Gottes erste Diener
»Es ist besser zu heiraten, als Brunst zu
leiden.« Lea schreibt: »Nur ein kleiner Teil der Schuldigen wurde angezeigt,
und von ihnen wurde nur ein Bruchteil vor Gericht gebracht… Die Spannung der
Beichte ist zuviel für die durchschnittliche Menschennatur, und das Beste, was
die Kirche in ihren jüngsten Regeln tun kann, ist, ihre Schwachheiten des
Fleisches nicht die Gläubigen wissen zu lassen.« Priester werden von achtzehn
und manchmal zehn Jahren an in Seminaren erzogen, abseits von jedem Kontakt mit
Mädchen oder Frauen. Sex ist ihnen verboten, sogar in Gedanken und Phantasien.
Jeder sexuelle Impuls muß als Gefahr für ihr Zölibat verdrängt werden. Kaum
sind diese jungen und zumeist unschuldigen Männer ordiniert, müssen sie in der
Abgeschiedenheit des Beichtstuhls die wüstesten Beschreibungen sexueller
Aktivität und Abartigkeit anhören. Jede sexuelle Sünde muß in ihre Ohren gesprochen
werden, mit Zahl und Art. Junge Frauen sagen ihnen ihre geheimsten Gedanken,
Taten und Sehnsüchte, manchmal in Situationen körperlicher Nähe. Durch die
Beichte kann ein Priester mit homosexuellen Neigungen herausfinden, wer die
Mitglieder der Schwulengemeinde sind. Vom Standpunkt des Priesters aus scheint
das System besonders grausam. Kein Wunder, daß viele von ihnen mehr mit ihren
eigenen Problemen zu tun haben als mit denen ihrer Herde.
Wie Lea in seinem dreibändigen
Werk A History of the Inquisition in the Middle Ages schreibt:
Kaum
war es der Kirche gelungen, die Ehe ihrer Priester abzuschaffen, finden wir sie
überall und ununterbrochen mit der offensichtlich unmöglichen Aufgabe
beschäftigt, sie zur Keuschheit zu zwingen — ein Unterfangen, dessen Vergeblichkeit
durch seine Fortsetzung in der modernen Zeit ausreichend erwiesen ist.
Priesterliche Ehelosigkeit und
Frauen in der Kirche
Es ist oft gesagt worden, daß
Frauen im Katholizismus eine niedrigere Stellung haben
als in jeder anderen größeren Institution der westlichen Welt. Selbst
asiatische Länder, berühmt für ihre Mißachtung weiblicher Rechte, haben
Premierministerinnen hervorgebracht. Im Katholizismus gibt es keine
Überlieferung, daß auch nur eine Frau direkt und rechtmäßig die Kirchenpolitik
oder irgendeine wichtige Entscheidung beeinflußt hätte, auch nicht in Dingen,
die ausschließlich ihr Geschlecht betrafen. Warum werden Frauen im
Katholizismus von männlichen Klerikern bestenfalls jovial behandelt und
schlimmstenfalls verfolgt?
Die einzig sinnvolle Antwort
lautet: Ehelosigkeit. Es sind die Frauen, die durch die Jahrhunderte die Last
der schlimmen Disziplin priesterlicher Ehelosigkeit tragen mußten.
Als erstes haben wir angemerkt,
daß Priester, besonders Päpste, einen Marienkult entwickelt haben. Für Ehelose
ist die ideale Frau ein geschlechtsloses Wesen, das ein Kind geboren hat. Maria
bekam ohne Geschlechtsverkehr ein Kind; das ist Vollkommenheit. In den Worten
der Kirche: »Maria verlor nicht die Glorie der Jungfräulichkeit«, als sie
Mutter wurde. Leider wird sie oft nach dem Modell jüngster Erscheinungen
dargestellt. Als himmlische und hygienische Dame, busenlos und weißgekleidet,
spricht sie süß zu heiligen Kindern, hat einen Rosenkranz um ihre faltenlosen
Hände drapiert und trägt Rosen an den Füßen.
An Bedeutung nach Maria kommt
die Frau, die Babys produziert, ohne Vergnügen am Sex zu haben. Aufgrund des
Einflusses der Kirchenväter und Papst Gregors des Großen galt dies in der
ganzen Kirchengeschichte bis zur Moderne als der Gipfel der Heiligkeit, den
verheiratete Frauen erreichen konnten. Noch weiter unten auf der Liste ist die
Frau, die Kinder bekommt, aber sündigt, indem sie Vergnügen an dem Akt hat, der
sie ins Dasein ruft. Noch tiefer und jeder Beschuldigung würdig sind jene
Frauenzimmer, die keine Kinder bekommen, aber den Geschlechtsakt entweder
genießen oder dafür bezahlt werden, im zwanzigsten Jahrhundert ist diese
Position abgewandelt worden: Frauen werden nicht mehr dafür verachtet, daß sie
mit Freude, aber ohne Babys Geschlechtsverkehr haben, unter einer Bedingung:
daß sie sich an die klerikale Methode der Empfängnisverhütung halten, die sich,
was nicht überrascht, als extrem lästig erweist. Darüber wird später noch mehr
gesagt werden.
Wir haben gesehen, wie
schändlich Priesterfrauen über die Jahrhunderte behandelt wurden. Schon früh
ließen gewählte Päpste einfach Frau und Kinder im Stich. Besonders seit der
Zeit Gregors VII. mußten Frauen, die guten
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