Gottes erste Diener
Konkubinen, darunter etlichen Nonnen;
selbst in jenen Tagen war das für einen Prälaten ein wenig übertrieben. Er
wurde schließlich von einem flämischen Ritter ermordet, dessen Tochter er
geschändet hatte.
In Deutschland, wo die
Reformation zuerst Fuß faßte, sind die Beweise für klerikale Mißbräuche
peinlich. Im fünfzehnten Jahrhundert wurde Busch, ein Mönch, zum päpstlichen
Visitator in Pfarrhäusern und Klöstern ernannt. Er fand Äbte, die weder lesen
noch schreiben konnten und kein Gefühl für Gut und Böse hatten. Als Busch
versuchte, die Pfarreien von unwürdigen Priestern zu säubern, wurde ihm klar,
daß dies das Ende des sakramentalen Lebens bedeuten würde. Ein Ritter kam zu
Busch und sagte:
Ihr
habt angeordnet, daß die Pfarrer ihre Mägde oder Konkubinen entlassen müssen. Doch
es gibt auf meinem Land in Meißen zwei oder drei Pfarreien, wo die Pfarrer mit
ihren Konkubinen abgereist sind und ihre Kirchen ohne Seelsorger gelassen
haben; deshalb haben die Pfarrkinder weder Messe noch Predigt noch andere
Dienste, sondern wandeln wie die Heiden, fast ohne Gott. Es wäre besser, daß
Ihr sie ihre Konkubinen behalten ließet, als daß die Menschen wie die Heiden
werden.
Immer, seit das Zölibat
durchgesetzt wurde, mußte die Kirche die schwere Wahl zwischen einem
»unmoralischen« oder gar keinem Klerus treffen. Wie Petrus Comestor sagte: »Der
Teufel hat der Kirche nie so geschadet, wie als die Kirche selbst das Gelübde
des Zölibats einführte.« Drei Jahrhunderte später stimmte Martin Luther ihm zu,
und nicht nur, weil der Klerus sich im großen Stil danebenbenahm. Luther sah
die Gefahr in der Bezeichnung des Zölibats als »Weg der Vollkommenheit«. Es
bedeutete, daß die Ehe ein Stand der Unvollkommenheit sei, ein tiefer
Widerspruch zum Evangelium. Alle Männer und Frauen, sagte er, waren berufen,
vollkommen zu sein, nicht nur Ehelose. Alle waren berufen, Christen zu sein,
nicht Halbchristen und Halbheiden. Sein evangelischer Anspruch schien damals
revolutionär: Gleichgültig, in welchem Stand ein Mensch sich befand, er war
berufen, vollkommen zu sein, ob er Töpfer oder Priester war. Der einfachste
Zimmermann war berufen, so vollkommen zu sein wie der Papst.
Luthers Rebellion war nicht nur
ein Angriff auf die Mißbräuche der Ehelosigkeit, sondern auf die Ehelosigkeit
selbst als Institution, die das Evangelium entstellte und die Laien abwertete.
Die Mißbräuche waren unvermeidliche Folge dieser falschen Auffassung. Die
Vorteile von Luthers Eingreifen waren unmittelbar. Owen Chadwick schreibt:
»Eine Mätresse zur ehrbaren Gattin zu machen, ehrlose Bankerte zu ehrbaren
Kindern zu machen, war das große, einzigartige Geschenk des Protestantismus an
den Klerus. Abgesehen von höheren Erwägungen erzählte man sich, daß Luthers
Bett vor seiner Heirat mit Katharina von Bora seit einem Jahr nicht gemacht
worden war.«
Spanien war es mit dem Zölibat
nicht besser ergangen als Deutschland. Da es am Rande Europas lag, innerlich
zerrissen und maurischen Invasionen ausgesetzt war, neigte das Papsttum dazu,
Spanien als Sonderfall zu behandeln. Bis 1130 gibt es nur einen Hinweis auf
päpstliche Dokumente zum Zölibat dort, und das hieß, daß man den Klerus mit
seinen Ehefrauen in Frieden ließ. Der Fall des Abtes von Santo Pelayo de
Antealtaria bewies, daß mit dem spanischen Klerus nicht gut Kirschen essen war.
Er wurde von seinem Erzbischof bei mindestens sieben Anlässen offen wegen
seiner Unmoral kritisiert und schließlich 1130 vor Gericht gebracht.
Verläßliche Zeugen sagten aus, daß er siebzig Konkubinen hatte. Wegen dieser
wahrhaft salomonischen Frauenschar wurde der Abt abgesetzt, und zur Strafe
bekam er Ländereien der Abtei, um sich, seine guten Damen und seine zweifellos
zahlreiche Nachkommenschaft zu ernähren. In Spanien ist 1322 der vernünftige
Brauch bezeugt, nach dem die Laien daraufbestanden, daß ihre Priester sich eine
Frau nahmen, bevor sie sich niederließen.
Natürlich war das Beispiel
Roms, wie wir in Teil I gesehen haben, das schlimmste von allen.
Der Unheilige Stuhl
Das Papsttum setzte das Zölibat
gegen die Weisheit der Urkirche undgegen die
natürliche Gerechtigkeit durch; dabei verstieß es selbst oft am meisten
dagegen. Die Herrschaft der Huren im zehnten Jahrhundert, die völlige
Verderbtheit des Papsttums während des Exils in Avignon, das schiere Elend des
großen Schismas fanden in allen Perioden ihre Parallelen. Das
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