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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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und das
Sakrament der Ehe sei so stark, daß kein früheres Gelübde es null und nichtig
machen könne. In Gratians Augen entbehrt das neue Gesetz — es hat bis heute
überlebt — jeder biblischen und patristischen Grundlage und kann durch kein
theologisches oder ethisches Argument gerechtfertigt werden. Wie wir sahen,
scheint es das natürliche Recht des Menschen auf Ehe zu verletzen.
    Traditionswidrig oder nicht,
ungerecht oder nicht, die Päpste beharrten von 1123 an darauf, daß Priesterehen
ungültig seien, weil das kirchliche System es erforderte. Es hatte keine
sichtbare Wirkung. Die Priester heirateten weiter; ihre Frauen führten ihnen
das Haus; ihre Kinder ministrierten am Altar.
    Alexander III. (1159-81)
wiederholte die Lehre der Lateranischen Konzilien, doch das schiere Ausmaß
priesterlichen Konkubinats überwältigte ihn. In seiner Entmutigung war er nahe
daran, zur griechischen Tradition umzuschwenken und zu erlauben, daß
verheiratete Männer ordiniert wurden. Seine Kurie stand hinter ihm, mit einer
Ausnahme: dem Kanzler, einem asketischen Abt namens Albert, der 1187 für ein
Jahr Gregor VIII. werden sollte. Sein Einschreiten erwies sich als
entscheidend. Die Westkirche war drauf und dran, vor dem massiven Ungehorsam
des Klerus zu kapitulieren. Er hatte ein Stadium erreicht, in dem Bischöfe ihre
Priester inständig baten, wenigstens drei Tage und Nächte, bevor sie den Leib Christi
berührten, keinen Geschlechtsverkehr zu haben.
    So schrecklich waren die
Mißbräuche, daß es verständlich ist, wenn—wiederum irrtümlich — die
gegenwärtige Disziplin des Zölibats Innozenz III. beim Vierten Lateranischen
Konzil 1215 zugeschrieben wird. Innozenz benutzte nur seine ungeheure
Autorität, um Akzeptanz für eine Disziplin zu gewinnen, gegen die die Tradition
sprach. Er erreichte nie auch nur den Anschein priesterlicher Keuschheit. Alle
zeitgenössischen Quellen sind darin einig. Ohne die Disziplin des ehelichen
Bundes wurden die Priester fast vollkommen zügellos. Es muß gesagt werden, daß
es Innozenz nicht hauptsächlich um die Keuschheit des Klerus ging, ebensowenig
wie Gregor VII. Er wollte eine unverheiratete Priesterschaft, um Gregors klerikales
und absolutistisches System zu betreiben. Verheiratete Priester waren bei aller
Heiligkeit nicht so loyal gegenüber dem System wie ehelose Priester, die im
großen Stil Unzucht und Ehebruch trieben.
    Die heute geltende Disziplin
des Zölibats führt tatsächlich zur Unkeuschheit. Der Beweis dafür ist in den
Schriften eines der großen heiligen Reformer, des hl. Bernhard von Clairvaux.
Er antwortete 1135 auf die Behauptung der Albigenser, die Ehe sei schmutzig.
Bernhard schreibt: »Nehmt der Kirche eine ehrbare Ehe und ein makelloses
Ehebett, und füllt ihr sie nicht mit Konkubinat, Inzest, Homosexualität und
jeder Art Unreinheit?« Dies Argument war ebenso gültig für das Zölibat der
Priester. Die Orthodoxie förderte, nicht anders als die Häresie, durch eine falsche
und erzwungene Askese jede Art Mißbrauch beim Klerus. Konkubinen waren
tatsächlich die unschädlichste Methode, die sexuellen Begierden der Priester zu
kanalisieren.
    Die Beweise dafür sind
alarmierend zahlreich. Makellose katholische Quellen, päpstliche Dokumente,
Briefe von heiligen Reformern, sie alle zeichnen das gleiche, deprimierende
Bild. Männerklöster voller Frauen; jeder Mönch hatte seine »Martha«, jede Nonne
ihren Geliebten. Bischöfe, in jeder Hinsicht Väter ihres Volkes, hielten sich
Harems, und die wenigen tapferen Seelen, die versuchten, der Disziplin Geltung
zu verschaffen, liefen Gefahr, vergiftet oder totgeschlagen zu werden.
Alexander IV. beklagt in einer Bulle von 1259, daß die Laien vom Klerus nicht
gebessert, sondern verdorben wurden. In Avignon erlaubte der habgierige
Johannes XXII. den Priestern, gegen Zahlung einer Steuer ihre Mätressen zu
behalten. Selbst die paar keuschen Priester mußten zahlen, nur für den Fall,
daß auch sie einer Frau in die Arme fielen. Es wurde zynisch angenommen, daß
sogar Vergehen gegen Gott dem System nützen konnten, nur Ungehorsam gegen das
Kirchenrecht unterminierte es. »Das Thema«, schreibt der penible Lea, »ist zu
abstoßend, um in all seinen widerlichen Einzelheiten dargestellt zu werden.«
Der Klerus hatte keine Skrupel, das Sakrament der Buße zu benutzen, um seine
unmoralischen Liäsons anzuknüpfen und zu unterhalten. Petrarca, Boccaccio,
Chaucer — sie alle bezeugen das wirkliche Ausmaß des Skandals.

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