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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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den Vereinigten
Staaten verlangt werden.« 1791 kam der Erste Zusatz: »Der Kongreß darf sich
nicht in die Freiheit der Religion, der Rede, der Versammlung und der Anrufung
von Institutionen einmischen. Der Kongreß wird kein Gesetz verabschieden, das
die Gründung einer Religion betrifft oder ihre freie Ausübung verbietet.«
    Diese historischen Erklärungen
markieren den endgültigen Bruch mit den religiösen Haltungen der Alten Welt.
Die Vereinigten Staaten drückten Unzufriedenheit mit dem Begriff »Duldung« aus:
Sie wollten Religionsfreiheit und -gleichheit für alle ihre Bürger. Duldung
beurteilten sie als eine Art Heuchelei; sie ist eine Beleidigung für die, die
»geduldet« werden. Sie impliziert, daß sie nicht gleichberechtigt sind.
Außerdem: Was heute geduldet wird, wird es vielleicht morgen nicht mehr. Vor
allem hat die Verfassung mit Jeffersons Worten »eine trennende Mauer zwischen
Kirche und Staat erbaut«. Jeder, Katholik oder Protestant, der versuchte, diese
Mauer zu durchbrechen oder ganz abzureißen, hatte kein Recht, sich Amerikaner
zu nennen.
     
    Zu Roms Verblüffung gedieh die
katholische Kirche unter einem Regime, das Rom für einen Feind der
grundlegendsten Glaubensüberzeugungen hielt. Gregor XVI. (1831—46) sagte: »In
keinem Teil der Welt fühle ich mich so sehr als Papst wie in den Vereinigten
Staaten.« Und Pius IX., in dessen Regierungszeit es in den USA 6½ Millionen
Katholiken gab, tat den berühmten Ausspruch: »Amerika ist das einzige Land der
Welt, wo ich König sein könnte.« Wie es scheint, hatte er nicht bemerkt, daß
bei den Amerikanern die Monarchie schon anno 1776 mit der
Unabhängigkeitserklärung aus der Mode gekommen war.
    Um Pius wurde die
faszinierendste Beinahe-Geschichte des Papsttums gewoben. Als er im Vatikan vom
wachsenden italienischen Nationalismus bedroht wurde, erhielt Pio Nono zwei
unglaublich großzügige Hilfsangebote.
    Im Jahre 1863 schrieb der
britische Premierminister, Lord John Russell, an Kardinal Antonelli und schlug
ihm vor, im Notfall sei die Insel Malta vielleicht ein passender Zufluchtsort
für Seine Heiligkeit. Dort »könnte er seine obersten Kardinäle und seine
vertrauenswürdigsten Berater um sich haben. Es würde nicht von ihm verlangt,
irgendwelchen Bedingungen zuzustimmen, die seinem Gewissen zuwiderliefen«. Die
britische Regierung würde ihm vollständigen Schutz garantieren.
    Es gibt keinen Beweis dafür,
daß der Oberhirte dies Angebot ernsthaft bedacht hat.
    Nicht lange danach, als der
Himmel sich noch mehr verfinsterte, sprach ein vatikanischer Spitzenbeamter
Rufus King an, den amerikanischen Botschafter, der im Vatikan akkreditiert war.
Der einzige Ort, wo seine Heiligkeit sich sicher fühlen würde, sagte der
Beamte, sei »die große Republik Amerika«. Als die Antwort schließlich kam, war
sie großherzig. »Unser Land ist die Heimstatt bürgerlicher und religiöser
Freiheit sowie eine Zuflucht für alle, die vor politischen und anderen Wirren in
der Alten Welt geflohen sind. Sollte Seine Heiligkeit es für richtig befinden,
in die Vereinigten Staaten zu gehen, würde er zweifellos ebenso willkommen
geheißen und könnte ohne Verhöre und Belästigungen sein großes Werk als
Oberhaupt der katholischen Kirche fortführen.«
    Zwei amerikanische Zerstörer
fuhren von Lissabon nach Civitavecchia und warteten darauf, Seine Heiligkeit
nach Amerika zu bringen. Leider ging er nie an Bord.
    1867 war Garibaldis kleine
Armee—freilich verfrüht—nur fünfzehn Meilen vom Vatikan entfernt, und der Papst
trotzte ihr immer noch: »Ja, ich höre sie kommen«, sagte er und zeigte auf das
Kruzifix: »Dies wird meine Artillerie sein.«
    Deshalb war es der Menschheit
nicht beschieden, einen Papst zu sehen, der in einer Republik lebte, einem
zweiten Avignon in der Neuen Welt. Die USA verloren die potentiell lukrativste
Attraktion aller Zeiten, doch mehr noch: Das Papsttum verpaßte seine Chance, in
einer modernen Demokratie zu funktionieren.
    In der Alten Welt geblieben,
stand es weiterhin für eine strikt mittelalterliche Theokratie, die Einheit von
Kirche und Staat, bei der der Staat der katholischen Kirche die Vorherrschaft
im Bereich des Religiösen garantierte.
    Dies war immer ein Problem für
amerikanische Katholiken. Kardinal James Gibbon von Baltimore hatte zum
Beispiel keine Bedenken, die spanische Inquisition zu verurteilen. Er
beanspruchte, für alle amerikanischen Katholiken zu sprechen, als er schrieb:
»Unsere katholischen

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