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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener
Autoren: Peter de Rosa
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hätten. Besonders angesehen war Petrus. Er war der Fels, auf dem
die neue Gruppierung — später »die Kirche« genannt—erbaut war. Sein Glaube
hatte die Brüder gestärkt. Er war der Hirte, der die Herde der verlorenen
Schafe in eine Hürde zusammenbrachte. Er war der oberste Menschenfischer. Er
war der erste Christ.
    Zusammen lasen die Jünger noch
einmal Mose und die Propheten. Auch sie machten deutlich, daß das Kreuz zum
Plan Gottes gehörte. Der Mensch mußte im Schatten des Kreuzes leben — es würde
ihn retten, wie es einst Jesus vom Todeskampf zur Herrlichkeit erhoben hatte.
     
    Der Gefangene verbrachte all
seine Tage in der Finsternis des Mamertin mit Lächeln. Nichts konnte ihm oder
den Jüngern etwas ausmachen, da sie wußten, daß der Herr von den Toten
auferstanden war. Er war der leidende Gottesknecht. Was hatte er anderes
gepredigt und gezeigt, als daß er nicht gekommen war, um bedient zu werden,
sondern um zu dienen, um sein Leben hinzugeben für die anderen? Dies erklärte,
warum er sich der Gewalt verweigerte, warum er über die Idee lachte, ein
Schwert könne helfen, seine Botschaft zu verbreiten. Er war nicht gekommen, um
zu verwunden und zu töten, sondern um verwundet und, wenn es sein mußte, auch
getötet zu werden, damit Gottes Liebe und Erbarmen durch die klaffenden Wunden
seines Leibes hindurchscheinen konnten.
    Einige Zeit machte Petrus eine
Frage Sorgen: Wer konnte Jesu Jünger werden? Nur Juden? Wenn auch Heiden —
mußten sie dann zuerst Juden werden? Er fand die Antwort in einem seltsamen
Traum, der ihn überzeugte, daß von bekehrten Heiden nichts verlangt wurde als
Glaube an Christus. Später machte er einen Rückzieher. Er drängte die Heiden,
die jüdischen Speisevorschriften einzuhalten. An diesem Punkt zeigte ein
energischer Neubekehrter sein Format. »Als Kephas (Petrus) nach Antiochia kam«,
sagte Paulus, »widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er so offensichtlich
unrecht hatte... Ich sagte vor allen anderen zu Kephas: ›Du bist Jude und lebst
doch wie ein Nichtjude. Wie kannst du Nichtjuden zwingen, wie Juden zu leben?‹«
    Petrus akzeptierte die
Zurechtweisung. Er hatte einen schrecklichen Fehler gemacht. Hätte Paulus ihn
nicht korrigiert, so wäre die Botschaft, daß der Mensch allein durch den
Glauben gerechtfertigt ist, von Anfang an verfälscht gewesen. Nach diesem
Ereignis teilten Petrus und Paulus die Mission auf: Petrus predigte den Juden
und Paulus, der römischer Bürger war, den Heiden.
    Viel später, nachdem er an
vielen Orten die Kirche organisiert hatte, zog es Petrus in die Hauptstadt des
Reiches. Als Jesus geboren wurde, war er bei einer von Augustus befohlenen
Volkszählung eingetragen worden. Er wurde von Römern hingerichtet. Seit Rom die
Welt beherrschte, kamen nach Tacitus dort alle Schändlichkeiten und Laster
zusammen, und dort mußte Petrus Menschen bekehren.
    Seit langem waren Juden in Rom
ansässig. Wegen ihrer Weigerung, den Göttern des Pantheon zu huldigen, wie
höfliche Einwanderer dies gewöhnlich taten, wurden sie beargwöhnt. Dies kam
einem Verrat gleich, doch waren Römer in religiösen Angelegenheiten allgemein
tolerant. Die Juden überlebten, sie wurden von der Pflicht befreit, den manes zu huldigen. Mit der Zeit bekamen sie sogar einen rechtlichen Status.
    Petrus hatte es schwer damit,
seinen jüdischen Volksgenossen Jesus zu predigen. Für sie war Petrus ein
Abtrünniger. Er akzeptierte die jüdische Bibel, aber nicht die Beschneidung. Er
ehrte Abraham, Moses und David, hielt aber ihre Festtage nicht ein. Er ehrte
Gott sogar an einem eigenen Sabbath. Vor allem mochten die Juden die Idee eines
gekreuzigten Messias nicht. Jesus überzeugte niemanden, solange er lebte, er
starb wie der Vagabund, der er war, und seine sogenannte Auferstehung basierte
auf den Aussagen einiger verrückter Frauen.
     
    Zu Petri Zeit waren das Forum
und der Palatin in Rom sogar aus der Entfernung eindrucksvoll. Der Palast des
Augustus glänzte weiß in der Sonne. Petrus war froh, daß die Christen nichts
außer ein paar unterirdischen Gräbern besaßen.
    Er konnte nicht umhin, die
Cäsaren mit seinem Meister zu vergleichen. Jesus hatte keine Armeen, keine
Waffen außer einem rostigen Schwert, das ein Jünger auf dem Weg gefunden hatte.
Seine einzige Autorität war die Liebe; sie war die einzige Autorität, die er
seinen Jüngern hinterließ. Alle Formen des Zwanges und weltliche Titel waren
ihm fremd. Er lief fort und versteckte sich in den Hügeln,
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