Gottes erste Diener
Sündenregister
ist absolut ununterbrochen. Selbst Reformpäpste vermochten ihre eigene Kurie
nicht zu säubern. Wir haben angemerkt, daß Kardinal Hugo 1250 Lyon für seine
gastfreundliche Aufnahme der Kurie dankte. Doch auch die Kurie sei großzügig
gewesen. Sie hatte drei oder vier Prostituierte gefunden, als sie nach Lyon
kam, aber sie ließ die Stadt als ein großes Bordell zurück.
Es war nicht nur das
ausschweifende Leben von Wüstlingen wie Sixtus IV., Innozenz VIII. und
Alexander Borgia, das den Schaden anrichtete. Die Kirche litt unter der
Weigerung keuscherer Päpste, die Kirche den Forderungen der Konzilien von
Konstanz und Basel gemäß zu reformieren. Der Klerus war ebenso
fortpflanzungsfreudig wie die Laien, doch die Päpste sagten, sie könnten nichts
dagegen tun. Innozenz VIII. riet seinem Vikar davon ab, Rom säubern zu wollen,
weil beim Klerus die Unmoral zur Natur gehöre. Unter Borgia sagte der
Florentiner Klosterbruder Savonarola, Nonnen seien schlimmer als Dirnen. Und
was den Klerus betraf: »Ein Priester verbringt die Nacht mit seiner Konkubine,
ein anderer mit einem kleinen Jungen, und am Morgen gehen sie an den Altar, um
Messe zu feiern. Was denkt ihr darüber? Was haltet ihr von einer solchen
Messe?«
Papst Paul III. stellte eine
Kommission von neun Prälaten unter der Leitung von Kardinal Carafa zusammen,
die 1535 berichtete:
In
diesem Rom gehen die Dirnen umher wie verheiratete Frauen, reiten auf ihren
Maultieren, und vom Herzen der Stadt aus folgen ihnen Adlige und Kleriker vom
Haushalt des Kardinals. In keiner Stadt haben wir diese Verdorbenheit gesehen,
außer in dieser, die ein Beispiel für alle [sein sollte].
Das Übel wurzelte zu tief, um
ausgerottet zu werden; die letzten Gelegenheiten waren lange vorbei.
Guiccardini schrieb in seinen unveröffentlichten Werken: »Man kann nicht
schlecht genug von der römischen Kurie sprechen, sie verdient immer noch mehr,
denn sie ist schändlich, ein Beispiel für alles, was in der Welt böse und
schlimm ist.« Als die Reformation sich ankündigte, fand ein Bischof des
Kirchenstaates wie Chiari von Foligno, daß nur zwei Priester in seiner Diözese
die Worte der Absolution kannten. Das machte nichts; niemand würde bei ihnen
beichten gehen, weil ihr Leben so unkeusch war. »Die Schuld«, sagte Chiari,
»liegt bei den Bischöfen und Gemeindepriestern, denn unser ganzes Leben ist
eine beständige Predigt des Unglaubens.« Ein Sprichwort machte die Runde: »Der
Beruf des Priesters ist der sicherste Weg zur Hölle.« Ein ehrlicher Mann wie
Papst Hadrian VI. gab dies freimütig zu.
Als die Reformation zuschlug,
war das Zölibat des Klerus ebenso wie der Ablaßskandal die Provokation. In
Deutschland war vielen Priestern klar, daß sie nur durch Heirat die
evangelische, ja die menschliche Freiheit gewinnen konnten, die das System
ihnen verweigerte. Die Reformatoren glaubten nicht, daß sie unmoralisch
handelten, wenn sie heirateten. Sie stellten einfach die alte Tradition wieder
her und gaben der Ehe die ihr gebührende Ehre. Die Ehelosigkeit, befanden sie,
hatte der Kirche zuviel Schaden zugefügt, um weiterzubestehen. Die Laien
stimmten ihnen bei. Verzweifelt und viel zu spät versuchte das Papsttum es mit
geistlichen Maßnahmen.
Das Konzil von Trient trat
endlich im November 1542 zusammen. Kaum ein Bischof ließ sich blicken, deshalb
trennte man sich und kam zweieinhalb Jahre später wieder zusammen. Die Pausen
mitgerechnet, dauerte das Konzil über zwanzig Jahre.
1560 bat Kaiser Ferdinand den
Papst, den Klerus heiraten zu lassen, weil dies die einzige Art war, ihn zu
anständigem Benehmen zu bringen. »Denn obwohl das Fleisch verderbt war«,
schrieb er, »ist doch die Verderbtheit des Priesterstandes am
allerschlimmsten.«
Der Herzog von Kleve, Herr
dreier dichtbevölkerter Herzogtümer, berichtete, es gebe keine fünf Priester
ohne Konkubine in seinem ganzen Territorium.
Der Kaiser tat sich mit dem
erzkatholischen Herzog von Bayern zusammen und bat das Tridentinum, die Kirche
um der Laien willen vom Zwangszölibat zu befreien. Die Skandale waren
inzwischen unerträglich. Viele, die Pfründen zu vergeben hatten, weigerten sich
rundweg, Kleriker ohne Ehefrauen zu akzeptieren, weil es zu gefährlich für ihre
Gemeinde war. Die Kirche mochte einen Verlust an Eigentum erleiden, weil
Kleriker ihren Kindern etwas vererbten; dies mußte gegen den größeren Verlust
an Seelen unter der herrschenden Disziplin abgewogen werden.
Nichts
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