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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener
Autoren: Peter de Rosa
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des
Staatsoberhauptes. Den des Pontifex maximus würde er am überraschendsten
finden, denn zu seiner Zeit war das der Titel des heidnischen Oberpriesters von
Rom. Außerdem war Jesus nur Laie.
    Auch die Berater des Papstes
haben Titel, die im Licht der Bergpredigt etwas unerwartet sind: Exzellenz,
Eminenz, Euer Gnaden, Mein Herr, Erlaucht, Hochwürden und so fort. Immerhin
werden Kardinalshüte, die den päpstlichen Schatullen einst Millionen
einbrachten, heute kostenlos übergeben. Doch immer noch kleiden sich die
Eminenzen wie Könige, selbst wenn ihre Schleppen um ein paar Meter gekürzt
worden sind. Eindrücke sind etwas Wichtiges. Wer sich in lila Seide hüllt, in
Palästen lebt, auf Thronsesseln sitzt, hat es nicht leicht, als Knecht der
Knechte Gottes zu handeln oder für die Armen und Hungernden der Welt den armen
Mann von Nazareth zu repräsentieren. Nur zweimal hat Johannes Paul seine
Kardinale zusammengerufen. Jedesmal ging es darum, die ach so arge Finanzlage
des Vatikans zu besprechen.
    Petrus, der immer arm war,
würde mit Staunen vernehmen, daß sein Nachfolger nach Kanon 1518 des Kodex von
1917 »höchster Verwalter aller kirchlichen Besitztümer« ist. Auch, daß der
Vatikan seine eigene Bank hat, die nur mit Kunden Geschäfte macht, die außer
soliden Referenzen etwas vorweisen können, was Petrus selbst nie hatte: einen
Taufschein. Das Zölibat des Klerus einschließlich des Papstes könnte Petrus
ebenfalls überraschen, denn Jesus erwählte ihn, obwohl er wußte, daß er
verheiratet war.
    Erschüttert wäre Petrus
schließlich über die Zahl der Bilder im Petersdom. Er und sein Meister waren
als Juden gegen religiöse Bilder. Gott, dessen Name nicht einmal auszusprechen
war, konnte auch nicht dargestellt werden. Die Ehrfurcht vor Einem, der in
unzugänglichem Licht wohnt, verlangt äußerste Zurückhaltung. Selbst das
Allerheiligste im Jerusalemer Tempel war nur ein kahler, dunkler Raum.
    Im Petersdom wird Jesus an
jedem Altar gekreuzigt. Die Basilika ist mit Statuen knieender und liegender
Päpste geschmückt. Einige Figuren sind nicht gerade erbauend. Papst Paul III.
zum Beispiel liegt in der Apsis begraben. Sein Denkmal ist mit liegenden
Schönheiten verziert; eine von ihnen ist Justitia. Ursprünglich war sie nackt,
dann bekam sie auf Befehl Pius’ II. ein metallenes Hemd, das mit Farbe dem
originalen Marmor angeglichen wurde. Seine Heiligkeit hatte entdeckt, daß das
Modell der Justitia die Schwester Pauls III. und Mätresse Papst Alexanders VI.
gewesen war.
    Petrus nahm an der einfachen
Zeremonie des Abendmahls teil, in der Nacht, bevor Jesus starb. Er wußte, daß
Jesus verhöhnt, gegeißelt, bespuckt, mit Dornen gekrönt werden, daß er auf der
felsigen Anhöhe vor Jerusalem nackt ausgezogen und zwischen zwei Räubern
gekreuzigt werden würde.
    Welcher Zusammenhang, würde Petrus
sich fragen, besteht zwischen diesen Ereignissen und einer Papstmesse? Hat
dieser ganze Pomp die Botschaft Jesu verdreht und trivialisiert? Wie, auf
welchen verschlungenen Wegen hat eine kleine, verfolgte Gemeinschaft den
scheinbar unendlichen Abstand zwischen Golgotha und dem Vatikan zurückgelegt?

2. Kapitel

Das Streben nach absoluter Macht
     
     
     
     
     
     
     
    Die Millionen, die jedesJahr den Vatikan besuchen, spüren die Macht der Kirche. Die
Mauern, die Statuen, die Riesenpfeiler, jene allgegenwärtige Kuppel — all das
strömt sie aus. Wenn sie das Glück haben, eine Audienz beim Heiligen Vater oder
auch nur seinen Segen vom Fenster seines Arbeitszimmers zu bekommen, fühlen die
meisten Pilger eine Kraft, die von ihm zu ihnen geht. Er besitzt, wie sie
glauben, die Gabe des Heiligen Geistes in überragendem Maße. Selbst ein vom
Papst gesegneter Rosenkranz hat eine besondere Bedeutung; es ist wie ein
unsichtbares Autogramm. Er hat große Macht von Gott, und er hat gelobt, sie zum
Guten der Menschheit zu nutzen.
    Das Prestige des Papstes ist
heute sehr hoch. In diesem Jahrhundert haben es die Päpste zu Weltruhm
gebracht. Historische Ereignisse und schnelle Kommunikation haben dazu
beigetragen, sie zu »Sprechern der Religion« zu machen. Ihre eigenen
Persönlichkeiten haben ebenfalls damit zu tun gehabt. Johannes Pauls jüngste
Vorgänger waren gleichzeitig herausragende Menschen: Pius XI., Pius XII.,
Johannes XXIII., Paul VI. und Johannes Paul I. Sie hatten ihre Kritiker
innerhalb und außerhalb der Kirche. Doch kaum einer hätte geleugnet, daß ihr
Hauptziel die Nachfolge Christi war. Das
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