
sie ihm huldigten. Glaube war nicht dasselbe wie Staatsbürgerschaft; er machte
vielmehr bessere Staatsbürger aus ihnen.
    Kaiser Nero sah das anders. Es
machte ihm Spaß, diese Rebellen zu verfolgen. Er ließ Christen die Rolle
Aktaions spielen. In Tierhäute gekleidet wurden sie von seinen Hunden in Stücke
gerissen.
    Am 19. Juli 64 ging Rom in
Flammen auf. Die Umstände waren verdächtig. Nero genoß die Seeluft in Anzio;
die triumviri nocturni, die militärischen Feuerwehrleute, hatten
dienstfrei. Das Feuer wütete eine Woche lang und zerstörte zehn von den
vierzehn Bezirken der Stadt. Als Nero zurückkam, flüsterten seine Kaiserin
Poppaea und der Pantomime Aliturus ihm ein: »Christen.« Natürlich — sie waren verantwortlich.
    In seinem Zirkus in den schönen
Wiesen des Quintilian wurden die Christen angemessen bestraft. Der Zirkus mit
dem Obelisken von Heliopolis in seiner Achse war Nacht für Nacht mit Kerzen
erleuchtet. Die Christen, Männer, Frauen und Kinder an Kreuzen, brannten sehr
schön. Sie starben wirklich großartig — die ersten von vielen.
    Nicht lange nach dem Brand
wurde Petrus verhaftet. Er blickte nun seinem eigenen Tod ins Auge, ohne
Furcht. Wenn er nur zu Gott gehen könnte wie Jesus!
    Sein Wunsch ging in Erfüllung.
Eines Tages wurde er in die blendende Sonne und die frische Luft hinaufgeführt,
die ihm fast den Atem nahm. Man gab ihm ein Kreuz und sagte ihm, er solle
gehen. Das Gerücht verbreitete sich schnell, und bald war Linus zur Stelle. Der
große Fischer ging zu Jesus. Aus sicherer Entfernung sahen sie, wie dünn und
schwach er nach seiner langen Haft war. Doch er war glücklich — auch das sahen
sie.
    Als sie die Nordseite des
Zirkus erreicht hatten, bat Petrus aus Ehrfurcht vor seinem Meister darum,
kopfunter gekreuzigt zu werden. Die Soldaten ließen sich nicht lange bitten.
Der letzte Wunsch eines Verbrechers sollte möglichst respektiert werden. Der
Tod kam schnell zu dem alten Mann; das Blut strömte in seinen Kopf. Er wurde
bewußtlos und ging in die Herrlichkeit ein.
    In derselben Nacht holten seine
Anhänger den Leichnam und beerdigten ihn nahe an der Mauer, wo die Opfer des
Zirkus gewöhnlich vergraben wurden. Das Grab war am ersten Meilenstein an der
Via Cornelia. Dreißig Jahre später baute Anaklet ein Oratorium darüber, in dem
drei oder vier Personen zusammen beten konnten.
    Der lateinische Schriftsteller
Tertullian sagte: »Orientem fidem primus Nero cruentavit...« — »Nero besudelte
als erster den auf kommenden Glauben mit Blut. Petrus wurde, wie Christus
vorhergesagt hatte, von einem anderen gegürtet, als er an ein Kreuz gebunden
wurde; dann erlangte Paulus im höchsten Sinne die Freiheit der Römer...
glückselig diese Kirche, deren Lehre die Apostel mit ihrem Blut tränkten.«
     
    Die Zeit ist nicht mehr fern,
in der die Nachfolger Petri nicht Diener, sondern Herren der Welt sein werden.
Sie werden sich in Purpur kleiden wie Nero und sich Pontifex maximus nennen.
Sie werden den Fischer den »ersten Papst« nennen und sich nicht auf die
Autorität der Liebe berufen, sondern auf die Macht, die ihm übertragen war, um
zu handeln wie Nero. Christen werden Jesus widerstehen und anderen antun, was
ihnen angetan wurde, und Schlimmeres. Die Religion, die stolz darauf war, durch
Leiden über Verfolgung zu siegen, wird die am meisten verfolgende Religion
werden, die die Welt je sah. Sie wird selbst die Rasse verfolgen, von der
Petrus — und Jesus — stammten. Sie werden im Namen Christi die Folter und
manchmal die Kreuzigung über dem Feuer für alle Andersdenkenden befehlen. Sie
werden einen Pakt zwischen Thron und Altar schließen; sie werden darauf
bestehen, der Thron sei der Hüter des Altars und der Garant des Glaubens. Ihre
Idee wird es sein, daß der Thron (der Staat) all seinen Untertanen die
christliche Religion aufzwingt.
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