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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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werden.
    Schließlich hob Paul den Arm und nahm die Fotos aus Gavins ausgestreckter Hand.
    Er betrachtete die Aufnahmen.
    Ziemlich lange.
    »Geben Sie uns zwei Wochen«, sagte Gavin. »Wenn Sie nach zwei Wochen nicht bleiben wollen, schicken wir Sie zurück, ohne weitere Fragen. Den Scheck können Sie trotzdem behalten.«
    »Wo wurden diese Aufnahmen gemacht?«
    »Diese Fossilien wurden letztes Jahr auf Flores gefunden, einer Insel in Indonesien«, erwiderte Gavin.
    »Flores«, flüsterte Paul, ohne den Blick von den Fotos zu nehmen. Er betrachtete eins nach dem anderen, langsam und ausgiebig. »Ich habe schon gehört, dass sie dort merkwürdige Knochen gefunden haben. Ich wusste nicht, dass die Aufnahmen schon veröffentlicht wurden.«
    »Das wurden sie auch nicht. Jedenfalls noch nicht.«
    Schließlich hielt Paul bei einem Foto inne. Er schwieg l ange. »Ich weiß nicht genau, was ich hier vor Augen hab e«, sagte er schließlich.
    »Das wissen wir auch nicht. Jedenfalls nicht hundertprozentig.«
    »Es sieht ausgewachsen aus, der Abnutzung der Zähne nach zu urteilen.«
    »Das ist es auch.«
    »Diese Abmessungen können nicht stimmen.«
    »Sie stimmen aber.«
    »Eine fünfzehn Zentimeter lange Elle?«
    Gavin nickte.
    »Dann sind sie einzigartig.« Paul sah ihn an. »Die Wissenschaftler müssten Ihnen die Tür einrennen, nur um daran arbeiten zu dürfen.«
    »Wie sagt man so schön: Wir halten den Ball diesbezüglich im Moment ziemlich flach.«
    »Sie könnten sich Ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter aussuchen.«
    »Das haben wir getan«, antwortete Gavin. »Warum wäre ich sonst hier?«
    Paul runzelte die Stirn. »Verstehe ich nicht.«
    »Ist auch nicht nötig.«
    »O doch«, widersprach Paul. »Vielleicht ist es durchaus nötig.« Im selben Moment war die Mauer verschwunden. Die Höflichkeit wich etwas anderem.
    »Sie haben die Ausbildung und die Erfahrung, die wir brauchen.«
    Jetzt hob Paul eine Braue. »Das haben andere Wissenschaftler auch.«
    »Wir suchen jemanden, der schnell arbeitet.«
    »Ich bin ganz sicher nicht der Schnellste.«
    Gavin seufzte. »Ich weiß nicht, ob Paläontologie jemals hat so bedeutend sein sollen, wie sie mittlerweile geworden ist. Genügt das?«
    Paul sah ihn nur schweigend an.
    »Wir leben in einer Welt, in der Fanatiker Wissenschaftler werden. Sagen Sie, mein Junge, sind Sie ein Fanatiker?«
    »Nein.«
    »Sehen Sie, da haben Sie Ihren Grund. Oder jedenfalls so in etwa.«

8
    Pauls Vater war im Sommer nach Pauls erstem Collegejahr an einem Herzinfarkt gestorben. Es war ganz plötzlich passiert, und so blieben tausend Dinge ungesagt.
    Der Trauerzug folgte dem Leichenwagen von der Kirche zum Friedhof, auf dem vier Generationen der Familie seines Vaters begraben lagen. Es war ein grüner Hügel, auf dem wohl auch Paul selbst eines Tages seine letzte Ruhestätte finden würde, wie er vermutete. Seine Mutter weinte.
    »Ich könnte mir ein Semester freinehmen«, sagte er zu ihr. »Ich könnte bleiben.«
    »Nein«, lehnte sie ab. »Fahr ruhig wieder zum College zurück.«
    »Du solltest nicht allein sein.«
    »Ich bin nicht allein. Ich habe die Kirche.«
    Das stimmte. Nachdem sein Vater in den letzten Jahren immer unberechenbarer geworden war, hatte sich seine M utter in ihre Bibelstudien verkrochen. Sie verbrachte fünf Tage die Woche in der Kirche. Manchmal kam sie nicht einmal nachhause.
    »Die Sachen deines Vaters gehören jetzt dir«, sagte sie später zu ihm.
    »Was für Sachen?«
    »Eben die Sachen, die Väter an ihre Söhne weitergeben.«
    In seiner letzten Nacht zuhause ging er in das Zimmer seines Vaters hinauf. Seine Mutter war unten, war auf der Couch eingeschlafen.
    Paul öffnete den Schrank seines Vaters. Hemden und Krawatten. Bücher. Ganz hinten, an der Wand, eine geladene Pistole, schwarz und silbern. Er hatte sie schon einmal gesehen, vor vielen Jahren.
    Er fand eine Münzsammlung. Susan B. Anthonys und ein Dutzend Liberty Bells. Es gab ganze Stapel von wissenschaftlichen Monatszeitschriften. In jeder lag an irgendeiner Stelle ein Stück Papier, und zwar jeweils da, wo eine Abhandlung seines Vaters abgedruckt war. Paul begriff, dass es sich um die Veröffentlichungen seines Vaters handelte. Um alle seine veröffentlichten Artikel. Studien über antagonistische Pleiotropie, Heterosie und die mitochondriale haplotype Distribution von Przewalskis Pferd.
    Dann fiel ihm hinter dem Stapel mit Zeitschriften an der Wand etwas ins Auge. Er streckte die Hand aus und zog das grüne

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