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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Glaubens heirateten, alle ehelichen
Beziehungen mit ihren Männern aufgeben, wenn diese Kleriker wurden. Die Gefühle
der Ehefrauen wurden übergangen oder mit Füßen getreten. Sie galten als
Sünderinnen, wenn sie haben wollten, was nach dem Neuen Testament eindeutig ihr
Recht vor Gott war. Doch durch die ganze Geschichte wurden Frauen für ihre
Beziehung zu Priestern verachtet, während diese mehr oder minder ihren Ruf als
»geistliche Herren« behielten.
     
    Das deutlichste Beispiel für
die Mißhandlung von Frauen durch eine ehelose Priesterkaste liefert das
Zeitalter der Hexenverfolgung, bei der es entsetzliche pornographische
Untertöne gab. Die Frauen wurden von ihren priesterlichen Inquisitoren
verachtet; den Stereotypen zufolge waren sie Werkzeuge Satans, Verführerinnen,
sexuelle Fallen, speziell für Männer, die beschlossen hatten, ohne Frauen zu
leben. Die Hexenverfolgung zeigt, wie Ehelose sich mit unbewußter Böswilligkeit
an Frauen für das Opfer ihrer eigenen Sexualität rächten. Sie glaubten, Satan
sei ihr Feind, und in Wirklichkeit war es die Frau. Keine andere Erklärung ist
für die schauerlichen Bekenntnisse der Hexen möglich, außer daß Ehelose ihre
eigenen Alpträume auf sie projizierten. Ihr Abscheu machte sie völlig
leichtgläubig. »Hexen verunreinigten die Welt«, weil sie selbst immer
befürchtet hatten, durch die unerlaubten Regungen ihres eigenen Fleisches von
Frauen verunreinigt zu werden. Frauen, versicherte ihnen die Theologie, waren
gebogene Rippen, eine schweflige Brut, Evastöchter. Die schiere Häßlichkeit und
üble Ausdünstung dieser alten Frauen muß den Inquisitoren um so mehr Ekel
eingeflößt haben. Hexen waren die fleischgewordene schlimmste Seite ihrer
selbst.
    Dies erklärt weitgehend, warum
es so viele Hexen und so wenige Hexer gab. Was überzeugte die Priester, daß
Hexen satanischer waren als ihre männlichen Gegenstücke? Mit Sicherheit war es
der Evaskomplex der Inquisitoren, den ein Mann wie Sprenger offen eingestand.
Ebenso, wie sie zu dem Glauben erzogen waren, Juden seien verflucht, glaubten
sie auch, Frauen seien viel mehr im Bunde mit Satan, viel eher Jüngerinnen des
Teufels. Jeder fleischliche Gedanke, der dem Inquisitor durch den Kopf schoß,
jeder fleischliche Impuls, den er fühlte, vergrößerte seinen Horror vor Hexen
und machte ihn geneigter, jede Obszönität über sie zu glauben, die unter der
Folter gesagt wurde. Während das Papsttum deshalb die Hauptverantwortung für
die »Schaffung« von Hexen durch seine Dogmen zu tragen hat, gingen die
grauenhaften Qualen, die ihnen zugefügt wurden, auf das Konto priesterlicher
Ehelosigkeit. »Gute« Priester widmeten sich Gebet und Fasten, härenen Hemden
und Selbstgeißelung. Wozu dies? Wozu die langen Wachen, die von Psalmen
unterbrochenen Nächte? Warum die niedergeschlagenen Augen, um nicht einmal die
Schönheit der Welt und des Himmels wahrzunehmen? Gewiß, weil sie Frauen auf
Distanz halten mußten. Ihre Augen, lauteten die Ordensregeln, durften eine Frau
nicht einmal streifen. Ihre Nasen durften ihren Duft nicht riechen, ihre Hände
ihren Leib nicht berühren, ihre Phantasie nicht einen Augenblick lang bei ihrem
Aussehen oder der Art, wie sie sich anfühlten, verweilen. Ein falscher Schritt,
und sie waren verdammt. Es würde offenbar, daß ihr ganzes Leben und all ihre
Opfer vergeblich waren, daß die Frauen sie besiegt hatten. Wie böse diese
Dämoninnen sein mußten, um etwas so Gotteslästerliches zu tun!
    Im nachhinein ist es natürlich
leicht zu sehen, daß der »Satan« nicht in den Hexen war, sondern im Fleisch der
Inquisitoren.
     
    Wenn in der Vergangenheit
Frauenverfolgung in der Kirche zumindest im wesentlichen auf die verdrängte
Sexualität der Ehelosen zurückging, stellt sich die Frage: Auf welche Weise
führen die Priester diese Unterdrückung heute fort?
    Die meisten Priester werden die
Frage selbst beleidigend und absurd finden. Priester halten sich selbst — mit
Recht — für insgesamt gütig und menschenfreundlich. Sie sehen nicht, daß
persönliche Nächstenliebe vollkommen mit institutionalisierter Unterdrückung
vereinbar ist. Heute sind die Folterkammern im Kopf. Die Scheiterhaufen sind
verinnerlicht. Päpste und Priester werfen durch ihre Gesetzgebung Menschen in
nie erlöschende Flammen.
    Die Frauenfeindlichkeit der
Priester zeigt sich heute in ihrer Abwehr gegen die Idee weiblicher Priester.
Theologen versuchen mit der Schrift zu belegen, daß Frauen nicht geeignet

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