Gottes erste Diener
gründlich befragt
werden, um sicherzustellen, daß sie passend für die Herren Geistlichen waren.
Mit den Neununddreißig Artikeln wurde der Klerus der Kirche von England endlich
achtbar. »Deshalb ist es Rechtens für sie wie für alle christlichen Männer, daß
sie nach ihrem eigenen Gutdünken heiraten, wie sie es für der Frömmigkeit
dienlich befinden.« Elizabeth konnte es freilich nicht einmal im Tod ertragen,
daß ein verheirateter Priester ihr diente. Manch ein Kleriker fand es
wahrscheinlich nicht weniger belastend, eine Frau als Haupt der Kirche von
England zu haben.
England war nicht allein mit
dem hartnäckigen Widerstand der Basis gegen das Zölibat. Der hl. Patrick fand
den Klerus im keltischen Irland sehr stur. Er war zufrieden, wenn ein Bischof
nur eine Ehefrau und ein Kind hatte. Dies war seine Auslegung des
Paulusbriefes. Ein Kind, nahm er anscheinend an, kann ein Bischof unter
Kontrolle halten und so seiner Diözese ein gutes Beispiel für Familiendisziplin
geben. Patrick fand es durchaus nicht peinlich, daß er selbst aus einer sehr
religiösen Familie stammte. In seinen Bekenntnissen erzählt er, daß sein
Urgroßvater Diakon gewesen war, sein Großvater Priester und sein Vater
Calpornius Diakon. Hätten seine klerikalen Vorfahren nicht mit ihren Frauen
geschlafen, so hätte es keinen hl. Patrick und keine Bekehrung Irlands gegeben.
Nach Patrick gab es in Irland
verheiratete Bischöfe bis ins zwölfte Jahrhundert, als der hl. Malachias von
Erzbischof Celsus von Armagh geweiht wurde. Dem hl. Bernhard, Malachias’
Biographen, zufolge waren Celsus’ acht Vorgänger im Amt des Primas verheiratete
Männer gewesen.
Die Waliser gingen noch weiter
als die Iren. Waliser Autoren sind stolz darauf, daß das Zölibat in Wales nie
Fuß faßte. Wie J. M. Willis Bund in The Celtic Church in Wales schrieb:
»Die Waliser Kleriker sind die einzigen, die durchgängig aller Opposition zum
Trotz ihr Recht, zu heiraten, beanspruchten und bewahrten.... Als der Rest
Europas prinzipiell zum Zölibat verpflichtet war und es in der Praxis durch
Unzucht erträglich machte, blieben die Waliser Kleriker allein Verteidiger des
Rechts, des absoluten Rechts des Klerus auf Ehe.«
Gérard, im dreizehnten Jahrhundert
Erzdiakon von Brecon, ist der wichtigste Historiker der Zeit. Als Vertrauter
Innozenz’ III. und karrierehungriger Mann bezeichnet er Priestergattinnen immer
als Konkubinen. Alle Chorherren von St. Davids, sagt er, waren öffentlich
unzüchtig und hielten Konkubinen, sogar auf dem Grundstück der Kathedrale. Sie
trafen sorgsame Anordnungen für ihre Söhne, damit diese ihnen nachfolgten, wenn
sie zurücktraten. Wie James Conway Davis schrieb: »Dies Erbfolgesystem
herrschte nicht nur in Kathedralen vor, sondern im ganzen Klerus und Volk von
Wales. Auch gab es diesen Mißbrauch nicht nur in Wales. Der ganze Klerus,
englisch und walisisch, der nach Irland ging, war unkeusch.« Laut Gérard waren
die Abteien voll glücklicher Frauen und lachender Kinder. Die meisten Pfarreien
gehörten Familien, so daß eine Pfarrei zwei Rektoren haben konnte, eine einen
Priester und eine einen Laien. Bischöfe wurden mit ihren Ehefrauen beerdigt.
Was die Pfarrhäuser betraf — sie waren nicht gerade Heimstätten von Frieden und
Einsamkeit. »Die Häuser und Wohnungen der Gemeindepriester«, schrieb Gérard,
»sind voller herrschsüchtiger Mätressen, knarrender Wiegen, neugeborener Kinder
und kreischender Gören.«
Bei aller scheinbaren
Verdrießlichkeit stellte Gerald die Weisheit des Zölibats in Frage. Er wies
darauf hin, daß die Ehe ursprünglich Priestern nicht verboten war. Aber war ein
Priester nicht mit der Kirche verheiratet? wurde er gefragt. Wie konnte er dann
mit einer Frau verheiratet sein? Unsinn, antwortete er. Die Kirche ist die
Braut Christi, nicht eines Klerikers. In Gerards Buch Gemma ecclesiastica steht ein herrlicher Aphorismus, den er Papst Alexander III. zuschreibt: »Der
Papst hat den Klerikern die Söhne genommen, und der Teufel hat ihnen Neffen
geschickt!« Der Waliser Klerus heiratete weiter bis zur Reformation, als ihm
sein Lebensstil nicht länger von Rom diktiert wurde.
Die Schotten waren weit weniger
ehrbar als die Waliser in ihrer Opposition gegen die Regel des Zölibats. Das
Benehmen des schottischen Klerus vor der Reformation war wüst. Die Fäulnis
hatte schon lange zuvor eingesetzt.
König Jakob (James) IV. hatte
von Rom die Erlaubnis bekommen, als Erzbischof von St. Andrews zu
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