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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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heirateten, weil es zu wenig
Berufungen gibt. Elf sagten, sie würden gern weibliche Priester sehen.
    Mehr als einmal sagten
Ratzinger und der Jesuitengeneral in Rom Sweeney: Verbrennen Sie Ihr Material
oder verlassen Sie den Orden. Sweeney, der seit vierundzwanzig Jahren Jesuit
war, fand, er habe keine andere Wahl, als den Orden zu verlassen. Wie konnte er
die Wahrheit verbrennen? Welchen Wert hatte Gehorsam, wenn er nicht Vernunft
oder Wahrheit hinter sich hatte? Diese Art Gehorsam, behauptete er, »verträgt
sich nicht mit menschlicher Würde«.
    Es ist schwer einzusehen, warum
ein angesehener Jesuit zum Austritt gezwungen wird — nicht wegen Verfehlungen
in Lehre oder Moral, sondern weil er die Einstellung von Bischöfen
veröffentlichte, die auf seine Fragen frei geantwortet hatten. Der Papst
scheint entsetzt bei der Vorstellung, jemand könnte wissen, was die Bischöfe,
seine Bischöfe wirklich denken. Das Bild drängt sich auf: Der Papst sieht
Bischöfe als Spitzenbeamte. Sie machen keine Politik; sie führen sie aus.
Gleichgültig, welche persönliche Meinung sie haben, sie sollten sie für sich
behalten. Er allein spricht für die Kirche.
    Der Eindruck entstand, daß ein
Bischof, der anderer Meinung ist als der Papst, schlimm genug ist,
fünfunddreißig in einem Land aber unerträglich. Eine solche Enthüllung
zerschmettert die Fassade totaler Einigkeit, die der Stolz des Katholizismus
ist. Die Kirche des Schweigens existiert auch diesseits des Eisernen Vorhangs,
und in ihr gibt es Prälaten, die nicht wollen, daß es ihnen so geht wie
Hunthausen.
    Es ist schwer, sich dem Schluß
zu entziehen: Die Bischöfe haben zuviel Angst vor dem Papst, um zu sagen, was
nach ihrer wirklichen Überzeugung das Beste für die Kirche und ihre Diözesen
ist. Es gibt ohnehin keine Mittel, um abweichende Meinungen zu äußern. Auf
Gemeindeebene ist die Situation nicht anders. Die Pfarrer beraten ihre
Schäflein auf liberale Weise, aber nur in der Beichte. Für die Rolle als
öffentliche Märtyrer haben sie nichts übrig. Sie glauben, es ist besser, zu
schweigen und zu überleben. Doch wo ist das Zeugnis für die Wahrheit des
Evangeliums? Und was wird aus dieser großen Institution, die auf so vielen
Verantwortungsebenen eine Lüge lebt?
     
     
    Zwei Riesensysteme prallen
aufeinander
     
    Der Hauptgrund, ausdem der Papst Amerika zur Zielscheibe seiner Geschosse
gemacht hat, ist dieser: Eine absolute Monarchie ä la Vatikan ist in direktem
Konflikt mit den Grundidealen der ersten und größten Republik der Welt. Amerika
setzt seinen Stolz darein, das Land der Freien zu sein; und gewisse Formen der
Freiheit sind der Vorstellung des Oberhirten von christlichem Glauben fremd.
Für ihn ist katholische Wahrheit absolut, und Gehorsam gegen sie eine
unabdingbare Notwendigkeit. Er hat als Gottes Gesalbter die Pflicht, sofortigen
und unerschütterlichen Gehorsam von allen zu verlangen, vom einfachsten
Pfarrkind bis zum gewitztesten Theologen.
    Die Geschichte offenbart einen
krassen Gegensatz zwischen dem katholischen und dem amerikanischen Freiheitsideal.
Es ist dieser Gegensatz, der hinter dem tiefen Mißtrauen des Vatikans gegen die
amerikanische Kirche steckt.
     
    Zuerst die Kirche.
    1520 bannte Leo X. Luther, weil
er gewagt hatte zu sagen, das Verbrennen von Ketzern sei gegen Gottes Willen.
Gregor XIII. gedachte mit Freude des Massakers in der Bartholomäusnacht am 24.
August 1572, als Tausende von Hugenotten gestorben waren. Clemens VIII.
attackierte 1598 das Edikt von Nantes, weil es allen gleiches Bürgerrecht gab,
unabhängig von ihrer Religion. Das Edikt wurde 1685 zum Entzücken der Kirche
widerrufen: Innerhalb von drei Jahren verließen fünfzigtausend protestantische
Familien Frankreich; Voltaire sagte, sie seien noch weiter zerstreut worden als
die Juden. Inzwischen hatte Innozenz X. den Westfälischen Frieden verurteilt,
weil er es wagte, allen Bürgern Duldung zu gewähren, seien sie religiös oder
nicht. Bei jeder Frage und über Jahrhunderte hinweg hat die katholische Kirche
stolz ihr Dogma religiöser Intoleranz verkündet.
    Im neunzehnten Jahrhundert
erfuhr die Politik in Europa einen tiefgreifenden Wandel — nicht aber die
katholische Lehre. Kirche und Staat, sagten die Päpste, seien untrennbar
vereint, wie in einer vollzogenen christlichen Ehe. Freiheit war unchristlich;
Gesetz und Ordnung war das übergeordnete Ziel. Papst auf Papst griff die
Freiheit mit der Heftigkeit an, die die Päpste des zwanzigsten

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