Gottes erste Diener
von alledem hatte
irgendeine Wirkung. Das Konzil war völlig unter Roms Fuchtel. Wie P. Sarpi es
ausdrückte: Der Heilige Geist kam mit einem in Rom gepackten Koffer nach
Trient.
Der Hauptgrund für die
Beibehaltung der Disziplin war dem Herzen Gregors VII. am nächsten: Ein
eheloser Priester schuldete nicht Frau und Kindern, sondern der Institution
völlige Treue. Er war ein Geschöpf der Institution. Das römische System war
absolutistisch und hierarchisch. Damit ein solches System funktionierte,
brauchte es Handlanger, die den Befehlenden völlig zur Verfügung standen. Die
Konservativen in Trient sagten das ganz offen. Sie sagten tatsächlich, ohne
Zölibat wäre der Papst nichts weiter als der Bischof von Rom. Kurz, das
päpstliche System würde ohne die uneingeschränkte Treue des Klerus
zusammenbrechen; das Zölibat allein konnte diese Art Treue garantieren. Nach
den Worten des Tridentinum selbst ging es beim Zölibat nach wie vor nicht in
erster Linie um Treue, sondern um Kontrolle. Kleriker sind Arbeitsbienen, die
den Bienenstock funktionsfähig halten. Es war nicht etwa zuerst und vornehmlich
eine Art, Gott in Freiheit zu dienen, sondern, wie das Tridentinum deutlich
machte, eine Art, der Institution unter Zwang zu dienen. Wenn ein Priester
einmal ordiniert war, war er ein Gefangener des Systems. Erwies er sich als
nicht loyal, konnte er nicht einmal als normaler Mensch leben, indem er
heiratete. Die Kirche nahm ihm dies naturgegebene Recht, wenn sie ihm sagte:
»Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks.«
Entgegen der Tradition der
ersten tausend Jahre und mehr sagte das Tridentinum, es sei gegen den Glauben
zu sagen, daß Priester, Mönche und Nonnen eine gültige Ehe eingehen könnten. Gott
würde denen, die darum baten, die Gabe der Keuschheit nicht verwehren. Außerdem
sei der ehelose Stand höher als der Ehestand. Am 11. November 1563
verabschiedete das Konzil feierlich:
Wenn
jemand sagt, der Ehestand sei über den jungfräulichen oder ehelosen Stand
erhaben oder es sei nicht besser und gesegneter, in Jungfräulichkeit und
Ehelosigkeit zu bleiben als in der Ehe vereint zu werden, sei er Anathema.
Dies war ein endgültiger
Hammerschlag gegen die Heiligkeit der Ehe, geführt von ehelosen Klerikern. Zu
einer Zeit, als das Zölibat der Priester ein solcher Skandal war, daß sich die
Menschen seinetwegen schämten, katholisch zu sein, erklärte das Konzil die
Ehelosigkeit zum Juwel der Krone. Als die Wunden der Christenheit Balsam
brauchten, gossen die Bischöfe auf Drängen Roms Essig hinein. Das Tridentinum
machte klar, daß es Konfrontation, nicht Versöhnung wollte.
So wurde seltsamerweise das
Zölibat, das zum großen Teil die Reformation provoziert hatte, zum Bannerträger
der katholischen Gegenreformation, zum Beweis, daß der Katholizismus keinen
Zollbreit vor den Protestanten zurückweichen würde. Die letzteren waren
Außenseiter, Ketzer, überhaupt keine echten Reformatoren. Was Rom von ihnen
verlangte, war unverzüglicher Gehorsam gegenüber dem Heiligen Stuhl und
Verzicht auf ihre dumme Vorstellung von verheirateten Klerikern.
Das Tridentinum gab keinen
Grund für seine Aussage an, Zölibatäre könnten keine gültige Ehe eingehen. Das
Konzil erklärte nicht, warum es bereit war, nicht nur den Protestanten zu widersprechen,
sondern den meisten Generationen von Katholiken, die es für selbstverständlich
gehalten hatten, daß jede Ehe zwischen zwei Menschen durch Naturrecht gültig
war, selbst wenn sie Geistliche waren.
Vor allem hatte das Tridentinum
den Wind gesät, indem es definierte, das Zölibat stehe über der Ehe. Das Konzil
erklärte, daß nur Ehelose den besseren Teil erwählt hatten und »im Stand der
Vollkommenheit« waren. Es war den zwangsweise Ehelosen ein Trost zu hören, daß
sie die einzig echten Christen in der Kirche waren. Aber was hätte Petrus wohl
davon gehalten? Und was hielten die Priester in den kommenden Jahren davon?
Der Hauptbeitrag des
Tridentinums zur Besserung der Priester war die Verabschiedung strenger Regeln
für ihre Ausbildung. Die Seminare festigten nicht nur die kirchliche Lehre; sie
halfen auch, einen Anschein von Anständigkeit beim Klerus zu erwecken. Zum
erstenmal wurden Kleriker in »Priesterfabriken« erzogen. Dies war eine
zweischneidige Sache. Sie konnten sich nicht länger durchmogeln, ohne das
Alphabet zu kennen; sie erhielten eine minimale theologische Ausbildung und
einen geregelten Tageslauf, der sie auf das
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