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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Kleriker verheiratet. Als Anselm sie
exkommunizierte, kümmerten sie sich nicht darum. Die Zeiten waren so, daß Papst
Paschalis II. einwilligte, die Kanones zu übergehen und Söhne von Priestern zu
ordinieren — sonst hätte es keine Kandidaten für das Amt gegeben.
    Als die Bischöfe auf Befehl von
Rom härter wurden, trieben viele Priester Inzest oder meinten, da man ihnen
ihre rechtmäßigen Frauen genommen hatte, hätten sie ein Recht auf ihre
Mätressen.
    Als Papst Honorius II. von den heißblütigen
Engländern Wind bekam, sandte er Kardinal Johannes von Crema, um sie zu
bessern. Seine Eminenz versammelte die ältesten Kleriker um sich und prangerte
in der Messe die bösen Sitten des Klerus bitter an. So großartig war seine
Rede, daß die Priester ihm zu Ehren ein Bankett gaben. Der Kardinal war so
weise, sie feiern zu lassen, und zog sich für die Nacht zurück. Nicht lange
danach platzten Vertreter des englischen Klerus in sein Zimmer, um
festzustellen, daß der Kardinal nicht seine Gebete sprach. Im Gegenteil, er war
in prachtvollster Chaucer-Manier im Bett mit einer Frau, ohne seine Gewänder
oder, wie ein Zeitgenosse schrieb, »nudatus usque ad unguem«, nackt bis auf die
Fingernägel. Es war ein klarer Fall einer mittelalterlichen Falle. Nach einem
Trinkspruch auf den Prälaten mit der scharlachroten Haut und die »schöne Dame«
neben ihm auf dem Kissen ließen die Eindringlinge ihn für die Nacht in Ruhe. Er
verschwand bald still aus England.
    Als der Mönch Clarembaldus 1171
zum Abt des Augustinusklosters in Canterbury, dem angesehensten Ordensposten in
England, gewählt wurde, beschloß Papst Alexander III., der seit einiger Zeit
vergeblich versuchte, die Engländer keusch zu machen, auf Nummer Sicher zu
gehen. Er stellte drei Prälaten ab, um seine Eignung zu überprüfen. Sie
entdeckten, daß Clarembaldus im Dorf allein siebzehn uneheliche Kinder hatte.
Sein Ruf war kein Geheimnis, doch niemand in seiner Umgebung zweifelte, daß er
der beste Kandidat für den Posten war.
    Seit Alexander III. bezogen
sich Kirchendokumente nicht mehr auf die »Ehefrau« eines Priesters, sondern
verwendeten statt dessen die Ausdrücke »Konkubine« und »focaria« oder
»Herdgenossin«. Dies waren die Damen, die König Johann während seines Konflikts
mit Innozenz III. mitten in der Nacht aus den Betten der Pfarrer holte und für
deren Rückkehr er eine hohe Steuer forderte.
    Wie sie auch bezeichnet wurden
— diese focariae waren den Klerikern echte und treue Ehefrauen, und die
meisten Priester Englands hatten Herdgenossinnen. Welche Strafen die Kirche
ihnen auch auferlegte (und manchmal wurde diesen Frauen ein christliches
Begräbnis verweigert), sie hinderte die Priester nie daran, Bett- und
Tischgenossinnen zu haben. Erst um 1250, nach allgemeinen und örtlichen
Konzilien, akzeptierte der Klerus schließlich die Realität des Zölibats. Von
nun an herrschte Promiskuität.
    Die Berichte zeigen, daß viele
Männer ehelos wurden, weil sie nicht keusch sein konnten. Eine Ehefrau war eine
Ehefrau. Aber ein Priester konnte so viele Frauen haben, wie er wollte, und das
taten viele Priester.
    Im Jahr 1250 schrieb Bischof
Grosseteste von Lincoln an Papst Innozenz IV. Über die Priester sagte er: »Sie
sind in Wahrheit Lehrer der Häresie, da die Taten eine mächtigere Sprache
sprechen als Worte.« Er war deutlich genug, der römischen Kurie die Schuld für
alle daraus folgenden Probleme zu geben.
    Später versuchte Innozenz,
Lincoln seinen eigenen Neffen als Prätendenten unterzuschieben. Grosseteste war
extrem papsttreu, doch er empfand dies als unschicklich, Christus verhaßt und
eine Bedrohung für die Menschheit. In einem großartigen Akt des Widerstandes
schrieb er dem Oberhirten: »Als gehorsamer Sohn bin ich ungehorsam, ich
widerspreche, ich rebelliere. Ihr könnt nicht gegen mich vorgehen, denn all
meine Worte und Taten sind nicht wirklich rebellisch, sondern die kindliche
Achtung, die man nach Gottes Gebot seinem Vater und seiner Mutter schuldet.«
Nach der Ansicht des Bischofs von Lincoln war Loyalität zum Papst nicht
dasselbe wie Loyalität zum Evangelium Christi. Es ist bedeutsam, daß die
Diözese Lincoln eine der wenigen war, wo die Priester spurten. Der Bischof
entfernte verdächtig aussehende weibliche Personen aus den Pfarrhäusern. Wenn
er Klöster besuchte, bestand er darauf, daß allen Schwestern die Brüste gepreßt
wurden. Er brauchte sichtbaren Beweis, daß sie seit seiner letzten

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