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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener
Autoren: Peter de Rosa
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Sohn, den er
mit seiner ersten Frau hatte. Seine zweite Frau ließ er im Bad ertränken; er
tötete seinen elfjährigen Neffen und dann seinen Schwager, nachdem er ihm mit
seinem Eid sicheres Geleit versprochen hatte. Er verfolgte keine Christen — nur
seine Angehörigen und Freunde.
    Er war weit davon entfernt, ein
vorbildlicher christlicher Fürst zu sein; vielmehr blieb er zeitlebens ein knallharter
Politiker mit einer »kalten und schrecklichen Gier nach Macht«, wie Jacob
Burckhardt es ausdrückt. Er begünstigte das Christentum, weil es sich als
nützlich erwiesen hatte, als es ihm eine entscheidende Schlacht gewinnen half.
Die Kirche fügte sich ihm, ohne sich an seinen ehelichen Verwicklungen sehr zu
stören, weil er ihrer Sache nützlich war.
    Bald darauf schloß Konstantin
mit seinem östlichen Rivalen Licinius einen Vertrag, der als Edikt von Mailand
bekannt ist.
     
    Wir
sind seit langem der Ansicht, daß Freiheit des Glaubens nicht verweigert werden
sollte. Vielmehr sollten jedermann seine Gedanken und Wünsche gewährt werden,
so daß er in der Lage ist, geistliche Dinge so anzusehen, wie er selbst es
will. Darum haben wir befohlen, daß es jedermann erlaubt ist, seinen eigenen
Glauben zu haben und zu praktizieren, wie er will.
     
    Dies war ein beispielhafter
Ausdruck der religiösen Rechte aller Menschen ohne Unterschied. Die Toleranz,
die es zeigte, ermöglichte es den Christen, aus den Katakomben hervorzukommen
und das volle Bürgerrecht zu genießen. Die Tragödie war, daß dies Prinzip von
der katholischen Kirche niemals akzeptiert wurde. Deshalb verweigerte sie
immer, wenn sie die Oberhand hatte, anderen die Freiheit der Religion. Als der
Westfälische Friede 1648 erklärte: »Bürger, deren Religion von der ihres
Landesherrn verschieden ist, sollen gleiche Rechte haben wie seine anderen
Bürger«, wurde er von Innozenz X. verdammt. Ähnliche Dokumente religiöser
Freiheit wurden Jahrhundert auf Jahrhundert von der katholischen Kirche als
unchristlich, schädlich, wahnsinnig, dem Atheismus gleich bezeichnet und mit
Anathema belegt.
    Es ist eine Ironie, daß kein
Dokument der Kirchengeschichte, nicht einmal vom Zweiten Vatikanischen Konzil,
so tolerant, großzügig oder weise ist wie das Edikt von Mailand, verfaßt von
zwei blutrünstigen Kriegern.
     
    Im Jahr 380 geschah mit dem
Christentum etwas, das Jesus und Petrus erstaunt hätte: Es wurde die etablierte
Religion des Römischen Reiches. Mit Actons Worten: Die Kirche wurde zur
»vergoldeten Krücke des Absolutismus«. Das neue Prestige der Kirche ging mit
allgegenwärtigen Gefahren einher.
    Am Anfang mischte sich der
Staat in kirchliche Dinge ein und versuchte, den Glauben entsprechend seinen
Bedürfnissen von Recht und Ordnung zu formen. Von nun an erstarrte die Kirche,
die als Bewegung der Massen und der geistlichen Befreiung begonnen hatte, in
einem konservativen Muster, und dies bis zum heutigen Tag. Nur allzuoft haben
die Prälaten sich mit den Reichen gegen die Armen verbündet; sie haben sich
eher rechts als links orientiert. Instinktiv fürchten sie den Kommunismus mehr
als den Faschismus.
    Mit der Zeit drehte die Kirche
den Spieß um und mischte sich in die Angelegenheiten der Fürsten ein. Die
Päpste ernannten und stürzten sogar Kaiser, verlangten von ihnen, ihren
Untertanen unter Androhung von Folter und Tod das Christentum aufzuzwingen.
    Das Endergebnis war das
Christentum. In vielfacher Hinsicht war es die größte Kulturkraft, die die Welt
je gesehen hat. Der Preis, den die Botschaft des Evangeliums dafür zahlte, war
furchtbar.
     
    All dies lag noch in der
Zukunft. In den frühen Tagen nach Konstantin war es die nun respektabel
gewordene Kirche zufrieden, die Vorteile der Pax Romana zu nutzen: eine
allgemeine Sprache, ein einheitliches Rechtssystem und direkte Straßen, um die
Botschaft Jesu im ganzen Reich zu verbreiten.
    Die Kirche hatte keine
Verfolgung mehr zu fürchten. Es waren die Juden und »Ungläubigen«, die nun
bedroht waren. Sie waren es, die im Namen Jesu, des gekreuzigten Juden,
gefoltert, verbrannt und gekreuzigt werden sollten.
     
     
    Die frühen Päpste
     
    Der deutsche
Geschichtsschreiber Gregorovius schreibt, bis zur Zeit
Leos I. im 5. Jahrhundert sei der Stuhl Petri von keinem einzigen historisch
bedeutsamen Bischof besetzt gewesen. Hierfür gab es Gründe. In den frühen Tagen
war die christliche Gemeinschaft darauf bedacht, in einer feindlichen Umgebung
zu überleben. Sie waren unbeliebt bei den
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