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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Bischöfen von einer theologischen Überzeugung
aufgefüllt. Dies garantiert, menschlich gesprochen, daß Johannes Pauls Lehre
überleben wird, wenn er geht. In dieser so geladenen Atmosphäre führt der
geringste Widerspruch bei Bischöfen und Theologen zu sofortiger Entlassung.
    Eine nebensächliche Lehre ohne
biblische Grundlage ist im Guten wie im Bösen zum Prüfstein der Orthodoxie
geworden. Es ist eine Situation, der nur Voltaire und Jonathan Swift gerecht
werden könnten. Unter vielen frommen Katholiken erhebt sich die beängstigende
Frage: Ist der Papst in dieser Sache ein Katholik? Könnte es sein, daß er als
ein Protestant in der Kirche handelt, da er sein eigenes Privaturteil befolgt,
entgegen dem sensus fidelium, der wirklichen Meinung des Katholizismus
in aller Welt? Seit 1968 hat, abgesehen vom massiven Bevölkerungszuwachs, der
vorhersehbar war, ein gänzlich unerwarteter Faktor Einzug in die Debatte
gehalten. Es ist die Seuche AIDS. Papst Paul hat festgesetzt, daß alle
künstlichen Formen der Geburtenkontrolle einschließlich der Barrieremethoden in
sich böse sind. Doch die Ärzte halten heute Kondome für die beste Methode, um
Infektionen zu verhindern. Ohne Kondome werden viele unschuldige Ehepartner und
ihre Kinder zu einem schrecklichen Tod verurteilt sein. Auch Bluter sind durch Bluttransfusionen
infiziert worden. Möchte die Kirche ihrem doppelten Unglück ein drittes
hinzufügen, die Ehelosigkeit? Dies ist die Logik der katholischen Position,
festgelegt von Papst Paul und wiederholt vom gegenwärtigen Oberhirten
bekräftigt. Die Anwendung von Kondomen verstößt gegen die biologische
Integrität des Geschlechtsakts und ist deshalb unrecht, selbst wenn sie die
Verbreitung einer Krankheit verhindern hilft, die wahrscheinlich die schlimmste
seit dem Schwarzen Tod 1348 ist. Nichts kann die Anwendung von etwas in sich
Bösem rechtfertigen, nicht einmal das Überleben der Menschheit. Newmans
hypothetische Situation ist Realität geworden.
    Laut Humanae vitae kann
der Zweck die Mittel niemals rechtfertigen. Katholiken dürfen nicht
argumentieren, Empfängnisverhütung sei nur ein sekundärer Effekt bei der
Anwendung eines Kondoms. Natürlich verhindern Kondome die Verbreitung von AIDS
nur, weil sie den Samen nicht in die weibliche Scheide eintreten lassen und so
die biologische Integrität des Geschlechtsakts verletzen. Laut Paul VI. kann
die katholische Kirche keine breiteren Parameter betrachten als die sexuelle
Fähigkeit selbst. Wenn der primäre Zweck der Fähigkeit blockiert wird, wie wenn
Kondome verwendet werden, ist der Akt in sich böse, eine Todsünde. Dies ist der
Fall, selbst wenn ein Mann infiziert ist, entweder weil er bei einer
Prostituierten war, weil er beim Spritzen von Drogen eine infizierte Nadel
genommen hat oder weil er als Bluter eine Infusion mit infiziertem Blut
bekommen hat. Er und seine Frau dürfen keine Barrieremethoden zur
Empfängnisverhütung anwenden. Sie müssen ohne Kondome Geschlechtsverkehr haben
oder gar nicht.
    Nun, da es Millionen von
AIDS-Überträgern gibt, sind die einzigen Alternativen der katholischen Kirche:
Betet um ein schnelles Gegenmittel für den Virus oder predigt Millionen von
Ehepaaren praktische Ehelosigkeit. Für den Rest der Welt ist diese Haltung
nicht vernünftig, sondern unverantwortlich und lebensbedrohend.
     
    Es ist Zeit zu fragen: Hatte
Papst Paul recht, als er sagte, seine Lehre in Humanae vitae sei
»beständige« katholische Tradition? Die Frage, was katholische Tradition zur
Sexualität wirklich ist, hat, wie sich herausstellt, einige sehr überraschende
Antworten. Um mit der Suche danach zu beginnen, muß man sehr weit zurückgehen.

17. Kapitel

Eine lieblose Sicht der Sexualität
     
     
     
     
     
     
     
    Der kleine, vogelähnliche Mann
mit großen, tiefen Augen war schätzungsweise
sechsunddreißig Jahre alt, als er in der kleinen, geschäftigen Hafenstadt eintraf.
In seiner groben, grauen Kutte war er auf der geraden, gepflasterten, römischen
Straße durch ein baumloses Land voller Getreidefelder gewandert. Er war als der
Große Sünder bekannt, und auf diesen Titel war er stolz. Wer hatte nicht von
seiner Versklavung an die Fleischeslust gehört, seinem sinnlichen, heißblütigen
Studentenleben in Karthago, seiner ersten Geliebten, von der er einen Sohn
hatte, seiner zweiten Geliebten, die er nahm, während er die Volljährigkeit der
ihm bestimmten Braut abwartete? Wer hatte nicht von seiner Leidenschaft

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