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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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exkommunizieren, der einen kommunistischen statt einen
katholischen Kandidaten wählte.
    Angesichts dieser Tatsachen war
Kennedys Wahl ein Triumph — nicht für die katholische Kirche, sondern für die
amerikanische Demokratie. Er mußte vor und nach seiner Wahl immer noch
beweisen, daß der Papst ihn nicht in der Tasche hatte und daß er durchaus
bereit war, dem ganzen katholischen Episkopat Amerikas nein zu sagen.
    Kennedy hatte Glück, während
des Pontifikats von Johannes XXIII. zu kandidieren, dem am wenigsten bigotten
und wahrhaft katholischsten Papst der Geschichte.
     
     
    Das Dilemma der Katholiken
heute
     
    Das Dilemma der amerikanischen
Katholiken heute ist schlicht das Dilemma der meisten
Katholiken generell. Sie leben in zwei entgegengesetzten Ideologien. Patriotismus
und Religion haben wenig gemein. Zur Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils
verlor sich dies Gefühl bei den Katholiken. Das Konzil war ein zweiter
Frühling, eine Chance für das Aufblühen von Freiheit und offener Diskussion,
das die Kirche ebenso wie den Staat bereicherte. Doch mit Paul VI. und Johannes
Paul II. starb der zweite Frühling ab.
    Im Staat begrüßt der Katholik
Offenheit, völlige Religionsfreiheit, Demokratie. Er hält es für
selbstverständlich, daß Freiheit zu einer Vertiefung der Wahrheit führt. Er ist
daran gewöhnt, daß seine Staatsmänner seine Billigung einholen müssen. Er kann
sie wählen, er kann sie auch abwählen. Er fordert Pressekonferenzen,
Informationsfreiheit, eine unzensierte Presse, die wie eine zweite Regierung
ist.
    In der Kirche muß der Katholik
totale Geheimhaltung und fehlende Haftbarkeit hinnehmen. Es gibt keine
Alternativen, keine Wahlen. Kein Bischof oder Papst wird, soweit es ihn
betrifft, gewählt oder abgewählt. Er muß akzeptieren, was man ihm vorsetzt. In
der Kirche gibt es keine Pressekonferenzen, keine Kontrollen und Gegengewichte,
keine Erklärungen. Die Kontrolle von oben ist absolut. Der Eindruck entsteht,
daß Freiheit und Diskussion zur Verwässerung der Wahrheit führen.
    Es wäre dumm, Papst und Kurie
als die Bösewichter anzusehen. Auch sie sind Opfer einer nicht bekannten oder
zumindest nicht bewußten Vergangenheit.
    Johannes Paul sieht sich als
den großen Vorkämpfer der katholischen Wahrheit. Sie ist absolut. Er kann sie
in all ihren Einzelaspekten ebensowenig bezweifeln wie die Existenz Gottes. Er
meint, er muß streng mit Abweichlern sein, um gut zu der Masse der Katholiken
zu sein, die ein Recht auf die Fülle der Wahrheit haben. Darum ist er bereit,
überall außer in seiner eigenen Kirche für Freiheit zu plädieren. Jede Form der
Abweichung bei Theologen, wie bei Kling und Curran, und selbst bei Bischöfen
wie Hunthausen, muß unterdrückt werden. Ein Gelehrter wird ebenso
wahrscheinlich zum Schweigen gebracht, wenn er sagt, Priester sollten heiraten
dürfen oder Frauen ordiniert werden, wie wenn er die Gottheit Christi leugnet.
     
    Auf seinen Reisen stellt
Johannes Paul das Papsttum als den Vorkämpfer für Wahrheit und Menschenrechte
dar. Er hält es für ausgemacht, daß Päpste einander in wesentlichen Dingen nie
widersprochen haben und nie von der Wahrheit des Evangeliums abgewichen sind.
    Dieser Teil zum Thema Wahrheit
soll anhand zahlreicher Beispiele zeigen, daß diese Annahmen falsch sind.
Abgesehen von der Tatsache, daß das Papsttum im zehnten und fünfzehnten
Jahrhundert die Häresie war — die Absage an alles, für das Jesus
stand —, haben viele Päpste erstaunliche Fehler gemacht. Sie haben einander und
dem Evangelium wiederholt widersprochen. Statt für Menschenwürde zu kämpfen,
haben sie unzählige Male Katholiken und Nichtkatholiken die elementarsten
Rechte vorenthalten. Das Haus des Papstes an der Ecke ist der Beweis.
    Die Geschichte sprengt den
Mythos eines in bezug auf die Wahrheit lilienweißen Papsttums. In einem
Zeitalter der Barbarei führten die Päpste die Meute; in einer Zeit der
Aufklärung waren sie Schlußlicht. Und sie waren am schlimmsten, wenn sie — im
Widerspruch zum Evangelium — versuchten, die Wahrheit mit Gewalt durchzusetzen.

10. Kapitel

Die Durchsetzung der Wahrheit
     
     
     
     
     
     
     
    Papst Innozenz III. saß in
seinem Thronsaal; seine Gefühle waren eine Mischung aus
Erregung und Zorn. Vor ihm hielt ein Berater ein weißes Zisterzienserhabit
hoch. Es war vorn und hinten von einer Lanze zerrissen und hatte Blutflecken.
»Dies, Heiligkeit, ist das Habit des Bruders Peter von Castelnau.« Der
Oberhirte

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