Gottes erste Diener
er einfach nichts mit etwas
zu tun haben, das nach einer nahenden Katastrophe aussah. Am 12. November 1978,
genau drei Wochen nach seiner Amtsübernahme, druckte er zwei seiner früheren
Artikel im Osservatore Romano noch einmal ab. Der erste trug den Titel
»Die Wahrheit der Enzyklika Humanae vitae«.
Zwanzig Jahre sind seit Humanae
vitae vergangen, und nichts ist grundlegend anders geworden. Die Positionen
haben sich höchstens verhärtet. Merkwürdigerweise ist das Papsttum selbst das
Hauptopfer seiner eigenen Entscheidungen. Amerika liefert deutliche Beweise
dafür.
Über die Jahre haben P. Andrew
Greely und sein Forscherteam soziologische Daten zusammengetragen, die erklären
helfen, warum die katholische Kirche gegenwärtig einen steilen Abstieg erlebt.
Der Hauptgrund ist nicht Vaticanum II, wie Theologen gern annehmen. Es ist vielmehr
die päpstliche Führung im Bereich der Sexualmoral.
In seinem Buch The American
Catholic konnte Greely 1977 sagen:
Wir
konnten keine Beweise dafür finden, daß das Konzil mit dem Schwinden
katholischen Glaubens und Praktizierens zu tun hat; wir fanden umfangreiche
Beweise, daß der Schwund mit einer Ablehnung der kirchlichen Sexualethik und
einer Erosion der Glaubwürdigkeit päpstlicher Führung zu tun hat.... Man findet
die kirchliche Sexuallehre falsch, lehnt die Autorität des Führers ab, der
diese Lehre durchsetzen will, und entfremdet sich dann von den anderen
Dimensionen religiösen Glaubens und Praktizierens.
Die Schlußfolgerung muß sein:
Yaticanum II ohne Humanae vitae hätte es der Kirche ermöglicht, einen
Riesenschritt vorwärts in die moderne Welt zu tun. Humanae vitae ohne
Vaticanum II wäre eine totale Katastrophe gewesen, nichts weniger als eine
Rückkehr in das Mittelalter. Vaticanum II und Humanae vitae zusammengenommen ergeben eine abgemilderte Katastrophe. Der gegenwärtige
Schmerz ist das Ergebnis eines Konflikts zwischen zwei mächtigen und
unversöhnlichen Kräften in dieser bemerkenswerten Institution.
Ein Grund muß darin liegen, daß
Katholiken die Weltbevölkerung weit weniger optimistisch betrachten als Päpste.
Ein Blick auf die Bevölkerungskurve zeigt, daß die Menschheit vom Jahr Null bis
1800 brauchte, um eine Milliarde Geburten zu erreichen. Von 1800 bis zu den
1920er Jahren war es eine weitere Milliarde. Die dritte Milliarde wurde 1958
erreicht, die vierte 1975 und die fünfte im Sommer 1987. Von allen je geborenen
Kindern leben an die vier Fünftel heute. Die meisten leben in der Dritten Welt.
Trotz der Agrarrevolution gibt es heute mehr hungernde Menschen als je zuvor.
Millionen in Afrika und Südamerika essen wenig und schlecht; sie benutzen nie
eine Toilette; sie leben und sterben in Gossen voller menschlicher Exkremente,
Abfall und verseuchtem Wasser. 1920 hatte Mexiko eine Bevölkerung von 20
Millionen. Heute hat Mexico City allein fast so viele Einwohner. Bis Ende des
Jahrhunderts wird Mexiko mindestens 100 Millionen Menschen haben. Schon heute
gibt es in der Hauptstadt eine als pepinadores bekannte Gruppe; es ist
eine Müllverwertergewerkschaft, die die Rechte, von der örtlichen Müllhalde zu
leben, verteilt.
Johannes Paul weigert sich, wie
ein Sprecher es ausdrückte, das Zahlenspiel zu spielen. Im Juni 1987, einen
Monat bevor die Vereinten Nationen die Geburt des 5000000000sten Babys
bekanntgaben, wiederholte er noch einmal: »Was die Kirche über
Empfängnisverhütung lehrt, ist kein Gegenstand, der von den Theologen frei
diskutiert werden kann.« Wenn katholische Theologen zusammenkommen, um
Empfängnisverhütung zu diskutieren, müssen sie von der Annahme ausgehen, daß
kein Wandel möglich ist. Da die meisten von ihnen von der Annahme ausgehen, daß
ein Wandel unvermeidbar ist, ist es klüger von ihnen, still zu sein. »Jeder
Geschlechtsakt muß für die Weitergabe des Lebens offen sein«, sagt Johannes
Paul. Es erschüttert seinen Glauben nicht, daß eine solche Lehre, von nur einem
Land wie Indien oder China praktiziert, die Erde Übervölkern und zu Elend und
Hunger der Massen, Kriegen und Bürgerkriegen führen würde. Gott wird für euch
sorgen.
Für einen Wandel der
offiziellen Haltung in diesem Jahrhundert ist keine Chance in Sicht. Johannes
Paul hat das Episkopat mit Männern aufgefüllt, die entweder Humanae vitae voll unterstützen oder keine Opposition gezeigt haben, selbst wenn sie
überzeugt sind, daß sie falsch ist. Ganze Hierarchien wie die holländische und
die amerikanische werden mit
Weitere Kostenlose Bücher