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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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Naturkundebuch. Er hatte eine sanfte Aufwärtsellipse zwischen der x- und der y-Achse eingezeichnet, ein langsamer Anstieg des Körpergewichts von einer Generation zur nächsten.
    »Einer meiner F2 hat fünfundvierzig Gramm geschafft, also habe ich ihn mit etlichen der größten Weibchen gepaart, und sie haben mehr als fünfzig Babys gemacht. Ich habe sie alle gewogen, als sie hundert Tage alt waren, und habe mir die größten vier herausgesucht. Dann habe ich diese wieder untereinander gekreuzt und auch bei der nächsten Generation wieder dasselbe gemacht. Ich habe immer die schwersten hundert Tage alten Mäuse genommen. Bei allen habe ich dieselbe Glockenkurven-Ellipse bekommen, nur dass sie sich leicht nach rechts verschoben hat. Bertha war die größte von allen.«
    »Du hast immer nur die größten miteinander gekreuzt?«, fragte seine Mutter.
    »Ja. Ich habe die großen in den Terrarien gehalten, getrennt von den anderen.«
    »So einfach war das?«
    »Es ist dasselbe, was die Menschen in den letzten fünftausend Jahren mit ihrem Nutzvieh gemacht haben. Rinder sind jetzt auch größer als früher. Schafe geben mehr Wolle. Unsere Hühner legen mehr Eier.«
    »Aber das hier hat keine Tausende von Jahren gedauert.«
    »Nein. Es hat mich auch irgendwie überrascht, dass es so gut funktioniert hat. Die Veränderungen sind nicht einmal so unauffällig. Ich meine, sieh sie dir an; sie ist nur eine F4. Stell dir vor, wie eine F10 aussehen könnte. Ich glaube, ich kann sie noch größer machen.«
    Seine Mutter lachte nervös. »Das klingt, als wolltest du sie in Ratten verwandeln.«
    »Ratten sind eine andere Spezies, aber ich wette, wenn ich genug Zeit hätte … In Hunderten von Generationen … Dann könnte ich es schaffen, sie fast ebenso groß wie Ratten zu züchten.«
    Ihre Miene wurde ernst. »Du solltest so etwas nicht sagen.«
    »Es ist nur eine kontrollierte Selektion. Bei einer gut durchmischten Population ist es verblüffend, was ein kleiner Anstoß bewirken kann. Ich meine, wenn du mal darüber nachdenkst, ich habe die untersten fünfundneunzig Prozent der Glockenkurve durch nur fünf Generationen in einer Reihe verändert. Natürlich sind die Mäuse größer geworden. Wahrscheinlich hätte ich auch die andere Richtung einschlagen können, wenn ich gewollt hätte, und sie kleiner machen können.«
    »Das wird deinem Vater nicht gefallen«, sagte seine Mutter und gab Paul die Maus zurück.
    »Ich weiß. Ich werde es ihm bei der Forschungsausstellung sagen. Nachdem ich gewonnen habe. Dann kann er einfach nicht böse auf mich sein.«
    Seine Mutter runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht«, sagte sie dann. »Was ist, wenn er es vor der Ausstellung herausfindet?«
    »Das wird er nicht«, verkündete Paul. Er setzte die gescheckte Maus wieder in das Terrarium zurück. Sie lief über die Zedernspäne zur Fressschale. »Außerdem«, sagte er so leise, dass seine Mutter es fast nicht hören konnte, »ist das alles, was ich jetzt noch habe.«
    »Sei nur vorsichtig«, sagte sie.
    »Es gibt nur eine Sache, die mich überrascht, etwas, das mir erst kürzlich aufgefallen ist.«
    »Und das wäre?«
    »Als ich angefangen habe, waren mindestens die Hälfte der Mäuse Albinos. Jetzt ist es nur noch eine von zehn.«
    »Warum ist das wichtig?«
    »Ich habe mich niemals bewusst entschlossen, diese Eigenschaft wegzuzüchten.«
    »Also?«
    »Also, während des Ausleseverfahrens … als ich entschieden habe, welche ich miteinander kreuzen wollte, hatten zwei Mäuse manchmal fast dasselbe Gewicht, also habe ich einfach eine ausgesucht. Ich dachte, ich hätte sie wahllos ausgesucht, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich glaube, dass ich nur zufällig die eine lieber mochte als die andere.«
    »Vielleicht war das ja so.«
    »Und wenn es in der Natur genauso passiert?«
    »Was meinst du damit?«
    »Wie bei den Dinosauriern. Oder den pelzigen Mammuts oder den Höhlenmenschen. Sie waren einmal hier; wir wissen das, weil wir immer wieder ihre Knochen finden. Aber jetzt sind sie verschwunden, und wir können sie nur noch in Museen sehen.« Er machte eine Pause. »Gott hat doch vor etwa sechstausend Jahren alles Leben gemacht, richtig?«
    »Ja.«
    »Aber einiges davon existiert jetzt nicht mehr.« Paul sah seine Mäuse an. »Wenn es jetzt mit Gott genauso ist? Es muss ja nicht absichtlich passiert sein, sondern nur ein paar Quantile Unterschied, eine winzige Störung des Zufallsprinzips, als wenn die große Hand hinabgreift und

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