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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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korrigierte seinen Berater feierlich: »des heiligen Petrus von
Castelnau.«
    An jenem zehnten März 1208, als
Innozenz Bruder Peter kanonisierte, gab er auch seine Bannbulle gegen die
Häretiker des Languedoc heraus. Sie waren es, beschloß er, die seinen
heiligmäßigen Botschafter gemeuchelt hatten. Er stand auf und intonierte: »Tod
den Ketzern!«
     
     
    Ein blutiger Kreuzzug
     
    Natürlich war es nicht so
einfach, wie der Papst es darstellte. Es ist nicht zu
bezweifeln, daß er Peters Tod als Vorwand für etwas benutzte, was er schon seit
langem tun wollte.
    Seit einem Jahrhundert gedieh
die Häresie in dem schönen Lehen Languedoc, der Südostecke Frankreichs zwischen
der Rhone und den Bergen mit der Hauptstadt Toulouse. Innozenz wußte genau, daß
die Verderbtheit des Klerus schuld war an der Irrlehre dieser Katharer oder
Albigenser, wie sie nach ihrer Hochburg Albi genannt wurden. Er schrieb sogar:
     
    In
dieser ganzen Region sind die Prälaten die Witzfiguren der Laien. Doch die
Wurzel dieses ganzen Übels ist der Erzbischof von Narbonne. Dieser Mann kennt
keinen anderen Gott als das Geld und hat eine Börse dort, wo sein Herz sein
sollte. In den zehn Jahren, seit er sein Amt innehat, hat er seine Diözese
nicht einmal visitiert..., wo man regulierte Mönche und Kanoniker sehen kann,
die ihre Habite abgelegt, Ehefrauen oder Geliebte genommen haben und von Wucher
leben.
     
    Zeitgenössische Berichte
stimmen darin überein, daß Äbte und Bischöfe im Languedoc wie an vielen anderen
Orten ausschweifend lebten. Sie spielten und fluchten; sie hörten die Matutin
im Bett, schwatzten während des Offiziums, wenn sie sich schon einmal in die
Kapelle bequemten, exkommunizierten je nach Laune jeden, der ihnen nicht paßte,
erhoben Gebühren für alles von Ordensgelübden bis zu unerlaubten
Eheschließungen und erklärten legitime Testamente für ungültig, um die
Hinterlassenschaften selbst einzustreichen. Im Gegensatz dazu hatten die
Albigenser viele heilige Männer und Frauen. Diese perfecti mieden die
Ehe und alle weltlichen Vergnügungen. Sie waren mager, bleich, langhaarig und
schwarzgewandet, und wegen ihres so guten Lebens wurden sie überall, wohin sie
auch kamen, mit Freude begrüßt. Sie waren machtvolle Redner, standen ihrer
Herde näher als die Priester und hatten eine immense moralische Autorität. Von
ihnen empfingen die Gläubigen, die credentes, nur ein Sakrament: das consolamentum, die Versöhnung durch Handauflegen an der Schwelle des Todes.
    Sie lehnten die Dogmen und
Sakramente der Heiligen Mutter Kirche ab, verachteten die Priester, nannten Rom
die Hure Babylons und seinen Bischof den Antichrist. Sie predigten die
Gleichheit der Geschlechter, die laut Innozenz mit der Bibel nicht vereinbar
war. Sie hatten zudem ihre eigene, volkssprachliche Fassung der Heiligen
Schrift, die sie tatsächlich lasen. Allein hierfür nannte der Papst sie
todeswürdige Ketzer.
    Die Albigenser lehrten
anscheinend einen Dualismus. Der böse Gott des Alten Testaments war
verantwortlich für die materielle Welt, die Quelle von Verderbnis und Tod.
Jesus war der Gott der Welt des Geistes. Aus diesem Grund haßten sie das
katholische Ritual. Bilder, Reliquien, die heilige Kommunion, das Kreuz selbst
rochen nach der sterbenden Welt des Stofflichen. Der Leib war böse, und Sex,
durch den Körper sich fortpflanzten, war ebenfalls böse. Die verbotene Frucht
des Gartens Eden war die sexuelle Lust. Schwangerschaft war eine Sünde; eine
schwangere Frau hatte einen Teufel in sich, und starb sie vor der Niederkunft,
so war sie unausweichlich verloren. Ehe war ein Stand der Sünde, Sex in der Ehe
nicht besser als Blutschande. So groß war ihr Haß gegen den Körper, daß
Selbstmord, die endura, eine Tat heldenhafter Tugend war, der Weg zum
Himmel.
    Man kann schwerlich sicher
sein, was die Albigenser wirklich glaubten, denn sie haben fast keine
schriftlichen Zeugnisse hinterlassen. Wir haben nur die Meinung
voreingenommener Inquisitoren, die ihnen allen, wie der Papst, den Tod
wünschten. Es ist möglich, daß sie gegen Priester reagierten, die vorgaben,
zölibatär zu sein, aber unkeusch lebten und mit Reliquien Vermögen verdienten.
     
    Innozenz, der sich selbst als
»Fundament der ganzen Christenheit« sah, befahl, das blutbefleckte Habit des
neuen Heiligen in jeder Kirche des Languedoc zu zeigen, um für einen neuen
Kreuzzug Stimmung zu machen. Er richtete sich nicht gegen die Türken, die das
Heilige Land besetzt hielten,

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