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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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hören; er wurde seiner Titel enthoben und verlor
seinen Lebensunterhalt. Dies und die Heiligkeit der Beichte hatte Anstiftung zu
einem Tabu machen sollen. Das tat es aber eindeutig nicht. Angesichts der riesigen
Zahl bekanntgewordener Fälle übersteigt das Ausmaß der Verstöße innerhalb und
außerhalb des Beichtstuhls jede Vorstellungskraft. Laienfrauen besuchten die
Kleriker oft in ihren Pfarrhäusern; die Priester konnten die Frauen daheim
besuchen, wenn ihre Männer bei der Arbeit waren. Warum hatten die Priester es
nötig, ihren Lebensunterhalt bei der Beichte aufs Spiel zu setzen, wenn nicht,
weil die Versuchung zuviel für sie war? Der Grund, daß mehr Ordenspriester als
Weltpriester Frauen anstifteten, liegt für Lea in einer wirtschaftlichen
Tatsache. Weltpriester hatten mehr Bares zur Verfügung, um für weiblichen Trost
außerhalb der Gefahrenzone zu zahlen; die Ordensleute mußten sich schadlos
halten, wo und wann sie konnten.
    Ein zweiter Grund, der die Zahl
angezeigter Anstiftungen erstaunlich macht, liegt darin, daß die Spanierinnen
offenbar große Schwierigkeiten hatten, mit dem Finger auf einen Priester zu
zeigen. Er war ein professionell heiliger Mann. Wer waren sie, seine Integrität
öffentlich in Zweifel zu ziehen? Zudem müssen sie ihren Fall für einzigartig
gehalten haben. Schließlich kehrten die Behörden die Sünden des Klerus immer
unter den Teppich; sie waren schlecht für die Moral. Dies erklärt zum Teil auch
die Milde der Urteile, die die Priester bekamen. Während die Inquisition Juden
und Protestanten mit unerbittlicher Strenge behandelte, neigte sie bei ihren
eigenen Leuten zur Barmherzigkeit. Eine junge Frau, die angestiftet worden war,
glaubte, ihr Fall sei einzigartig, und war versucht, niemandem davon zu
erzählen, nicht einmal ihrem Mann oder Geliebten. Wenn sie ihren Beichtvater
anzeigte, würde mit Sicherheit ihr eigener Ruf leiden. Da war es weit besser,
die Unanständigkeit des Priesters als bedauerlichen Ausrutscher zu sehen, den
zu wiederholen er nicht wagen würde. Bis vor kurzem verhielten sich die Frauen
im Westen ebenso, wenn sie vergewaltigt wurden. Sie hatten Vorbehalte dagegen,
es der Polizei zu melden, falls man ihnen nicht glaubte oder sie beschuldigte,
sie wollten vergewaltigt werden.
    Die Fälle, bis aufs Detail von
den kirchlichen Vernehmungsbeamten festgehalten, zeigen jede Form sexueller
Abartigkeit. Einige Priester betrieben Anstiftung im großen Stil.
Zudringlichkeiten bei zehn Beichtkindern waren keine Seltenheit. Nonnen wurden
angestiftet, ebenso wie kleine Kinder, Männer und Knaben.
    Es gab zahlreiche Fälle, in
denen ein Beichtvater als flagellante auftrat: Er befahl einer
beichtenden Frau, sich auszuziehen, damit er sie peitschen konnte, wie sie es
verdiente. Manchmal zogen sich Beichtkind und Beichtvater aus und peitschten
sich gegenseitig. Priester wurden manchmal beschuldigt, »solicitante y
flagellante« (Anstifter und Auspeitscher) zu sein. Ein Priester aus Yepes hatte
mit neun Nonnen des Zisterzienserinnenklosters geschlafen; sie geißelten sich
unter seinen Augen, wobei sie mit der Peitsche auf ihre schuldigen Körperteile
zielten. Was Geschäftsreisende heute hoch bezahlen, hatten einige spanische
Priester kostenlos im Heiligtum der Beichte. Ein faszinierendes Detail: Obwohl
die Kleriker oft für schuldig befunden wurden, im Beichtstuhl eine Anstiftung
begangen zu haben, ist kein Fall berichtet, in dem eine Kirche neu geweiht
wurde, wie das Kirchenrecht es forderte, wenn sexuelle Vergehen begangen wurden
und Sperma verspritzt wurde. Hätte man die Kanones beachtet, so hätten einige
Kirchen regelmäßig den Segen des Bischofs gebraucht.
    Von den sexueller Vergehen
beschuldigten Priestern waren einige im fortgeschrittenen Alter. Ein 1734
angezeigter Priester aus Toledo war achtundsiebzig. Ein anderer aus Cuenca war
1786 achtzig. Sie näherten sich wahrscheinlich dem Ende einer sehr langen
Anstiftungslaufbahn.
    Es wäre unfair, so zu tun, als
wären spanische Priester schlimmer als die anderer Länder, trotz der Berichte.
Ein so ausgeklügelter Mißbrauch des Sakraments ist jedoch ein Beweis — falls
ein solcher notwendig wäre —, daß zu viele Kleriker gezwungen waren, ein
unnatürliches Leben zu führen. Sie hatten wahrscheinlich gute Absichten, als
sie sich weihen ließen. Wenn sie verdorben wurden, dann weil ein Zwangszölibat
sie verdarb. Sie waren die ersten Opfer eines päpstlichen Systems, das die
Warnung des Apostels ignorierte:

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