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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Die Einkünfte aus diesem Ablaß wurden für eine Brücke
über die Elbe bei Torgau verwendet. Im Jahr 1509 verlängerte Julius II. den
Ablaß um weitere zwanzig Jahre. Was Luther am meisten erzürnte, war der Betrug
an den einfachen Leuten, denen man weismachte, sie könnten sich in den Himmel
einkaufen.
    An Allerheiligen 1517 nahm er
einen Hammer und nagelte seine fünfundneunzig Thesen über Ablässe an das große
Tor der Kirche von Alberts Burg in Wittenberg. Im Inneren waren Reliquien,
unter ihnen eine Haarlocke der Jungfrau Maria, die zwei Millionen Jahre Ablaß
einbrachten. Eine von Luthers Thesen lautete: »Der Reichtum des Papstes ist
weit größer als der aller anderen Menschen. Warum baut er nicht die Kirche St.
Peter mit seinem eigenen Geld statt mit dem Geld armer Christen?«
    Laut diesem störrischen Mönch
öffneten die Schlüssel des Reiches jede Schatzkiste in der Christenheit; die
päpstliche Habgier machte aus Christus selbst einen Gehilfen von Dieben, deren
Ziel es war, die Armen zu berauben. Kein Wunder, daß Luther drohte, ein Loch in
Tetzels Trommel zu schlagen.
    Seit langer Zeit hatte das
Papsttum gewöhnliche, fromme Christen in Städten, Marktdörfern und Weilern
betrogen. Papst auf Papst hatte Christus den Rücken gekehrt. Das Papsttum irrte
nicht nur — es war selbst der Hauptirrtum, denn die Wahrheit hat nicht zuerst
mit Reden zu tun, sondern mit Sein und Tun. Sein Betrug am Volk ist noch immer
in den Ziegeln und dem Marmor des Petersdoms verkörpert. Der Preis dieser
Basilika war die Spaltung der Kirche, die seit Jahrhunderten besteht; sie wird
noch viele überdauern.
     
     
    Das unreformierbare Papsttum
     
    Martin Luther war nicht der erste, der Zwiebeln nach Rom mitnahm und Knoblauch
zurückbrachte. Tatsächlich waren die strengsten Kritiker des Papsttums immer
Freunde, nicht Feinde; unter ihnen waren viele Heilige — und einige Päpste! Ihr
Zeugnis geht weit zurück.
    Eine der spannendsten
Unterhaltungen in Rom, die je aufgezeichnet wurden, hatte der englische Papst
Hadrian IV. (1154-59) mit seinem unverblümt sprechenden Landsmann Johannes von
Salisbury, dem späteren Bischof von Chartres. »Was«, flüsterte der Papst,
»denken die Leute wirklich vom Papst und von der Kirche?« Johannes antwortete
kühn: »Die Leute sagen, daß die Kirche mehr wie eine Stiefmutter handelt als
wie eine Mutter; daß sie einen fatalen Zug zur Habgier hat, daß Schriftgelehrte
und Pharisäer den Menschen schlimme Lasten auferlegen, kostbares Gerät anhäufen
und überaus begehrlich sind. Und«, fügte er hinzu, »daß der Heilige Vater
selbst eine Last und kaum zu ertragen ist.«
    Papst Innozenz IV. (1243—54)
war wegen einer Auseinandersetzung mit Friedrich II. gezwungen, Rom zu
verlassen. Er ließ durchblicken, daß er gern nach England ins Exil ginge. Der
Hochadel jenes Reiches weigerte sich, ihn aufzunehmen. Sie sagten, das grüne,
süßduftende England könne den Gestank des päpstlichen Hofes nicht ertragen.
Innozenz ging statt dessen mit der Kurie nach Lyon. Als Friedrich II. starb,
konnte Innozenz nach Rom zurückkehren. Kardinal Hugo schrieb dem Volk von Lyon
einen Dankbrief im Namen des Papstes. Das Dokument, 1250 datiert, ist eines der
schändlichsten in der Papstgeschichte.
     
    Während
Unserer Residenz in eurer Stadt haben wir (die römische Kurie) euch sehr
liebreich beigestanden. Bei Unserer Ankunft fanden wir kaum drei oder vier
käufliche Schwestern der Liebe, doch bei Unserem Abschied hinterlassen wir euch
sozusagen ein einziges Bordell, das sich vom Westtor zum Osttor erstreckt.
     
    Im selben Jahrhundert verglich
Bonaventura, Kardinal und General der Franziskaner, Rom mit der Hure der
Apokalypse und nahm Luther so um drei Jahrhunderte vorweg. Diese Hure, schrieb
er, macht Könige und Völker trunken mit dem Wein ihrer Hurerei. In Rom
behauptete er nichts gefunden zu haben als Fleischeslust und Simonie, selbst in
den höchsten Rängen der Kirche. Rom korrumpiert die Kirchenfürsten, diese
korrumpieren ihren Klerus, der Klerus korrumpiert das Volk.
    Dante, ein frommer Katholik, machte
nicht nur einem Papst nach dem anderen die Hölle heiß; er ging genauso
energisch mit der Kurie um. Kardinäle, die laut einem frommen Mönch aus Durham
einst »glitzerten wie Prostituierte«, werden im vierten Kreis des Inferno nackt
ausgezogen. Gruppen dieser einst faulen Prälaten werden gezwungen, auf ewig
große Felsbrocken, die Reichtümer darstellen, gegen die Felsbrocken anderer
habgieriger

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