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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Männer anzuschieben. Der englische Dichter William Langland
schrieb:
     
    Das
Land, in das Kardinale kommen, ist um so verdammter ihretwegen,
    Und
wo sie am längsten bleiben, herrscht die Unzucht.
     
    Bischof Alvaro Pelayo, ein
Papstberater in Avignon, meinte, der Heilige Stuhl habe die ganze Kirche mit
dem Gift der Habgier infiziert. »Wenn der Papst sich so verhält, sagen die
Leute, warum nicht auch wir?« An einem ganz normalen Tag exkommunizierte
Pelayos Herr, Johannes XXII., einen Patriarchen, fünf Erzbischöfe, dreißig
Bischöfe und sechsundvierzig Äbte. Ihr einziges Verbrechen: Sie waren im
Rückstand mit der Zahlung der Steuern an den Papst.
    Und Niccolo Machiavelli
schrieb: »Die Italiener stehen tief in der Schuld der römischen Kirche und
ihres Klerus. Durch ihr Beispiel haben wir alle wahre Religion verloren und
sind vollkommen Ungläubige geworden. Nehmt es als Regel: Je näher ein Volk bei
der römischen Kurie lebt, desto weniger Religion hat es.«
    Katharina von Siena schrieb
Gregor XI., sie brauche den päpstlichen Hof nicht aufzusuchen, um ihn zu
riechen. »Der Gestank der Kurie, Heiligkeit, hat meine Stadt seit langem erreicht.«
    Im fünfzehnten Jahrhundert
mißbilligte der heilige Erzbischof von Florenz, Antoninus, daß seine Stadt
Pfandbriefe mit Gewinn verkaufte; dies sei Wucher. Als seine Gegner sagten:
»Die römische Kirche erlaubt es«, entgegnete Antoninus: »Kurienkardinäle haben
Konkubinen. Beweist das die Rechtmäßigkeit des Konkubinats?« Die Schlichtheit
ist gerade das Bestechende an diesem Argument.
    Ein Grund dafür, daß es in Rom
mehr Prostituierte gab als in jeder anderen großen Stadt, war die große Zahl
der Ehelosen. Die Klöster waren oft Bordelle. Frauen nahmen manchmal einen
Dolch mit zur Beichte, um sich vor ihrem Beichtvater zu schützen. Chroniken
berichten von Klerikern, die ihre Tage in Tavernen und ihre Nächte in den
weichen Armen ihrer Mätressen zubrachten. »Der heiligste Einsiedler hat seine
Hure.« Wie die heilige Brigitta zu Gregor sagte: »Die Kleriker sind weniger
Priester Gottes als Zuhälter des Teufels.« Die besten römischen Chöre sangen in
der Messe so laszive Lieder, daß eine Kommission aus Kardinälen beriet, ob
Singen in der Kirche ganz zu verbieten sei.
    Der Gelehrte Erasmus aus dem
16. Jahrhundert, einer der geistreichsten Männer seiner oder irgendeiner Zeit,
sagte, die Tyrannei Roms sei schlimmer als die der Türken. Er schrieb einen
Sketch, in dem Papst Julius versucht, an Petrus vorbei die Pforten des Himmels
zu stürmen. Petrus verdreht die Augen und kann in diesem bärtigen Krieger nicht
seinen Nachfolger erkennen. Julius nimmt seinen Helm ab und setzt die Tiara
auf. Petrus ist noch argwöhnischer. Schließlich hält Julius Petrus ungeduldig
seine Schlüssel vor die Nase. Der Apostel untersucht sie und schüttelt dann
langsam den Kopf: »Tut mir leid, aber die werden in diesem Reich nirgendwo
passen.«
    Der holländische Papst Hadrian
VI. bekannte 1522 vor dem Reichstag in Nürnberg, daß alle Übel in der Kirche
von der römischen Kurie ausgingen. »Seit vielen Jahren hat es auf dem Stuhl
Petri verwerfliche Vorgänge gegeben, Mißbräuche in geistlichen Dingen, Übertretungen
der Gebote, so daß alles hier böse und pervers geworden ist.«
    Der Jesuit und Kardinal
Bellarmin sollte später einräumen: »Einige Jahre lang vor Luther und Calvin gab
es in der Kirche fast keine Religion mehr.« Das Papsttum, sagte er, hatte das
Christentum fast ausgemerzt.
    1518 sang Luther sein
»Narrenlied« und schrieb an den deutschen Adel über die päpstliche Habgier. Den
Heiligen Stuhl beschrieb er als »verderbter, als jedes Babylon oder Sodom
war... Es ist eine betrübliche und schreckliche Sache zu sehen, daß das Haupt
der Christenheit, das sich brüstet, Stellvertreter Christi und Nachfolger Petri
zu sein, in einem weltlichen Pomp lebt, den kein Kaiser oder König erreichen
kann; so daß in ihm, der sich am meisten heilig und geistlich nennt, mehr Weltlichkeit
ist als in der Welt selbst.«
     
    Zwei Jahre darauf wurde Luther
von Papst Leo exkommuniziert. Luther berief sich auf ein Allgemeines Konzil.
Fünfundzwanzig entscheidende Jahre lang verweigerten Päpste und Kurie die
Berufung auf das einzige Forum, das die schwerwiegenden Fragen in der Kirche
hätte entscheiden können.
    Bis dahin standen die Dinge so
schlimm, daß Contarini zu Papst Paul III. (1539—49) sagte, der ganze päpstliche
Hof sei häretisch; er stehe im Gegensatz zum

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