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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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sieht es aus, als wäre es dasselbe.«
    »Manchmal ist es auch dasselbe«, gab Lilli zurück.
    »Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen. Vor hundert Jahren gab es in Australien einen Mann holländischer Abstammung. Er war allen Berichten zufolge geisteskrank und vollkommen verwirrt. Er nahm eine junge Aborigine zur Frau. Sie lebten irgendwo draußen im Busch, in völliger Abgeschiedenheit, und kamen nur selten mit der Zivilisation in Kontakt. Sie hatten verschiedene halbblütige Töchter, wenn ich diesen Ausdruck benutzen darf, der zur damaligen Zeit gebräuchlich war. Sie erzogen sie im Busch. Die Töchter wuchsen heran, und dann starb die Mutter. Der Vater nahm eine seiner eigenen Töchter zur Frau, ein Vergehen gegen die Natur, und sie gebar ihm etliche Kinder, die wiederum nur zu einem Viertel Aborigine waren. Solche unnatürlichen Paarungen sind zweifelsohne von Zeit zu Zeit vorgekommen. Was diesen Fall jedoch so bemerkenswert macht, ist, dass die nächste Generation ebenfalls ein Kind hervorbrachte, das ebendiesen Mann heiratete. Er war mittlerweile in den Sechzigern. Die Enkelin schenkte ihm ebenfalls etliche Kinder. Dies ist die intensivste Form einer menschlichen Abstammungslinie, die jemals von der Wissenschaft dokumentiert werden konnte. Als dieser kleine Clan im Busch entdeckt wurde, zählte er mehr als ein Dutzend Menschen. Einige von ihnen waren lahm, andere ganz offenbar geistesschwach. Aber es war die merkwürdige Aufhellung der Haut in jeder folgenden Generation, die die Aufmerksamkeit des Forschers erregte. Er fand es merkwürdig, dass das jüngste Kind, ein geistig schwer behinderter Junge, nahezu weißhäutig war, während alle älteren Generationen dunkler zu sein schienen.«
    »Wollen Sie auf etwas Bestimmtes hinaus?«
    »Der entscheidende Punkt, meine Liebe, ist der, dass es ein Trugschluss wäre, die Menschheit über irgendeine andere Lebensform zu stellen. Es ist reine Zeitverschwendung, inneren Trieben äußere Ursachen zuzuschreiben. Wir kämpfen, weil das so in uns steckt. Und das ist auch der ursprüngliche Grund, warum wir kopulieren. Man braucht keinen Vorwand, um es zu tun, sondern man braucht vielmehr einen Grund, es nicht zu tun.«
    »Klingt, als wären wir Tiere.«
    »Wir sind genau das, Tiere. Wir unterscheiden uns nicht von Kühen, Schweinen oder Wölfen. Ich habe nach dem gesucht, was uns anders macht, und ich kann es nicht finden. Sie sind doch die Affenfrau, richtig?« Auf dem Gesicht des alten Mannes zeigte sich plötzlich Zorn. Ein unerklärbarer Ärger.
    »Was hat …?«
    »War Primatologie nicht Ihr Spezialgebiet? Sie haben ei nen Abschluss in Primatologie gemacht, einen durchschn ittlichen Abschluss von 3,7 und haben an einem Graduiertenprogramm an der Washington-Universität teilgenommen. Diese Person sind Sie doch, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Also, was unterscheidet uns von den Affen?«
    »Es gibt zahllose Unterschiede.«
    »Aber was genau unterscheidet uns?«
    »Genetisch betrachtet gibt es eine Menge …«
    »Siebenundneunzig Prozent identischer Gene, ja!«, fuhr Martial Johansson sie an. »Wir alle kennen diese Zahl, aber wo liegen die Unterschiede?«
    »Sie sind über die ganze …«
    Der alte Mann hämmerte seine Faust auf den Tisch, so dass das Besteck hüpfte.
    »Menschen haben dreiundzwanzig Chromosomenpaare. Schimpansen haben vierundzwanzig. Das ist der offensichtliche Unterschied, der auf einem einfachen Karyotyp ganz schlicht zu erkennen ist. Es ist ein grundlegender Unterschied in der Chromosomenstruktur.«
    Der alte Mann griff nach seinem Besteck. Er rollte die Serviette aus und verteilte das Besteck auf dem Tisch. Dann schnappte er sich eine zweite und dritte Serviette und wiederholte den Vorgang. Dann noch eine vierte. Anschließend legte er das Besteck in einem bestimmten Muster aus: zwei Gabeln, zwei Löffel, zwei Teelöffel, zwei Messer, Seite an Seite. Eine zweite Besteckgruppe legte er in einem i dentischen Muster daneben. »Wie Sie sehen können, sind sie gleich«, erklärte er. »Das sind unsere Chromosomen. Die Gabeln sind Chromosom eins. Löffel Chromosom zwei, Teelöffel Chromosom drei. Messer Chromosom vier usw. Das sind wir.« Er deutete auf die beiden Bestecksets.
    »Unser Chromosom Nummer eins sieht genauso aus wie das Chromosom Nummer eins bei den Schimpansen«, fuhr er dann fort. »Unser Chromosom Nummer drei sieht so aus wie ihr Chromosom Nummer drei. Sehen Sie das?« Er nahm eine Gabel von der einen Gruppe und hielt sie neben die erste

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