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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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für
Schauspiele und Gladiatorenkämpfe gehört, seiner Faszination von jeder
widerwärtigen Ketzerei? Neun Jahre der Zügellosigkeit hatten in seinem Gesicht
und in seinem Herzen ihre Spuren hinterlassen.
    Man schrieb das Jahr 391 in
Hippo Regis in der römischen Provinz Numidien, dem heutigen Algerien. Der
Fremde war Augustinus, ehemals Rhetorikprofessor, das Genie, das die westliche
Christenheit lehrte, Latein zu sprechen und dessen Version von der Botschaft
Christi für die nächsten fünfzehnhundert Jahre bestimmend sein sollte.
    Er war ein Bekehrter. In einer
Weile sollten Sätze aus seinen Bekenntnissen in aller Munde sein. »Für
Dich hast Du uns geschaffen, o Gott, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe
findet in Dir.« »Wie Wasser kochte ich über, erhitzt von meinen
Unkeuschheiten.« Und am berühmtesten: »Zu spät habe ich Dich liebengelernt, o
Du Schönheit, so alt und so lieblich.«
    Der alte Bischof Valerius war
auf Bitten seiner Gemeinde bereit, diesen Fremden zu seinem Assistenten zu
machen. Augustinus wurde dann sein Nachfolger und der größte Theologe, den der
Westen je hervorgebracht hat. Die meisten seiner Ideen wurden in Predigten
formuliert, und das mag der Grund für ihre Popularität sein. Er war ein
großartiger Kommunikator.
     
     
    Seine Angst vor der Sexualität
     
    Sex war sein Steckenpferd,
klagte seine Gemeinde oft. Erverlangte von Männern die
gleichen Maßstäbe wie von Frauen. Er protestierte dagegen, daß Männer sich
Konkubinen hielten. Doch seine Lehre hatte andere, fragwürdigere Seiten — und
das Gute wie das Schlechte sollte die Norm des christlichen Glaubens werden.
    Seine Bewunderer sagen, er sei
nach seiner Bekehrung reiner Geist gewesen. In Wahrheit wurde er das Fleisch
nie los. Er hegte immer ein tiefes Mißtrauen und einen Abscheu dagegen, den er
nie ganz verbergen konnte. Seine sexuelle Erfahrung hatte sich auf verbotene
Liebesaffären beschränkt, die ihm ein Gefühl von Schuld und Elend gaben. Im
späteren Leben extrapolierte er dies auf die ganze Sexualität und verband sie,
selbst in der Ehe, mit Schlechtigkeit und Sünde.
    »Nichts«, schrieb er in seinen Alleingesprächen, »ist so machtvoll, den Geist eines Mannes hinabzuziehen, wie die Liebkosungen
einer Frau und jener körperliche Verkehr, der zur Ehe gehört.« Voller Angst und
in Erinnerung an seine eigenen Fehltritte erlaubte er nie, daß eine Frau sein
Haus betrat oder auch nur mit ihm sprach, außer, wenn Zeugen zugegen waren.
Nicht einmal für seine ältere Schwester machte er eine Ausnahme. Enthaltsamkeit
war der Anfang des Dienstes für den Herrn, doch er verstand sie auf
rigoristische Weise. Der heilige Born des Lebens, sagte er, werde immer von der
Fleischeslust ( libido ) verschmutzt, selbst im Gärtlein der Ehe. Seine
Überzeugung, daß sexuelles Begehren von Natur aus böse sei, wurde die große
Tradition der Kirche. Aufgrund des Sündenfalls wird der Mensch an seinem
verwundbarsten Punkt angegriffen: der Sexualität. Selbst in der Ehe wird sie
von Fleischeslust korrumpiert. Das ist die größte, unausweichliche Strafe für
Adams Sünde. Fleischeslust ist nur durch den Wunsch nach Fortpflanzung zu
rechtfertigen. Ohne diesen Wunsch wird die läßliche Sünde der Fleischeslust in
der Ehe zur Todsünde gegen die Ehe selbst. Die Partner werden zu »Huren«, ihre
Ehe zu systematischem Ehebruch.
    In Predigt auf Predigt
wiederholt er: »Männer, liebt eure Frauen, aber liebt sie keusch. Besteht nur
soweit auf dem Werk des Fleisches, wie es zur Zeugung von Kindern notwendig
ist. Da ihr auf keine andere Weise Kinder zeugen könnt, müßt ihr euch gegen euren
Willen dazu erniedrigen, denn es ist die Strafe Adams.... Ein Mann sollte sich
nach jener Umarmung sehnen, in der es keine Verdorbenheit mehr geben kann.«
    Wenn ein Paar doch nur ohne die
Schmutzigkeit des Geschlechtsverkehrs Kinder haben könnte, etwa indem es auf
Knien zusammen betet. Augustinus zufolge sollte sich ein Mann in den Armen
seiner Frau eisig auf das Kind konzentrieren und sich auf den Himmel freuen, wo
er sie wie eine Statue umarmen kann.
    Dies hilft erklären, warum er
Jungfräulichkeit pries. Sie ist frei von der Fleischeslust, die selbst den
rechtmäßigen Vollzug der Ehe schändet. Ein jungfräulicher Mensch ist Gott nahe,
weil er oder sie sich von den unvermeidlichen Sünden der Ehe abgewendet hat. Es
ist schwer zu wissen, wie er die Ehe gut nennen kann, wenn die der Ehe eigenen
Handlungen notwendig böse sind.
    In Augustins

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