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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener
Autoren: Peter de Rosa
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Es wird sie nicht bekümmern, daß Petrus ein
solches Bündnis bekämpft hat und deshalb gestorben ist.
    Drei Jahrhunderte lang, nachdem
der Apostel auf dem Vatikanhügel gestorben war, wuchs die Kirche und wurde
stark — bis der Tag kam, als sie in die Versuchung kam, sich auf die Seite
Cäsars zu schlagen.
     
     
    Die große Versuchung
     
    Der Morgen dämmerte, die
rosigen Finger der Sonne spielten um die Hügel. Bevor die
Sonne selber sichtbar war, gab es ein langes, tiefes Schweigen, unterbrochen
nur von der pulsierenden Musik der Lerche und dem Bellen eines Hundes irgendwo
in der Wüste der Campagna. Gerade als die Sonne sich über den Horizont erhob,
kam ein neues Geräusch: das Trampeln einer marschierenden Armee. Eine
Staubwolke stieg über der großen Nordstraße auf. Aus dem Staub und Nebel wurde
die Form von Reihe auf Reihe bewaffneter Männer erkennbar. Auf Schilden und
Fahnen hatte die Armee ein diagonales Symbol für Christos, Christus.
    Ins Blickfeld ritt der
Oberbefehlshaber. Auf einem herrlichen Hengst war Konstantin gekommen, um
alleiniger Kaiser zu werden. Er schätzte seine Chancen nicht hoch ein. Sein
Rivale Maxentius hatte die besseren Karten. Seine Kräfte waren größer,
frischer. Er brauchte nur hinter den Mauern Roms zu bleiben, und er war
unbesiegbar. Konstantin marschierte trotzdem weiter; er hatte keine Wahl. Er
war jeder Zoll ein Soldat, und er mußte kämpfen bis zum Ende.
    Am Tag zuvor hatte er ein
merkwürdiges Erlebnis gehabt. Nie war jemand dem Sonnengott Sol ergebener
gewesen als er; auch Apollo huldigte er oft. Und er kniete mit dem Gesicht zur
Sonne und betete diese geschmolzene Gottheit (sic) an, da — war es eine Vision?
ein Trugbild, weil ihm schwindlig war? ein Traum? — sah er schwarze Strahlen
diagonal aus der Sonne hervorschießen, und in seinem Kopf hörte er einen Namen: Christos. Seine Mutter Helena war Christin; sie schwatzte ständig von Christos, aber er hatte nie einen Gedanken an ihn verschwendet. Nicht bis zu jenem
Augenblick. Eine Stimme aus einer anderen Welt schien ihm zu sagen: »In diesem
Zeichen wirst du siegen.« Er klammerte sich an einen Strohhalm, zweifellos—doch
er gab seinen Offizieren Befehl, den Reichsadler durch das Symbol Christi zu
ersetzen. Dieser Christus, überlegte er, war angeblich von den Toten
auferstanden. Wenn er mit Maxentius zusammenstieß, könnte er einen solchen
Trick selbst gebrauchen.
    Auf dem Marsch informierten ihn
seine Kundschafter, daß Maxentius die Stadt verlassen hatte und nach Saxa
Rubra, neun Meilen nördlich von Rom, marschierte. Da wußte er, daß er doch noch
eine Chance hatte. Dort wurde die Straße zu einem Hohlweg zwischen zwei Hügeln.
Er zeichnete Pläne, um Maxentius den Rückzug abzuschneiden. In jener Nacht
betete er inbrünstig zur Sonne, und dabei sprach er den Namen seiner neuen
Gottheit.
    Am nächsten Morgen, dem 27.
Oktober 312, wartete er auf den Sonnenaufgang, um sicher zu sein, daß Jesus mit
ihm war, und dann befahl er den Angriff. Der Feind wurde an der Milvischen
Brücke eingeschlossen und reagierte mit Panik. Maxentius versuchte, durch einen
Sprung in den Tiber zu entkommen, doch seine Rüstung zog ihn hinunter, und er
ertrank wie viele seiner Soldaten. Konstantin zog im Triumph in Rom ein — ein
neuer Kaiser, beschützt von einer Gottheit mehr.
    Es dauerte nicht lange, bis er
mit dem neuen Papst Sylvester verhandelte, der dem vorsichtigeren Miltiades als
Bischof von Rom nachfolgte. Wie viele Kirchenfürsten nach ihm sah Miltiades
nichts Befremdliches darin, daß ein Krieger durch das Abschlachten seiner
Feinde zum Glauben an einen gekreuzigten Christus kam.
    So begann das fatale Bündnis
zwischen Cäsar und Papst, Thron und Altar. Es sollte einmal Teil der
katholischen Orthodoxie werden.
     
    Kaiser Konstantin verzichtete
niemals auf seinen Titel Pontifex maximus, Oberhaupt des heidnischen
Staatskultes. Als sein Siegesbogen 315 fertig war, schrieb er seinen Sieg »der
Inspiration der Gottheit« ohne nähere Bezeichnung zu. Seine Münzen trugen noch
immer das Bild des Sonnengottes. Er schaffte weder die Vestalinnen noch den
Altar der Siegesgöttin im Haus des Senats ab. Zu keiner Zeit machte er das
Christentum zur offiziellen Religion.
    Konstantin wurde 274 als Sohn
des Constantius und der einfachen Konkubine Helena geboren. Eigentlich hätte er
keine Anrechte auf kaiserliche Ehren gehabt. Er gewann seine Krönung mit dem
Schwert. Er war zweimal verheiratet und ermordete 326 Crispus, den
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