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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Vorfahren haben in den letzten drei Jahrhunderten so viel
für die Gewissensfreiheit gelitten, daß sie aufstehen würden, um uns zu
verdammen, wenn wir uns zu Fürsprechern oder Verteidigern religiöser Verfolgung
machen würden.«
    Diese republikanischen Gefühle
kamen in Rom nicht gut an. Sie waren gegen den traditionellen Katholizismus.
Kardinal Gibbon versuchte, sich von dem Verdacht der Häresie mittels einer
Distinktion reinzuwaschen, die ein französischer Bischof einige Jahre zuvor
erfunden hatte. In einer vollkommenen Welt (These) wäre die traditionelle Lehre
von den Beziehungen zwischen Kirche und Staat gültig. In einer unvollkommenen
Welt (Hypothese) wie im modernen Amerika fand sich die Kirche damit ab, den
Status quo zu akzeptieren, wenn sie auch unter ihm litt. Vielleicht hinderte
der Kardinal den Vatikan durch diesen Winkelzug daran, die amerikanische
Verfassung zu verurteilen, wie er alle europäischen verdammt hatte, obwohl sie
weit weniger radikal waren.
    Im Vatikan mag die Distinktion
des Kardinals akzeptiert worden sein — den Amerikanern gefiel sie nicht. Sie
sahen den American Way of Life nicht als dem europäischen unterlegen. Für sie
war er eine deutliche Verbesserung. Wie Emerson sagte, hatte Amerika eine
besondere Mission: »Zu befreien, Königs- und Priesterherrschaft, Kaste und
Monopol abzuschaffen; die Galgen niederzureißen, das blutige Statutenbuch zu
verbrennen.« Zudem war die Implikation der Worte des Kardinals furchterregend:
Wenn es viele Bekehrungen in den Vereinigten Staaten gäbe, müßte seine Eminenz
oder sein Nachfolger versuchen, die amerikanische Verfassung zu brechen und ein
mittelalterliches Regime einzusetzen. Der Mythos von der Ungeeignetheit der
Katholiken für hohe Ämter entstand. Dieser Mythos machte es 1928 Al Smith, dem
demokratischen Gouverneur des Staates New York, unmöglich, Präsident zu werden.
Dreißig Jahre später zerstörte er fast John F. Kennedys Hoffnungen.
    Kennedy wurde beschuldigt, er
wolle die trennende Mauer zwischen Kirche und Staat einreißen. Er wurde,
manchmal ernsthaft, beschuldigt, ebenso sehr Gefangener eines religiösen
Systems zu sein wie Chruschtschow Gefangener eines politischen Systems war.
Kennedy schien deutlich vor der Wahl zu stehen, entweder ein »guter« Katholik
zu sein, wie er traditionell verstanden wurde, oder ein guter Amerikaner. Vor
dreißig Jahren, als alles in der Schwebe hing, erklärte er:
     
    Ich
glaube an ein Amerika, wo die Trennung von Kirche und Staat absolut ist — wo
kein katholischer Prälat dem Präsidenten (falls dieser Katholik wäre) sagen
würde, was er
tun soll, und kein protestantischer Pastor seinen Pfarrkindern, wen sie wählen
sollen... ein Amerika, das offiziell weder katholisch noch protestantisch, noch
jüdisch ist — wo kein Staatsdiener politische Unterweisung von irgendeiner
kirchlichen Quelle erbittet oder annimmt ... wo es kein katholisches oder
antikatholisches Wahlverhalten gibt, überhaupt keine Block bildung bei
Wahlen... und wo Religionsfreiheit so unteilbar ist, daß ein Angriff gegen eine
Kirche als ein Angriff gegen alle behandelt wird.... Ich bin nicht der
katholische Präsidentschaftskandidat, ich bin der Präsidentschaftskandidat der
demokratischen Partei und zufällig Katholik. Ich spreche nicht für meine Kirche
über öffentliche Fragen, und meine Kirche spricht nicht für mich.
     
    Es war ein schöner Ausdruck des
amerikanischen Ideals. Kennedy hatte die beste theologische Beratung. Man hatte
ihm ohne Zweifel gesagt, daß der christliche Staat ein Produkt des vierten
Jahrhunderts war, entworfen von Konstantin. Die Urkirche wußte nichts von ihm,
auch die Bibel nicht. Dennoch war sich Kennedy wahrscheinlich nicht voll
bewußt, daß er Jahrhunderten katholischer Lehre widersprach. Selbst Leo XIII.,
jener weise und weitblickende Papst, sagte, politisch sei es »immer dringend,
ja die Hauptsache, daran zu denken, wie man den Interessen des Katholizismus am
besten dienen kann«. Bei jeder Wahl, fuhr er fort, seien die Katholiken
verpflichtet, für die zu stimmen, »die sich der katholischen Sache
verschreiben, und ihr nie jemanden vorziehen, der der einzig wahren
(katholischen) Religion feindlich gesinnt ist«. Dem Papst zufolge gibt es also
eine Blockwahl: Der katholische Block stimmt für katholische Kandidaten; und
ein Angriff gegen den Katholizismus ist ein Angriff nur gegen den
Katholizismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Pius XII. bereit, jeden
Katholiken zu

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