Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
einmal einen von ihnen gesehen hätte. Wenn er gewusst hätte, dass sie existieren und auf dieser unserer Welt wandeln.«
»Das sind keine Schimpansen.«
»Nein.«
»Was sind sie dann?«
»Klone«, erklärte Martial. » Australopithecus. Homo erectus. Homo habilis. Unsere neuesten Schöpfungen.«
Paul trat dichter an das Glas. Er legte seine Hand darauf, fühlte die kühle, glatte Oberfläche. Auf der anderen Seite spielten kleine Wunder des Lebens. Mit schlanken Gliedmaßen. Die Unmenschlichen Seite an Seite mit den fast Menschlichen.
» Es gibt noch andere«, fuhr Johansson fort. »Die Deniso waner. KNMER 14-70. Exemplare aller archäologischen Funde. Hier sind sie, Paul. Die Knochen, die du dein Leben lang studiert hast. Hier sind sie.«
Der Alte legte Paul eine Hand auf die Schulter. »Das habe ich dir zu bieten.«
Paul sah ihn an, sprachlos.
»Und die nächsten werden die Proben von Flores sein«, fuhr Martial Johansson leise fort.
Paul stand fast eine Stunde vollkommen fasziniert da und beobachtete die Kleinkinder. Hinter dem Glas ging die Aktivität in der Kinderstation weiter, ohne dass man ihn bemerkt hätte. Ein Mann und eine Frau in weißen Laborkitteln kümmerten sich abwechselnd um die Kinder. Kinder. Das Wort schlich sich in seinen Verstand. Es war nicht ganz richtig. Aber fast. Es war jedenfalls passender als jedes andere Wort, das er hätte verwenden können. Denn wie sonst sollte man sie nennen? Und trotzdem waren sie ganz entschieden anders als alle Kinder, die er je zuvor gesehen hatte. Merkwürdige kleine Kinderkreaturen, die in dem Raum herumkrabbelten.
»Möchtest du hineingehen?«
Paul konnte nur nicken. Martial führte ihn zur Tür und ließ ihn in den gläsernen Raum. Die Kinder wichen zuerst zurück, weil sie Angst vor dem großen Fremden hatten. Paul kniete sich hin, und eines der kleinen Wesen kam über den gepolsterten Boden auf ihn zugekrabbelt. Es krabbelte. Diese Kreatur hatte eine glatte, haarlose Haut, aber ein Gesicht, wie es Paul noch nie bei einem Kleinkind gesehen hatte. Seine Haut war mittelbraun und das Haar etwas he ller als die Haut. Eine ungewöhnliche Kombination, abe r nicht einzigartig.
»Streck eine Hand aus«, sagte Johansson.
Kreaturen, die keine Menschen waren. Aber fast menschlich. Sie krochen in Windeln herum.
Dieses Kind war ein Junge, vermutete Paul. Sein Gesicht hatte etwas Männliches, obwohl es noch so jung war. Das Haar war mittelblond wie nasser Sand am Strand. Es war glatt und kräftig. Paul streckte seine Hand aus, und das Kind kam näher. Es packte mit seiner Faust einen seiner Finger. Die Muskeln in seiner Schulter spannten sich an, und Paul staunte über seine Kraft.
»Das ist eines unserer kräftigsten Exemplare.« Martial Johansson war hinter Paul getreten, ohne dass der es bemerkt hatte.
»Was ist … er?«
»Wir nennen ihn Samson.«
»Nein, ich meine … was ist er? Welche Rasse? Welche Spezies?«
Der alte Mann sah Paul anerkennend an. »Was glaubst du? Ich würde gern deine Vermutung hören.«
Paul betrachtete das Kind. Es wirkte sehr menschlich, aber es war schwer zu sagen, wie es sich entwickeln würde. Die Jungen vieler Tiere sehen sich sehr ähnlich, ähnlicher als die ausgewachsenen Exemplare. Das war eines der Mysterien der Biologie. Die Babys vieler Spezies waren kaum zu unterscheiden, während die erwachsenen Tiere sich vollkommen voneinander unterschieden. Ein Puma und eine Hauskatze sahen als Babys fast gleich aus.
»Eines der Java-Exemplare«, sagte Paul.
Martial Johansson lächelte. »Ein sehr vernünftiger Schluss.«
»Habe ich recht?«
»Es wäre durchaus möglich.«
»Wollen Sie es mir nicht sagen?«
»Nein. Ich habe nur gesagt, dass ich gern deine Meinung hören würde, aber nicht, dass ich dir eine Antwort geben werde. Aber es gibt noch mehr zu sehen. Möchtest du gern mehr sehen?«
»Mehr als das?«
»Noch viel mehr.«
Martial führte ihn aus der Kinderstation durch einen langen Flur in einen anderen Raum. Dort gab er ihm einen Mundschutz. »Bis die Kinder geimpft werden, darfst du sie nicht einfach anatmen. Wir müssen sie wirklich gegen alles impfen. Was für uns nur eine unbedeutende Erkrankung darstellt, könnte sie umbringen. Es ist ein bisschen wie früher bei den Seuchen in den Kolonien, nur noch viel schlimmer.«
Paul setzte die Maske auf und trat durch die Tür.
»Ich lasse dich jetzt allein«, erklärte der alte Mann. »Aber vorher möchte ich dir noch etwas geben.« Er winkte einen der
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