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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Blutschande, wurden von den Klerikern getötet, wie manch
französischer Prälat berichtete. Einige Priester der Zeit gaben zu, daß sie
lieber nicht heirateten. Es erleichterte die Geheimhaltung ihrer Eskapaden. Die
Kirche duldete das Konkubinat eher als die Ehe, aus dem üblichen praktischen
Grund: Konkubinen konnten kein Kircheneigentum für sich und ihre Nachkommen
beanspruchen, wenn ihre priesterlichen Liebhaber starben.
    Dennoch waren ganze Diözesen
voller Priester, die eine moralischere Haltung einnahmen und heirateten. Das
Priesteramt und auch das Bischofsamt wurden zunehmend erblich. Ein Vater gab
seine Pfründe an seinen ältesten Sohn weiter. In einigen Gegenden durfte ein
Priester eine Ehefrau haben; hatte er mehr, riskierte er die Exkommunikation.
Die Bischöfe räumten bereitwillig ein, daß die Erlaubnis für Priester, zu
heiraten und ihre Frauen zu behalten, der einzige Weg war, die Kirche von den
schlimmsten Exzessen des Zölibats zu reinigen. Ein heiliger Bischof, Ulrich,
argumentierte aufgrund der Bibel und der Vernunft für verheiratete Priester.
Einige Prälaten, behauptete er, preßten die Brüste der heiligen Schrift so, daß
sie nicht Milch gaben, sondern Blut.
    Dem fürchterlichen Benehmen der
Päpste des zehnten Jahrhunderts eiferte man in der Provinz sozusagen nach.
Bischof Segenfried von Le Mans war dreiunddreißig Jahre mit Hildeberga
verheiratet und bestand ritterlich darauf, daß sie »Episcopessa« (Bischöfin)
genannt wurde. Als er alt war, gab er seine Diözese mit all ihren Reichtümern
an seinen Sohn Alberich weiter.
    Ein anderer Alberich, Bischof
von Marsico, war kein solcher Gentleman. Er war verheiratet und verzichtete
zugunsten seines Sohnes auf den Bischofsstuhl. Später wurde ihm fad, und er
wünschte sich eine Herausforderung; die berühmte Abtei Monte Cassino stach ihm
ins Auge. Er schloß einen Pakt mit den Erzfeinden der Abtei. Teil des Handels
war, daß die Augen des Abtes ihm gebracht werden sollten — ohne den Abt.
Alberich übergab die Hälfte der ausgehandelten Summe im voraus, der Rest
zahlbar bei Lieferung der Augen. Alberichs Augen schlossen sich für immer etwa
zur selben Zeit, als der Abt die seinen verlor. Die Autorität dieser Geschichte
war der hl. Damian. Sein schriftliches Zeugnis von den Übeln, die das
Zwangszölibat bewirkte, war so schauerlich, daß der Papst so tat, als wolle er
es ausleihen, und es dann zum großen Ärger des Heiligen nicht zurückgab.
Glücklicherweise wurde es in den päpstlichen Archiven aufbewahrt. Es beweist,
daß Ausschweifung beim Klerus in jeder Zeit überall üblich war. Nach sechs
Jahrhunderten angestrengter Mühen zur Durchsetzung des Zölibats waren die
Kleriker eine Bedrohung für die Ehefrauen und jungen Mädchen der Pfarreien, in
die sie gesandt wurden. Ein berühmter Missetäter war Bischof Rainbaldo von
Fiesole. Nach einer heldenhaften Zahl von Konkubinen nahm er eine Ehefrau, die
ihm viele Kinder schenkte, um sein Imperium auszudehnen. Die Italiener nahmen
es ihm nicht übel, sondern billigten Seiner Exzellenz sogar zu, Wunder zu
wirken, was er auch wirklich getan haben muß.
    Ein anderer italienischer
Bischof, Rathurio, sagte säuerlich, wenn er unkeusche Priester exkommunizierte,
würde es niemanden geben, der die Sakramente spendete, nur Knaben. Wenn er
uneheliche Kinder ausschloß, wie das Kirchenrecht vorschrieb, nicht einmal
Knaben.
    Von dieser Periode, in der der
entsetzliche Kindpapst Benedikt IX. lebte, mußte Papst Victor III. (1086—87)
zugeben, daß in ganz Italien Kleriker vom Bischof abwärts ohne Scham oder
Heimlichkeit verheiratet waren, mit ihren Frauen so offen zusammenlebten wie
Laien und ihre Nachkommen großzügig in ihren Testamenten bedachten. Die
Skandale waren oft am größten in Rom selbst, wo die Päpste ein heißes Tempo
vorgaben. Johannes, ein Schüler des Petrus Damiani, berichtete, Priesterehen
seien im Westen so verbreitet gewesen, daß das Kirchenrecht sie nicht mehr
bestrafte. Die Bischöfe machten sich nicht die Mühe, einen Tadel auszusprechen.
Solange Priester heirateten, sich ordentlich benahmen und kein zweites oder
drittes Mal heirateten, hatten sie nichts dagegen. Die Ehe war viel weniger
skandalträchtig als das Konkubinat. Nikolaus II. (1059-61) flehte die Bischöfe
auf Drängen Petrus Damianis an, in irgendeiner Form Richtlinien zu geben. Sie
antworteten trotzig, sie seien nicht imstande, für Keuschheit zu sorgen und
gleichgültig gegenüber jeder Bestrafung von seiten

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