Gottes erste Diener
sind.
Ihre Argumente sind durch die Bank schwach, um nicht zu sagen geschmacklos.
Gott ist männlich, sagen sie. Denn Jesus war die Ikone Gottes, und er war
männlich. Das fleischgewordene Wort war Gottes Sohn, nicht seine Tochter.
Außerdem wurde nicht einmal die Jungfrau Maria, die heiligste aller
Sterblichen, in den Priesterstand aufgenommen. Jesus erwählte nur Männer als
Priester. Wie ist dies zu erklären, außer daß Frauen, wie heilig auch immer,
nach Gottes eigenem Plan von Natur aus ungeeignet für das Amt sind? Dieser männliche
Chauvinismus im Gewand der Theologie findet heute immer weniger Anklang, selbst
wenn er von Bischöfen und Päpsten kommt. Jesus hat Gott offenbar gemacht, nicht
weil er ein Mann war, sondern weil er ein vollkommener Mensch war. Die
Vorstellung von Gott als wesentlich und ewig Männlichem ist ein Stück
männlicher Mythologie, etwa so akzeptabel wie der Gedanke, die Taube sei das
heiligste Tier, weil der Heilige Geist in Gestalt einer Taube erschien. Es hat
einige Frauen veranlaßt, in ihrer Verzweiflung so weit zu gehen, daß sie sagen,
die Bibel und die darauf gründende kirchliche Liturgie müsse abgeschafft
werden. Der Kern dieses Problems sei ein männliches Überlegenheitssyndrom, das
der Gesellschaft, in der wir leben, völlig fremd sei. Die Sprache verewige die
Sklaverei der Frau. Das Christentum, sagen sie, predigt einen
männlich-chauvinistischen Gott und eine Inkarnation, die die Menschheit nicht
erlöst, sondern die Unterdrückung der Frau für immer festschreibt.
Gewiß hatten in einer von
Männern beherrschten Welt Männer Vorrang in allem. Es ist gerade die
Erkenntnis, daß wir über dieses Stadium hinaus sind, die den meisten modernen
Frauen und vielen Männern bewußt machi, wie relativ das kirchliche Beharren
ist, nur Männer könnten Priester sein Außerdem wurde mehrfach argumentiert,
wenn die Jünger, die Jesus erwählte, jede künftige Wahl vorausbestimmen,
sollten alle Priester heute beschnittene jüdische Bauern sein und zum Teil
verheiratet.
Es ist schwer, den Schluß zu
vermeiden, daß der Hauptgrund für die katholische Kirche, jedenfalls in den
höheren Rängen gegen Priesterinnen zu sein, darin liegt, daß sie ausschließlich
von und für männliche Ehelose betrieben wird. Vom Papst abwärts
verbarrikadieren sie ihre Herzen mit Stacheldraht gegen Frauen und sind überzeugt
von ihrer Überlegenheit. Das Zölibat ist ein Mechanismus, um diesen Glauben zu
beweisen und zu erhalten. Würde den Frauen die Gleichheit im Amt gewährt, so
würde dies sorgsam kultivierte Bild männlich-zölibatärer Überlegenheit
zerstört. Die wirkliche Grundlage klerikaler Argumente ist kurzum nicht
theologisch, sondern sexuell. Es ist nicht Gott oder Christus, sondern
männlicher Egoismus einer ganz besonderen Sorte, der sie gegen die Idee eines
weiblichen Klerus opponieren läßt. Wieder einmal zeigt sich, daß die
katholische Kirche der Zeit um fünfzig Jahre und mehr hinterherhinkt. Heute
haben Ehemänner nichts dagegen, wenn ihre Frauen Präsidentinnen,
Premierministerinnen, führende Politikerinnen, Richterinnen, Anwältinnen,
Ärztinnen usw. sind. Doch ehelose Priester können den Gedanken nicht ertragen,
daß Frauen, denen sie entsagt haben, auf gleichem Fuß mit ihnen stehen.
Anzudeuten, daß Frauen eines Tages Bischöfinnen und Päpstinnen sein werden,
erscheint vielen von ihnen als Gotteslästerung.
Die Kirche ist die Verliererin
beim klerikalen Widerstand gegen die Frauen. Das Amt würde in jeder Weise
profitieren, wenn die Weisheit der Frauen es nährte. Sie sind zumeist sanfter
als Männer, ihre Abscheu vor Gewalt ist größer, sie haben ein tieferes
Verständnis für junge und alte Menschen. Wenn diese »Tugenden« selbst als
sexistisch betrachtet werden sollten, wäre die Beteiligung der Frauen am Amt
einfach ein Ausdruck grundlegender menschlicher Gerechtigkeit. Abgesehen von
allem anderen muß ein System, das ungerecht gegen Frauen ist, schlecht für die
Männer sein, die es sich ausgedacht haben.
Es gibt keine Hoffnung auf
einen baldigen Wandel. Johannes Paul II. hat deutlich gemacht, daß er von
Herzen gegen Priesterinnen ist. Wie viele Bischöfe scheint er zu denken, daß
die Frauen sich vollkommen frei in der Kirche fühlen können, ohne in
irgendeiner Form repräsentiert zu sein, ohne eine Stimme in ihren eigenen
Belangen. Männer, muß der Oberhirte annehmen, sind von Gott am besten dazu
ausgerüstet, zu wissen, was im Interesse der Frauen
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