Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener
Autoren: Peter de Rosa
Vom Netzwerk:
Juden, und den Römern waren sie
verdächtig, weil sie den örtlichen Gottheiten nicht huldigten. Zudem leisteten
Christen keinen Militärdienst und gaben so Anlaß zu Zweifeln über ihre
Verläßlichkeit als Bürger. Trotz alledem wuchs die Christenheit, besonders bei
Sklaven und den ärmeren Schichten. Diese nahmen mit glühenden Herzen die
Bergpredigt und die Botschaft von Jesus auf, der wie ein Sklave gekreuzigt
worden war und den Gott als Wegbereiter der Auferstehung allen Fleisches von
den Toten erweckt hatte.
    Als die Kirche aus dem Schatten
trat, als die Verfolgungen unter Nero und Diokletian zu einer schlimmen
Erinnerung wurden—da nahmen die Dinge eine Wendung zum Bösen. Die Zeichen waren
da, schon vor der Bekehrung Konstantins.
    So gab es nach Marcellinus’ Tod
im Jahr 304 vier Jahre lang keinen Bischof von Rom, weil die christliche
Gemeinde uneinig darüber war, ob Abtrünnige, die zurückkamen, Buße tun sollten
oder nicht. Obwohl es eine schwierige Zeit für den Glauben war und Häresien
Zunahmen, war die Wahl eines Bischofs (Papstes) nicht von vorrangiger
Bedeutung.
    Als die Kirche nach Kaiser
Konstantin respektabel wurde, brachen böse Streitereien aus. Die Gemeinschaft
bekam Land und viele Privilegien. Die Kandidaten der falschen Sorte kamen zu
Diakonat und Priesteramt. Der Mammon kam in direkten Konflikt mit Gott in der
Kirche.
    Bittere Rivalitäten zeigten
sich oft nach dem Tod eines Papstes. Als zum Beispiel 366 Liberius starb,
wählten zwei Parteien einen Nachfolger. Ursinus war der eine Papst, Damasus der
andere. Nach ausgedehnten Straßenkämpfen schlossen sich Ursinus’ Anhänger in
der gerade fertiggewordenen Basilika Santa Maria Maggiore ein, bekannt als
»Unsere Liebe Frau im Schnee«. Damasus’ Anhänger kletterten auf das Dach,
brachen ein Loch hinein und bombardierten die Besetzer mit Dachpfannen und
Steinen. In der Zwischenzeit griffen andere das Hauptportal an. Als dieses
nachgab, begann ein dreitägiger, blutiger Kampf. An seinem Ende wurden 137
Leichen hinausgetragen, alles Anhänger des Ursinus. Ursinus wurde vom
Statthalter des Kaisers ins Exil geschickt, doch das Verbrechen von Santa Maria
Maggiore blieb ein Makel in Damasus’ Pontifikat. Um ihn auszugleichen, betonte
Damasus seine geistliche Autorität als »Nachfolger Petri« — ein Anspruch, der,
wie schon erwähnt, von den Kirchenvätern nicht erhoben worden war. »Erst 382
mit Damasus«, schreibt Henry Chadwick, »bekam dieser petrinische Text (›Du bist
Petrus‹) eine Bedeutung als theologische und biblische Begründung für
Primatsansprüche.«
    Inzwischen war der Bischof von
Rom ein großer Landbesitzer und weltlicher Führer geworden. Das Paradoxe ist,
daß die Päpste erst Päpste wurden, als sie zusätzlich zu ihrer religiösen Rolle
vollkommen weltliche Funktionen annahmen. »Das kombinierte Ergebnis«, schreibt
Jeffrey Richards in seinem Buch The Popes and the Papacy in the Early Middle
Ages, »war ein Papsttum, dessen Macht seine kühnsten Träume überstieg.«
    Damasus war ein Beispiel dafür.
Er kam durch Blutvergießen ins Amt. Er wurde dadurch ein sehr reicher,
mächtiger Mann. Als er den Präfekten von Rom, einen Heiden mit vielen
Priestertiteln, bat, sich zu bekehren, antwortete dieser Herr: »Gern, wenn du
mich zum Bischof von Rom machst.« Der zeitgenössische Schriftsteller Ammianus
Marcellinus schlug vor, es solle einen lebhaften Wettbewerb um eine so
lukrative Position geben. »Denn wenn dieser Posten einmal gewonnen ist, genießt
ein Mann in Frieden ein Vermögen, das durch die Freigebigkeit der Matronen
gesichert ist; er kann in einer Kutsche fahren, gekleidet in herrliche
Gewänder; er kann Bankette geben, deren Luxus den der kaiserlichen Tafel übertrifft.«
    Damasus’ Sekretär, der
asketische heilige Hieronymus, hat die Art von Klerikern beschrieben, die
Damasus umgaben; sie sahen eher aus wie Bräutigame, schreibt er. Und der Papst,
der mit Hilfe der Polizei an die Macht gekommen war, brauchte ständig
Polizeischutz gegen die Anhänger des Ursinus.
    Diese widerliche Episode war
keine Seltenheit. Bei anderen Wahlen gab es zwei, sogar drei Rivalen um den
Bischofssitz. Manchmal war die Position monatelang und jahrelang vakant, weil
die Römer sich nicht einigen konnten. Einmal wurden zwei rivalisierende Päpste
von einem dritten gestürzt, der dem Exarchen von Ravenna, dem Statthalter des
Kaisers, einhundert Pfund in Gold für seine Unterstützung gegeben hatte.
    Die Tradition, daß der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher