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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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wie bei einer leeren Kirche, wo eine Stimme von den kahlen Wänden zurückhallte. Hier wurde die Stimme von dem Raum buchstäblich verschlungen.
    »Ja.«
    »Hast du es gelesen?«
    »Das ist eins der verbotenen Bücher.«
    »Hast du es gelesen?«, wiederholte der alte Mann seine Frage.
    »Habe ich.«
    »Und was ist damit?« Johansson zog ein großes dunkles Buch aus dem Regal und hielt es hoch, damit Paul es sehen konnte.
    »Die Bibel?«
    »Auch ein verbotenes Buch, jedenfalls in manchen Teilen der Welt.«
    Der alte Mann legte das Buch auf den Tisch und winkte Paul zu sich heran.
    Paul stellte sich neben den Alten, dessen Bein den Tisch berührte. Martial Johansson mochte zäh sein, aber er war gebrechlich. Paul erwog kurz den Gedanken, ihn umzubringen. Ein Bild zuckte durch seinen Verstand. Wie sich seine Hände um den Hals des Alten legten. Wie seine Kehle sich anfühlen würde, wenn er sie zerquetschte. Wie seine Augen aussahen, wenn das Leben aus ihnen gewichen war.
    »Geh zu Genesis, Kapitel drei, Vers zwanzig«, befahl der alte Mann.
    Paul blätterte um.
    »Und jetzt lies!«
    »›Und Adam nannte seine Frau Eva, denn sie war die Mutter allen Lebens.‹«
    »›Mutter allen Lebens.‹ Wie denkst du darüber?«
    »Ich denke gar nichts.«
    »Sie wurden wegen ihrer Sünden aus dem Paradies vertrieben«, sagte Martial Johansson. »Gott war wütend, weil sie von der Frucht des Wissens gekostet hatten. Und seine Bestrafung kam schnell.« Der alte Mann schloss die Augen und zitierte aus dem Gedächtnis: »›Ich werde euer Elend und euren Verrat vervielfachen; ihr sollt eure Kinder in Elend gebären.‹«
    Martial öffnete die Augen und sah Paul an. »So wurden Kain und Abel gezeugt. Dann hat Kain Abel erschlagen. Es gibt noch einen Vers, den du mir vorlesen sollst. Genesis vier, Zeilen sechzehn und siebzehn.«
    Paul blätterte weiter in der Bibel, bis er die Stelle fand. Er las laut vor.
    »›Und Kain verbarg sich vor dem Antlitz des Herrn und versteckte sich im Lande Nod, östlich von Eden. Und Kain nahm sich eine Frau, sie empfing und gebar Enoch.‹«
    Der alte Mann lächelte. »Siehst du, Paul, das hat mich beeindruckt, mich zu dem hier angeregt. Ohne all dies würde es das alles hier heute nicht geben.« Er deutete auf den Raum, aber Paul spürte, dass er etwas Größeres meinte. Das ganze Gelände. Alles. »Das war’s, was mich auf diesen Weg geführt hat. Als ich die Genesis gelesen habe als junger Bursche in der Schule.«
    Johansson streckte die Hand aus, und Paul gab ihm die Bibel zurück. Der alte Mann blickte auf die Seiten, die zerknittert und vergilbt vom Alter waren.
    »Denn schon als Junge habe ich mich gefragt …« Der alte Mann schloss die Bibel. »Dieser Junge, dieser Kain, den man aus dem Paradies vertrieben hatte, wen hat er wohl geheiratet?«
    Paul starrte den Alten an. »Es ist eine Entstehungsgeschichte.«
    »Tatsächlich? Komm, setz dich«, sagte Johansson. Er deutete auf einen Stuhl mit einer hohen Lehne neben dem Tisch. Paul setzte sich, während der Alte weiter seine Bücher durchblätterte. Er zog einen Zwicker aus der Brusttasche seiner Anzugjacke und betrachtete die Buchrücken, suchte nach Titeln, die er im Kopf hatte. Immer wieder zog er andere Bücher heraus. Bücher über Paläontologie. Bücher über Knochen. Und auch das waren Bücher, die, wie die Bibel, in etlichen Teilen der Welt verboten waren, das wusste Paul. Oder jedenfalls einige von ihnen.
    »Sag mir, Paul, ist dein Zimmer zu deiner Zufriedenheit?«
    »Ich bin an meiner Unterkunft nicht sonderlich interessiert.«
    »Verstehe. Das habe ich auch nicht anders erwartet. Aber dennoch, solange du dich nicht unbehaglich fühlst, nehme ich an, dass es genügt. Aha!« Der Alte zog ein Buch aus dem Regal. »Danach habe ich gesucht. Es ist ein sehr seltenes Exemplar.«
    Er legte das Buch mit zu den anderen auf den Tisch und ließ sich in einen Sessel sinken. Sie saßen nebeneinander wie gute Freunde. Paul konnte sich vorstellen, dass eine Sicherheitskamera jede ihrer Bewegungen aufnahm. Er stellte sich Männer in Kampfanzügen unmittelbar vor der Tür vor, die nur darauf warteten hereinzustürmen, falls er eine falsche Bewegung machte. Aber er wusste, dass er es schnell hinter sich bringen würde. Wenn auch vielleicht nicht schnell genug. Konnte er den alten Mann töten, bevor irgendjemand Zeit hatte, ihn daran zu hindern? Und dann war da natürlich noch Lilli. Selbstverständlich. Was würde mit ihr passieren? Martial Johansson war

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