Gottes erste Diener
Visitation
nichts Verbotenes getan hatten.
In den nächsten eineinhalb
Jahrhunderten wurde es noch schlimmer. 1414 bat König Heinrich V. die
Universität Oxford, Artikel zur Kirchenreform zu erarbeiten. Artikel 39 begann:
»Weil das fleischliche und sündige Leben der Priester heute in der ganzen
Kirche Anstoß erregt und ihre öffentliche Unzucht vollkommen ungestraft
bleibt...«
In der Londoner Pfarrei St.
Johannes Zacharias gab es eine sehr bemerkenswerte kirchliche Dienstleistung.
Sie stellte ein Bordell ausschließlich für Priester und Ordensbrüder. Nur
Männer mit Tonsur, dem ausrasierten Kreis, der die Dornenkrone Christi
vergegenwärtigt, waren zugelassen. Zweifellos fanden die Frauen, die für dies Haus
ausgesucht wurden, sie hätten eine besondere Berufung. Zu dieser Zeit kam der
Ruf der Gentlemen von Kent, sittenlose Kleriker in Zucht zu nehmen. Der Ritus
der Ordination, schlugen sie vor, sollte die Zwangskastration einschließen.
Es war nicht kanonisches,
sondern ziviles Recht, das die Kleriker zu mehr Diskretion, wenn auch nicht
Heiligkeit, in ihrem Verhalten brachte. Heinrich VII. war bereit, jeden
Priester einzukerkern, der der Unkeuschheit für schuldig befunden wurde.
1489 gab Papst Innozenz VIII.
Erzbischof Morton von Canterbury Vollmacht, den Zustand von Ordenshäusern zu
untersuchen. Das Resultat war laut Innozenz, daß alle Häuser in Schlechtigkeit
versunken waren. Die Abtei St. Alban zum Beispiel war nichts als eine Höhle von
Prostituierten, die den örtlichen Mönchen dienten. Die Nonnen wurden darin
regelmäßig vergewaltigt, und das ganze Haus war in einem Ausdruck, der
Shakespeares würdig gewesen wäre, »eine Orgie von Samen und Blut«. Heinrich
VIII., Verteidiger des Glaubens, Gatte von sechs Frauen, war auch ein
entschlossener Vorkämpfer priesterlicher Keuschheit. Dies mag an der Tatsache
gelegen haben, daß Heinrich, wenn sein Bruder Arthur nicht gestorben wäre,
vielleicht Priester geworden wäre. Daher ging er oft fünfmal täglich zur Messe
und brütete über scholastischer Theologie. Wer weiß, vielleicht wäre er ein
hervorragender Erzbischof von Canterbury geworden.
Im Jahr 1535 befahl Heinrich,
der inzwischen wütend auf den Papst war, Thomas Cromwell, das Leben der Klöster
unter die Lupe zu nehmen. Einer von Cromwells Leuten, Dr. Leighton, besuchte
die Abtei Langdon in Kent. Er brach die Tür des Abtes auf und fand ihn im Bett
mit seiner Mätresse. Die Männerkleider, mit denen die Frau sich verkleidet
hatte, hingen in einem Schrank. Der Gesamtbericht sagte aus, daß 144
Ordenshäuser es an Verdorbenheit mit Sodom aufnehmen konnten; zahllose
Konvente, denen »lüsterne Beichtväter« dienten, waren voller Kinder; Kleriker —
Äbte, Mönche und Ordensbrüder — trieben es nicht nur mit Dirnen, sondern mit
verheirateten Frauen. Nichts hatte sich seit Erzbischof Mortons Untersuchung
vor einem halben Jahrhundert geändert. Nachdem Heinrich von Papst Paul III.
exkommuniziert worden war und das Parlament Cromwells Dossier erhalten hatte,
begann es, die Klöster abzuschaffen.
Selbst dann war der König so
grausam, darauf zu bestehen, daß die Mönche, ohne Kloster und ohne
Lebensunterhalt, an ihr Keuschheitsgelübde gebunden waren. Er schickte einen
Priester ohne Rücksicht auf seinen geistlichen Stand auf das Schafott, weil er
seine Frau nicht verlassen hatte. Es ist nicht klar, was Petrus dazu gesagt
hätte. Cramer, Heinrichs Erzbischof von Canterbury, der heimlich zum zweitenmal
geheiratet hatte, schickte seine Frau heim nach Deutschland, für den Fall, daß
der König durchgriff.
Die beiden Töchter Heinrichs
VIII. erbten seine Begeisterung für das Zölibat.
Für Bloody Mary, die
Katholikin, rochen verheiratete Priester nach Häresie. Sie wurden summarisch
entlassen und durften nicht mit ihren rechtmäßigen Ehefrauen zusammenleben, was
wieder einmal heimliches Konkubinat und Promiskuität bedeutete.
Als Mary im November 1558
starb, fand Elizabeth, die Virgin Queen (Jungfräuliche Königin), ebenfalls
keinen Gefallen an verheirateten Priestern. Zwar machte sie ihren verheirateten
Tutor Parker zum Erzbischof von Canterbury, doch sie legte größten Wert darauf,
daß bekannt wurde, daß sie mit seiner Lady nicht zu sprechen wünsche.
Am Ende war sie gezwungen,
nolens volens Priesterehen um der Reformation willen zu dulden, doch sie
schrieb sie der Schwachheit des Fleisches zu. Überdies mußten die
Klerikerbräute von einem Bischof und zwei Friedensrichtern
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